12

600 23 0
                                    

Heißes Wasser prasselt auf Lilys Körper. Sie steht in der Dusche und genießt das Wasser auf ihrer Haut. Ihre verspannten Muskeln lockern sich und die Rothaarige kann sich langsam wieder entspannen.
In ein weiches Handtuch gehüllt steht sie nun vor ihrem Kleiderschrank. Da heute Sonntag ist, entschließt sie sich für eine schwarze Stoffhose und ihren Gryffindorpullover.
,,Du hast das Frühstück verpasst.", wird sie im Gemeinschaftsraum von James begrüßt. Dieser sitzt in einem der Sessel und schaut von einem Blatt Pergament auf. Lily zuckt mit den Schultern. ,,Ich hatte keinen Hunger." ,,Tja, Marlene, Mary und Alice sehen das etwas anders und haben mir aufgetragen, dir das hier mitzubringen." Er zeigt auf einen Teller mit 3 Scheiben Toast, die mit Käse, Schinken und Marmelade belegt, beziehungsweise bestrichen sind. Lily seufzt, setzt sich aber dann auf das Sofa und nimmt den Teller an sich. Kurz herrscht Schweigen zwischen den beiden.
,,Du bist ein Animagus. Warum? Wie? Wann? Wusstest du deswegen alles über diesen Verwandlungsprozess?", fragt Lily dann in die Stille hinein. James fährt sich durch die Haare. Er hatte geahnt, dass sie dieses Thema nicht ruhen lassen würde. ,,Ja, ich nehme die Gestalt eines Hirsches an. Wir haben im zweiten Jahr entdeckt, dass Remus ein pelziges Problem hat. Und da es als Tier viel ungefährlicher ist, einem Werwolf Gesellschaft zu leisten, haben wir in unserem dritten Jahr beschlossen, Animagi zu werden und Remus beizustehen. Gelungen ist uns die Verwandlung dann im fünften Jahr.", erklärt er. Lilys Augen sind starr. ,,Sag mir, dass ihr registriert seid.", fleht sie dann. Der Schwarzhaarige senkt den Blick. ,,Nein.", antwortet er ihr leise und wartet auf das Donnerwetter. Doch die Hexe bleibt still. Unsicher schaut er auf. Als sie dann mit leiser und seltsam belegter Stimme spricht, hätte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie ihn anschreien würde: ,,Dir ist ja wohl klar, dass du, dass ihr alle drei von der Schule fliegen könntet, sollte das rauskommen. Nicht nur das. Ihr könntet eure Zukunft in den Müll stecken. Warum zum Teufel lasst ihr euch nicht registrieren und geht ein solches Risiko ein?" ,,Weil wir dann nicht mehr zu Remus können. Ganz einfach. Lily?" Unsicher schaut er die Hexe an, welche ihn immer distanzierter anschaut. ,,Ich brauche Zeit, das zu begreifen. Du gehst gegen das Gesetz und das für einen Freund, um ihm das Leben zu erleichtern. Das ist... das passt in meinem Kopf nicht zusammen, ich... ich muss damit jetzt erstmal zurecht kommen. Tut mir leid.", sagt sie und steht auf. Bevor die durch das Porträt steigt, dreht sie ihren Kopf nochmal zu James. ,,Sei versichert. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. So auch das von Remus und das von den anderen beiden. Ich nehme es höchstens mit ins Grab." Dann ist sie weg. James vergräbt sein Gesicht in den Händen. So schwierig hat er sich das nicht vorgestellt. Und dabei lief es die letzte Zeit so gut mit ihr. Hat er sich das nun selbst verbockt?

Leicht verpennt liegt Remus im Krankenflügel. Er merkt nicht, wie die Tür aufgeht. ,,Hey." Er zuckt zusammen. ,,Lily. Was machst du hier?", fragt er dann, als er die Rothaarige erkennt. Diese zuckt mit den Schultern. ,,Dich besuchen. Machen Freunde doch so.", sagt sie. Remus lächelt leicht. Lily fährt fort: ,,Außerdem behalten Freunde auch Geheimnisse der anderen für sich und verurteilen niemanden." Die Augen des jungen Mannes werden groß. ,,Was?", japst er fassungslos, doch Lily lächelt. ,,Ich habe es durch Zufall herausgefunden." Schnell erzählt sie Remus von den Ereignissen der letzten Nacht. Dass er sie als Mitternachtssnack angesehen hat, verschweigt sie. In ihrer Geschichte hat James sie rechtzeitig gefunden. ,,Die Jungs sollten echt mehr aufpassen! Snape hätte sie auch an einen Lehrer verpetzen können. Dass er jedoch zu dir gerannt ist, ist ein mehr oder weniger glücklicher Zufall. Er wollte wohl erst James an dich verpetzen und euer gutes Verhältnis auflösen. Hat er aber nicht geschafft, oder?", fragt Remus Lily unsicher. Diese beißt sich auf die Lippe. ,,Lily?", hakt Remus langsam sprechend nach. Betreten schaut die Hexe auf den Boden. ,,Nein... Ja... Irgendwie... Ich weiß nicht. Etwas? Ich habe James gesagt, dass ich etwas Abstand von ihm brauche. Die Sache, dass er ein unregistrierter Animagus ist, ist irgendwie schwer zu verdauen. Und dass er das für dich getan hat, kommt in meinem Kopf nicht überein. Ich habe ein anderes Bild von ihm. Er war jahrelang ein arroganter Trottel und nicht jemand, der eine äußerst schwierige Verwandlung durchmacht, um seinem Freund zu helfen. Noch dazu, dass er für dich gegen das Gesetz verstößt und sich nicht registrieren lässt. Und vor ein paar Wochen hat er mich noch genervt und jetzt bin ich sogar schon mit ihm ausgegangen und habe ihm zugesagt, seine Begleitung auf der Halloweenparty zu sein. Ich bin vollkommen durcheinander wegen diesem schwarzen Strubbelkopf.", offenbart sie Remus. Dieser setzt sich auf und mustert die junge Frau vor sich, die ihn leicht verzweifelt anschaut. ,,Lily, kann es sein, dass du dabei bist, dich in unseren James zu verlieben?", fragt er leicht schmunzelnd. Die Rothaarige bekommt große Augen und schüttelt energisch den Kopf. ,,Nein. Nein. Nein, nein, nein, nein, nein! Nein!", ruft sie aus und presst ihre Hände an den Kopf. ,,Nein...", flüstert sie. Und kippt um. Zum Glück steht sie aber so, dass sie direkt auf Remus' Bett fällt. ,,Lily?! Madam Pomfrey!" Die Medihexe kommt sofort angerannt. ,,Ach du meine Güte!" Mit einem Schwebezauber befördert sie Lily in ein Bett neben Remus. Diesen sieht sie fragend an. ,,Ich schätze, dass sie einen Nervenzusammenbruch hat.", erklärt er darauf. Die Hexe nickt. ,,Nun gut. Mr. Lupin, Sie können gehen. Ich werde Miss Evans erstmal hier behalten. Mindestens, bis sie wieder aufgewacht und etwas ruhiger ist."

Pünktlich zum Mittagessen darf Remus den Krankenflügel also verlassen. In der Großen Halle sitzen schon die anderen und unterhalten sich. ,,Alles klar, Moony?", fragt Sirius, der ihn als erster entdeckt. Remus nickt und schaut dann zu James, welcher etwas geknickt wirkt. Er will gerade Lily erwähnen, als Marlene ihm zuvorkommt: ,,Hat jemand von euch Lily gesehen? James, sie ist doch wach, oder?" Der Angesprochene nickt abwesend. Remus klopft ihm auf die Schulter, sieht zu Marlene und sagt: ,,Lily hatte einen kleinen Nervenzusammenbruch und liegt im Krankenflügel." Marlene verdreht die Augen. ,,Sie macht sich aber auch immer Stress. Sollte mal etwas weniger lernen, wir haben eh noch keine Prüfung.", erklärt sie sich die Umstände. Remus aber achtet auf James. Dieser scheint versteinert, so starr sitzt er auf der Bank. ,,Keine Sorge. Ich war derjenige, der es ausgelöst hat. Erkläre ich dir gleich bei euch im Turm.", raunt er dem Schwarzhaarigen zu. Dieser erwacht aus seiner Starre, nickt und widmet sich wieder seinem Essen.

,,Was ist jetzt mit ihr?", fragt James. Die beiden sind nach dem Essen direkt hoch. Remus erklärt ihm kurz, was Lily und er im Krankenflügel besprochen hatten. ,,Ich glaube, Lily kann oder will sich nicht eingestehen, dass sie sich in dich zu verlieben beginnt, mein lieber Krone.", endet er. James schaut ihn ungläubig an. ,,Als ob. Es ist schon ein Wunder, dass sie und ich uns so gut verstanden haben. Und jetzt könnte ich alles kaputt gemacht haben!" Remus schüttelt den Kopf. ,,Nein, das würde ich weniger sagen. Lass ihr Zeit, ja? Das wird. Lass es auf dich zukommen."
Genau in diesem Moment öffnet sich das Porträt und Lily kommt herein. ,,Geht es dir besser?", fragt Remus. ,,Ja... Ja.", erwidert die Hexe zerstreut. Erst sieht es so aus, als wolle sie noch was sagen, doch dann geht sie ohne ein Wort die Treppe hoch.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt