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Die Wochen vergehen und zwei Wochen, bevor die Siebtklässler ihre letzten Prüfungen an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei schreiben, steht ein für James und Sirius fast noch wichtigerer Tag an, das Finale der Hausmeisterschaften im Quidditch. Gryffindor gegen Slytherin.
Schon beim Frühstück kann man die Anspannung spüren. Gryffindors Quidditchmannschaft hat sich von den anderen abgeschottet an den Tisch gesetzt und die Spieler sehen nicht gerade danach aus, als ob sie jetzt groß was essen könnten. Irgendwann stehen sie auf und verlassen die große Halle. Lily kann noch einen kurzen Blick auf James' konzentriertes Gesicht werfen.
Gegen Zehn macht sich auch der Rest von Hogwarts' Schülerschaft auf den Weg zum Quidditchfeld. Man sieht ein Meer von in Rot-Gold oder Grün-Silber gekleideten Schülern. Viele haben dazu auch Banner dabei. Sie sind ausgelassen und fröhlich. Beinahe wehmütig betrachtet Lily den Trubel um sich herum. Das wird das letzte Quidditchspiel sein, das sie sich hier in Hogwarts anschauen wird. Doch daran möchte sie jetzt nicht wirklich denken. Sie folgt ihren Freunden auf die Tribüne und setzt sich zwischen Alice und Marlene. Von überall hört sie aufgeregte Stimmen. Alle können es nicht erwarten, dass das lang ersehnte letzte spannende Spiel beginnt.
Da erhebt der Stadionsprecher, ein Ravenclaw aus dem vierten Jahr, das Wort: ,,Hallo und herzlich willkommen zum letzten Quidditchspiel der Saison! Uns erwartet ein spannendes Match, Gryffindor gegen Slytherin! Wer macht wohl am Ende das Rennen und nimmt den Pokal mit?" Von überall kommen lauter Rufe, jeder feuert seinen Favoriten an. ,,Und hier kommt die Mannschaft von Slytherin, angeführt von Regulus Black. Ihr Teamkapitän Bulstrode muss verletzungsbedingt aussetzen." Laute Rufe kommen von den Ränken der Slytherins, nur wenige andere feuern das Team an. ,,Und jetzt macht euch bereit für das Team von Gryffindor, angeführt von Mannschaftskapitän Potter!" Tosender Applaus und viele Rufe sind zu hören, es ist, als würde das Stadion beinahe explodieren. Lily kann James erkennen, als er als erster seines Teams auf das Quidditchfeld fliegt. Konzentriert nehmen die Spieler ihre Position ein.
,,Der Schnatz wird freigelassen, die Klatscher ebenfalls und der Quaffle wird hochgeworfen, das Spiel beginnt! Macmillan schnappt sich den Quaffle und passt ihn rüber zu Potter, der weicht seinen Gegnern aus. Oh! Das war knapp!" Fast hätte einer der Klatscher James erwischt, doch er konnte noch ausweichen. Sirius jagt dem Klatscher hinterher. ,,Potter fliegt auf die Torringe zu, er passt den Ball rüber zu Johnson, der wirft, oh! Hüter Mulciber hält den Ball! Ärgerlich für Gryffindor!" ,,Verdammt!", ruft Marlene aus. Auch James sieht nicht gerade glücklich aus. ,,Muciber wirft den Quaffel zu Black, Black weicht Macmillan aus und, auweia, was ein Familiendrama! Gryffindors Black hat einen Klatscher auf seinen Bruder losgelassen. Black kann noch gerade ausweichen, aber er verliert den Quaffle, Johnson fängt ihn. Gryffindor im Ballbesitz!" Jubel bricht auf den Tribünen aus. Das Spiel hat noch keine fünf Minuten gedauert, doch es reißt jetzt schon alle in den Bann, alle fiebern mit. Selbst die Schüler, die nicht so begeistert von Quidditch sind.
,,Johnson wirft zu Macmillan, wieder zurück zu Johnson, wieder zu Macmillan, der passt zu Potter. Potter wirft und - TOR! 10 PUNKTE FÜR GRYFFINDOR!" ,,JA!", kommt es unisono von Lily und den anderen.
,,Weiter so!", ruft James seinen Teamkollegen zu und verfolgt dann Regulus, der wieder den Quaffle hat. ,,Slytherin im Ballbesitz. Black passt zu Pucey, Pucey weicht einem Klatscher aus, passt wieder zu Black. Black wirft- und Lang kann den Ball nicht halten, TOR FÜR SLYTHERIN!" Lily flucht. Sie kann sehen, wie James sich die Haare rauft. ,,Eins ist sicher,", kommt es vom Stadionsprecher, ,,das ist ein verdammt spannendes Spiel, schon jetzt!"
Im Verlauf des Spiels wird klar, dass sowohl Gryffindor als auch Slytherin als der Sieger hervorgehen wollen. Beide Mannschaften sind gut vorbereitet und schenken sich nichts. Irgendwann steht es hundert zu hundert. Den Ausgleich haben James und Macmillan gemacht, indem sie zweimal hintereinander getroffen haben.
,,Was ist das? Es scheint, als wurde der Schnatz gesehen!" Lily weiß gar nicht, wo sie hinschauen soll. Zu James, der gerade mit dem Quaffle auf die Torringe zufliegt, oder zu Adrian Miller, der seine Hand ausstreckt.
,,Potter wirft- TOR, GRYFFINDOR GEHT WIEDER IN FÜHRUNG! Und- wow! Adrian Miller hat den Schnatz! GRYFFINDOR HAT GEWONNEN!"
Tosender Applaus und Jubel brechen aus. James kann es kaum glauben, sie haben tatsächlich gewonnen! Er fliegt hinunter zu Sirius, der gerade einen der Quaffle in die Kiste sperrt. ,,Tatze, wir haben es echt geschafft!", ruft er aus. Auch Sirius sieht sehr glücklich aus. Da kommt schon Professor Dumbledore mit dem Quidditchpokal auf sie zu. Gryffindors Mannschaft stellt sich hinter James, welcher stolz von einem zum anderen Ohr grinst. Er schaut kurz hoch zur Gryffindortribüne, wo ihm seine Mitschüler zujubeln und glaubt auch, Lily zu erkennen. Nun steht Dumbledore vor ihnen und neben ihm steht Professor McGonagal, die ein stolzes Lächeln nicht verbergen kann. ,,Ich gratuliere Ihnen, Mr. Potter. Ihnen und Ihrer ganzen Mannschaft. Ich weiß, dass sie viel Zeit ins Training gesteckt haben. Wenn auch zeitweise zu viel." Er zwinkert James zu. Dann fügt er laut (durch den "Sonorus") hinzu: ,,Ich gratuliere der Siegreichen Mannschaft von Gryffindor. Und ich freue mich, Mr. Potter nun symbolisch den Quidditchpokal überreichen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!" Die Menge tobt, bloß die Slytherins sind zum Großteil schon wieder zum Schloss gegangen. James genießt den Augenblick. Oben auf der Tribüne kann Lily nicht umhin, ein paar Freudentränen zu vergießen. Sie jubelt sich fast heißer und klatscht unentwegt in die Hände, auch wenn diese langsam wehtun.
Unten auf dem Feld hält James den Quidditchpokal in die Höhe und lässt ihn durch die Hände seiner Teamkameraden gehen, eher er ihn McGonagal überreicht. ,,Es war mir eine Ehre, den Pokal für Ihren Schreibtisch zu gewinnen, Professor. Ich finde, er ist doch eine recht schöne Erinnerung an mich." Die Professorin lächelt leicht. ,,In der Tat, Mr. Potter.", sagt sie bloß.
,,Party im Gryffindorturm! Es darf kommen wer will - natürlich auch nur, wer alt genug ist.", fügt Sirius unter dem strengen Blick von seiner Hauslehrerin zu.

Lily eilt hinunter zu den Umkleidekabinen der Gryffindors. Auf dem Weg dorthin kommt ihr Sirius entgegen. ,,James ist noch am duschen, sollte aber gleich fertig sein.", meint dieser zu ihr. Lily nickt. ,,Glückwunsch, Black." Sie zieht ihn in eine kurze Umarmung. Auf Sirius' Gesicht bildet sich ein spitzbübisches Grinsen. ,,Danke, Evans." Lily geht weiter zur Umkleidekabine. Die Tür steht einen Spalt offen. Leise tretet sie an diese heran, sie will James überraschen, und erlebt selbst eine Überraschung, als sie durch den Spalt schaut. James steht mit dem Rücken zu ihr, bloß mit einem Handtuch um die Hüfte. Und offenbar an seinen Lippen hängend, und das im wahrsten Sinne des Wortes, erkennt Lily niemand geringeren als Holly Crest. Lily wird schlecht. Holly öffnet die Augen und begegnet Lilys Blick. Und wenn Blicke töten könnten, würde sie Lily gerade mit ihrem siegessicheren Blick zehnmal erdolchen. Lily dreht sich um und läuft davon. Tränen laufen ihr über die Wangen, wie konnte er nur! Ihr James, der ihr doch so lange nachgelaufen ist. Hat er das Interesse an ihr verloren? Sie läuft geradewegs zum Gryffindorturm. Im Gemeinschaftsraum findet sie ihre Freunde vor, die mit einigen anderen den Raum für die Party vorbereiten. Alice bemerkt sie sofort. ,,Oh Merlin, Lily!", ruft sie schockiert aus und auch die anderen drehen sich zu der rothaarigen Hexe um. ,,Was ist los?", fragt Mary besorgt. Lily schluchzt. ,,J-james!", bringt sie unter den ganzen Schluchzern hervor. ,,Den bringe ich um!", kommt es sofort von Marlene, doch auf einen "Echt jetzt?"- Blick von Mary hin, sagt sie dann: ,,Okay, komm erstmal mit hoch. So aufgewühlt sollte dich jetzt keiner sehen. Komm." Sie hakt sich bei ihrer Freundin ein und führt sie hoch in den Mädchenschlafsaal. Mary und Alice folgen ihnen. Mary schaut auffordernd zu Peter, Remus und Sirius. ,,Wir kümmern uns darum.", kommt es von letzterem. Mary nickt und eilt ihren Freundinnen hinterher.
Im Schlafsaal verfrachten sie Lily auf ein Bett. Ein paar Minuten sagen sie nichts, sie schließen sich wie ein Iglu um ihre weinende Freundin. Irgendwann meint Alice dann behutsam: ,,So, und jetzt erzähl, was passiert ist. Was hat er getan?" Und so erzählt Lily von dem, was sie vor einigen Minuten mit ansehen musste. Die Gesichter ihrer Freundinnen sprechen Bände. Als sie fertig ist, bricht Lily in einen erneuten Heulkrampf aus. Marlene schaut zu den anderen beiden. ,,Setzt die Jungs ins Bild. Potter hat einiges zu erklären, wenn er dieses Schloss nicht in einer zugenagelten Holzkiste verlassen will." Mary und Alice nicken und verlassen den Raum. Marlene blickt auf die weinende Gryffindor. Dann geht sie an ihren Nachtisch und holt aus einer Schublade ein kleines Fläschen hervor. ,,W-was i-i-ist das?", fragt Lily schluchzend. Marlene zuckt mit den Schultern. ,,Eigentlich wollte ich mir das aufheben für den Tag, an dem wir alle unsere Prüfungen weghaben. Um die Tatsache zu vergessen, dass sie vielleicht blöd gelaufen sein könnten. Aber du brauchst es jetzt wahrscheinlich dringender. Also trink es. Und stell keine Fragen, dir wird es einfach besser gehen." Lily, die sowieso total fertig ist, nimmt kommentarlos die Flasche entgegen und öffnet sie. ,,Schlimmer kann es nicht mehr werden. Runter damit."

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt