Kapitel 5.2

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Er kam nicht weit. Er lief gerade auf die Ecke zu um wieder zum vorderen Teil der Schule zu laufen, da erkannte er von weitem blondes Haar. Sie stand an der Ecke und sah traurig zu ihm. Ein Blick, der ihm mehr zusetzte als die Schläge, die er kassiert hatte. Sie war traurig, das es soweit gekommen war und er hatte das Gefühl sie zu enttäuschen. Sie stand dort wie stellvertretend für seine Mutter. Doch er lief einfach weiter, als nahm er es nicht wahr. Erst als er sie fast erreicht hatte, trat sie vor. „Geht es dir gut, Arran?" Sie war ehrlich besorgt und das war etwas, das ihm fast die Luft abdrückte. „Halb so wild. Das ist nicht das erste mal." „Aber deine Mam wird sauer werden!" Erkannte Naia noch besorgter. Ohja das würde sie. Das wusste Arran auch. Er hatte nicht übertrieben, als er sagte er würde morgen vielleicht nicht kommen. Vielleicht würde sie ihn zur Strafe morgen mit ins Altersheim nehmen, statt ihn zur Schule zu lassen. Er und seine Mutter wussten beide, das er es mehr hasste, als alles andere mit ins Altersheim zu müssen. Es war ein Ort, der von Tod erfüllt war und das war etwas, das er bis heute nicht ertrug. Er hatte nicht gemerkt, wie seine Gedanken abgedriftet waren, bis Naias Taschentuch sein Gesicht berührte, um ihm das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Eine sanfte Berührung, die ihn überraschte und die eine schmerzhafte Wunde berührten. Er zischte und zuckte zurück und Naia stockte sofort. „Es tut mir leid... Hab ich dir weh getan?" Er blinzelte in ihr Gesicht, ehe er schief grinste. „Schon gut. Lass uns gehen." Damit nahm er zum ersten Mal ihre Hand und zog sie mit sich. Er wusste einfach, das Jacob ihn jetzt nicht mehr angreifen würde. Sie warfen ihnen nichtmal irgendwelche Beschimpfungen hinterher, als mussten sie sich noch immer sammeln. Überrumpelt von Arrans ruhigen Erkenntnissen. Er spürte wie Naia ihm folgte und er starrte vor sich hin. „Naia." Sagte er ruhig und er hörte ihr: „Mhm?" „Wir sollten sie weiter zu dem Kuchen einladen. Er war wirklich lecker und ich glaube sie würden ihn auch mögen." „Ja nicht?" Entwich es Naia etwas erleichteter. „Vielleicht sollte ich Kuchen mit zur Schule mitnehmen!" Sagte sie sofort nachdenklich, doch Arran schüttelte den Kopf. „Ich glaube es ist besser, wenn wir auch so Freunde mit ihnen werden." Er zog sie immer noch mit sich, als ihr Lachen erklang. Erst da blieb er überrascht stehen und sah zu ihr zurück. Nicht wissend, wie unglaublich zugerichtet er aussah. Er würde es sehen sobald er zu Hause war und er würde von seiner Mutter richtig Ärger dafür bekommen. „Du bist seltsam, Arran." Erkannte sie fröhlich und er blieb tatsächlich stehen und sah zu ihr zurück. „Wieso denn seltsam?" Dort war noch immer ihr Lachen. „Weil die Schläge dir gut getan haben." Sagte sie einfach, als würde das ihr Lachen völlig erklären. Doch es erklärte gar nichts und in diesem Moment verstand Arran sie einfach nicht. „Gut getan? Das hat wehgetan!" „Dafür siehst du aber ganz schön glücklich aus." Glücklich? Er blinzelte und merkte wie weh diese Geste tat. Eigentlich, wie jede Bewegung seines Gesichtes. „Du bist genauso seltsam!" Sagte er trotzig zurück. „Bin ich das?" Fragte Naia, doch das Lächeln verschwand nicht von ihrem Gesicht. „Du bist eindeutig seltsamer als ich." Sie kicherte und trat an seine Seite nur damit sie Beide zusammen losliefen. Seite an Seite den Rückweg einschlugen. Begleitet von ihrem Gespräch wer von ihnen Beiden nun seltsamer war. „Nein du bist seltsamer!" Rief Arran überzeugt und Naia kicherte wieder. „Du bist immer einmal seltsamer als ich!" „Spiegel Naia. Egal was du sagst, es geht zu dir zurück." „Dann Spiegel zum Spiegel!" Sagte sie selbstsicher und sogar Arran musste kurz lachen. „Das geht aber nicht!" „Doch das geht!" Arran merkte es nicht, doch in diesem Moment verhielt er sich endlich wieder wie ein 10 Jähriger sich verhalten sollte. Albern und kindisch und nicht aggressiv und wütend. Es war als hätte die Auseinandersetzung mit Jacob dazu geführt, das er ein wenig Frieden mit seiner Vergangenheit geschlossen hatte. Einfach nur, weil er erkannte, das es nicht nur sein eigenes Schicksal war, sondern das Schicksal sehr vieler, die in dieser Stadt lebten und groß wurden. Das Schicksal wichtige Menschen zu verlieren einfach nur, weil sie falsche Entscheidungen trafen.


Sein roter Himmel - Su Cielo RojoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt