,,Und wo warst du nun?", fragt James am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Die Schulsprecher hatten zeitgleich die Halle verlassen und vorgegeben, ein paar Dinge bezüglich der nächsten Patrouillie und Halloween klären zu müssen. Lily hatte wieder hervorragend genervt getan und James war einfach er selbst. Nun führt Lily ihn zu der Stelle, an der sie gestern die Tür zu diesem wundersamen Raum gefunden hatte. Nur, dass dort keine Tür ist. Verwirrt starrt die Hexe die Wand an. ,,Aber... Hier war eine Tür!" James lacht. ,,Warte.", meint er. Er läuft drei mal hin und her und zu Lilys Erstaunen taucht eine Tür auf. Galant öffnet James diese. ,,Die Dame.", meint er und lässt Lily hinein. Wieder ist es an der Rothaarigen, zu stutzen, denn der Raum, obwohl er sich an der gleichen Stelle befindet, sieht anders aus. An der gegenüber liegenden Wand brennt ein Feuer im Kamin und davor liegt ein wirklich flauschig aussehender Teppich. Die roten Vorhänge der anscheinend bodentiefen Fenster sind zugezogen und tauchen den Raum in ein dämmriges Licht. Lily dreht sich zu James um. ,,Was ist das hier?", flüstert sie. Ebenso leise antwortet James: ,,Der Raum der Wünsche. Du musst dir nur vorstellen, was du brauchst. Einen Ort zum entspannen, lernen, feiern. Alles ist möglich. Es gibt eigentlich nichts, was der Raum nicht kann. Außer Essen zaubern, was Sirius sehr enttäuscht hat." ,,Sirius weiß auch davon? Seit wann kennt ihr diesen Raum?" ,,Nicht nur Sirius, Lily. Remus und Peter kennen diesen Raum auch. Wir haben ihn im vierten Jahr entdeckt. Seitdem nutzen wir ihn ständig.", erklärt der schwarzhaarige Rumtreiber. Im Schneidesitz lässt er sich auf den Teppich nieder. Lily tut es ihm nach und setzt sich im gegenüber. Schweigend sitzen sie so zusammen. Bis James die Stille durchbricht: ,,Ist es nicht seltsam? Ich meine, du hast mich immer gehasst und mit Abwertung betrachtet. Und jetzt... sitzen wir hier zusammen. Und... wir sind so etwas wie Freunde. Versteckte Freunde." Lily nickt. ,,Ja... Aber James... Ich habe dich nicht gehasst. Du... Ich... Ich habe dich einfach nur als Vollidioten abgestempelt. Und nun hast du die einmalige Chance, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Deswegen... werde ich dieses eine Mal mit dir nach Hogsmeade gehen." James' Herz veranstaltet in seiner Brust einen regelrechten Freundentanz. Freudestrahlend schaut er die Rothaarige an. Auch sie lächelt, jedoch verhalten. Sie hofft sehr, dass er seine Chance nutzt. Vielleicht kann er dann wirklich ein Teil ihres Freundeskreises werden.
Zum Mittagessen verlassen sie den Raum der Wünsche und laufen durch die Korridore des Schlosses. Doch James dauert das zu lange. An einem Wandteppich angekommen bleibt er also stehen. ,,Was ist?", fragt Lily. James zieht den Wandteppich zur Seite. ,,Komm, hier lang geht es schneller." Skeptisch folgt Lily ihm. ,,Lumos."
Ein weiterer Wandteppich taucht vor ihnen auf. Kurz schaut James, ob die Luft rein ist und lässt dann auch Lily hinaus. Diese stutzt. ,,Wir sind in der Eingangshalle." ,,Und du sollst die schlauste Hexe unseres Jahrganges sein?", fragt James grinsend. ,,Klappe, Potter.", erwidert Lily jedoch nur und betritt die große Halle. James seufzt. Doch dann beginnt er zu lächeln. ,,TATZE! Lily Evans geht mit mir nach Hogsmeade! LILY EVANS! MIT MIR!", ruft er aus. Fast ausnahmslos jeder schaut zu ihm, wie er lachend an den Gryffindortisch tritt. Lily verdreht die Augen und muss sich ein kleines Lächeln verkneifen. ,,Vorsicht, Potter. Ich hab noch genügend Zeit, um meine Meinung zu ändern." Erschrocken schaut der Schwarzhaarige sie an und Remus lacht. ,,Lass den Jungen. Er wartet seit Jahren darauf.", meint er dann. Die junge Hexe schüttelt nur den Kopf und setzt sich neben Alice, Marlene und Mary sitzen ihnen gegenüber. Während Lily sich die Kürbissuppe schmecken lässt, bemerkt sie nicht, dass ein gewisser Slytherin sie fassungslos anstarrt. Als sie das Essen beendet hat, steht sie auf. ,,Ich komme euch nacher mal besuchen.", meint sie zu ihren Freundinnen und verlässt die große Halle. Unauffällig folgt Severus Snape ihr. Auf einem leeren Gang spricht er sie dann an: ,,Du und Potter? Wirklich?" Erschrocken dreht Lily sich um. ,,Sev..." ,,Sag mir einfach, dass das nicht wahr ist! Dass du nicht mit ihm auf ein Date nach Hogsmeade gehst! Sag es!", ruft Severus fassungslos. Lily schießen die Tränen in die Augen. ,,Das kann ich nicht. Es ist wahr. James und ich haben ein Date.", flüstert sie. ,,Sev. Ich muss ihm endlich eine Chance geben. Er hat es verdient.", spricht sie ruhig weiter. Doch der Slytherin schüttelt den Kopf. ,,Warum er? Warum? Warum Lily? Du und ich haben über ihn gelästert, haben ihn gehasst! Weißt du noch? Und warum gibst du ihm eine Chance und mir nicht?" ,,Du hattest deine Chance, Severus Snape. Und du hast sie weggeworfen wie einen Stein in den schwarzen See. Und jetzt geh, bevor ich mich vergesse!", ruft Lily blind vor Trauer und Wut aus. ,,Kannst du haben, Schlammblut." Lily keucht. Kaum ist Snape verschwunden, sinkt sie an der Wand hinab. Er hat einen wunden Punkt getroffen. Heiße Tränen laufen ihr über die Wangen.
,,Lily!" Mary kommt den Gang entlang und entdeckt ihre völlig aufgelöste Freundin an der Wand gelehnt auf dem Boden sitzend. Die Rothaarige schluchzt. ,,Was ist passiert?", fragt Mary ruhig. ,,Sev...", murmelt Lily dünn und Marys Miene verfinstert sich. ,,Komm mit.", sagt sie und hilft ihrer Freundin auf die Füße. Gemeinsam laufen sie zum Turm der Schulsprecher und setzen sich dort vor den Kamin. ,,Was hat er getan?" Die Rothaarige schluchzt und beginnt dann zu erzählen: ,,Er ist ausgerastet, als er erfahren hat, dass ich mit James nach Hogsmeade gehe. Und... und er... er hat mich Schla... Schlamm-" Mary unterbricht sie: ,,Hey, nein. Nicht weinen Lily. Schniefelus ist es nicht wert. Er hat nicht das Recht, dich so zu nennen, niemand hat das! Du bist wunderbar und einzigartig, Lily, eben weil du du bist! Der Blutstatus ist vollkommen egal! Du bist muggelstämmig, na und? Das spielt keine Rolle, du bist toll! Und wenn dieser Schleimsack von Snape das nicht einsieht, dann ist er unheilbar krank, genau wie der Rest der Slytherins. Du bist unsere Lily, wie wir dich lieben und schätzen." Lily lächelt. ,,Danke.", flüstert sie. ,,Komm her." Mary kommt sie in den Arm.
,,Krone, man ich brauche dich in meinem Team!", hören sie da die Stimme von Sirius Black. ,,Nein, Tatze. Ich schaff das nicht." ,,Doch klar! Ich brauche dich als dritten Jäger, bitte! Am besten wäre sogar, wenn du wieder Kapitän wirst, sonst können wir uns den Quifditchpokal dieses Jahr abschminken!" Sie hören James frustriert aufseufzen. Anscheinend haben die beiden Rumtreiber die Mädchen noch nicht bemerkt. Doch das ändert sich, als Lily zu sprechen beginnt: ,,Na los. Geht zu McGonagal und klärt das mit ihr. Aber nur unter der Bedingung, dass eure Trainings sich nicht mit unseren Patrouillien überschneiden!" Sirius grinst triumphierend. ,,Los Krone! Du hast die Dame gehört. Gehen wir!" James lässt sich von Sirius mitziehen und so stehen sie einige Minuten später vor McGonagals Büro. ,,Hoffentlich ist sie da.", meint der junge Black, als sie dann eine Stimme hören. ,,Mr. Potter und Mr. Black, wie kommt es, dass ausgerechnet Sie beide an einem Sonntag zu mir wollen?" Die Jungen drehen sich um und erblicken die Professorin, die geradewegs auf sie zugeschritten kommt. ,,Treten Sie ein.", meint diese und öffnet mit einem Schlenker ihres Zauberstabes die Tür. ,,Was führt Sie zu mir?" Sirius holt Luft. ,,Professor, ich möchte, dass James an meiner Stelle wieder Kapitän der Quidditchmannschaft wird.", erklärt er sein und James' Anliegen. McGonagal zieht die Augenbrauen hoch und schaut zu James. ,,Was sagen Sie dazu, Mr. Potter?" ,,Nun Professor, Sie wissen ja, wie sehr ich den Sport liebe. Zudem habe ich mit Lily Evans eine weitere Zusprecherin, sie war es, die uns ermutigt hat, zu Ihnen zu kommen. Und Sie wollen den Pokal doch sicherlich in ihrem Büro behalten.", sagt er augenzwinkernd. Seine Hauslehrerin nickt. ,,In der Tat. Nun, Mr. Black, geben Sie Mr. Potter das Abzeichen. Ach und Potter. Ich verlange Einsatz. Nicht nur als Quidditchkapitän von Gryffindor, sondern auch als Schulsprecher von Hogwarts." James nickt. ,,Natürlich, Professor."
Die Nachricht, dass James Potter nun doch der Kapitän von Gryffindors Quidditchmannschaft bleibt, verbreitet sich am nächsten Tag wie ein Lauffeuer. Im Unterricht haben zumindest bei den Siebtklässlern die Lehrer erhebliche Probleme, für Ruhe zu sorgen und bei den Mahlzeiten ist es nicht mal für eine Minute komplett still. James Potter, Schulsprecher und nun wieder Quidditchkapitän, ist Gesprächsthema Nummer eins. Einige Schüler haben ihn sogar schon gefragt, ob er die Auswahlspiele nochmal stattfinden lassen wird, doch da hat er nur lachend mit dem Kopf geschüttelt und gemeint: ,,Ich vertraue darauf, dass Sirius ein gutes Team zusammengestellt hat."
Nach dem Abendessen bleiben Lily und James noch in der Halle. Auch die Professoren Dumbledore, McGonagal und Flitwick bleiben und gemeinsam setzen sie sich an den nun leeren Gryffindortisch. ,,Nun, Miss Evans und Mr. Potter. Wir haben angesprochen, dass Professor McGonagal und Professor Flitwick eine gute Hilfe für die Dekoration der großen Halle an Halloween wären. Ich habe mit beiden geredet und wie Sie erkennen, haben sich beide als helfende Hände angeboten. Nun liegt es also an Ihnen, was Ihnen so vorschwebt." ,,Natürlich gehören Kürbisse zum Fest! Was sagen Sie, und du natürlich auch, Lily, zu Hocker, die wie Kürbisse aussehen und anstelle der Bänke als Sitzgelegenheit dienen?", schlägt James vor. Lily nickt. ,,Gar nicht so schlecht, Potter. Was hälst du denn dann davon, wenn ich deine Idee erweitere? Statt der Haustische haben wir viele kleine Runde Tische." Dumbledore nickt anerkennend. ,,Das würde dann in deinen Bereich fallen, Minerva." ,,Des weiteren denke Ich, dass die schwebenden Kürbisse ein absolutes Muss sind. An die Wände können Spinnenweben gehängt werden und bestimmt würden auch Kerzen in Totenkopfform auf den Tischen gut ankommen.", schlägt Lily weiter vor und ihr schwarzhaariger Partner muss sich eingestehen, dass sie wirklich kreativ und einfallsreich ist. Und es gefällt ihm. Dumbledore klatscht in die Hände und reißt James so aus seinen Gedanken. ,,Großartig! Dann machen wir das so. Morgen werde ich den Schülern von der anstehenden Halloweenparty erzählen! Ihnen beiden wünsche ich dann nun eine gute Nacht."
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der Hirsch, der mich das lieben lehrte
FanfictionHarry Potter/ Zeit der Rumtreiber/ James und Lily Lily Evans ist kein gewöhnliches Mädchen. Sie ist eine Hexe. Nach den Sommerferien tritt sie ihr siebtes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei an. Mit ihr auch die selbsternannten Rumtr...