33

511 16 5
                                    

,,Wir sehen uns gleich beim Training!", ruft James Sirius am nächsten Tag nach dem Abendessen zu. Lily schaut ihn entsetzt an. ,,Nicht dein Ernst. Ihr wart gestern trainieren! Und heute haben wir eine Patrouillie!" ,,Passt schon." ,,JAMES POTTER! DAS KANN EINFACH NICHT DEIN ERNST SEIN!" Doch James winkt ab und verlässt die große Halle. Ungläubig starrt Lily ihm nach. ,,Lily-", setzt Remus leise an, doch die Rothaarige unterbricht ihn: ,,Sag nicht, dass er es nicht so meinte wie er zeigte, Remus. Er hat es genauso gemeint." Damit geht sie.

,,Sieh an, sieh an. So weit ist es also schon gekommen? Du und Potter streitet wieder öffentlich? Das war wohl nicht so eine lange Harmonie." Lily dreht sich um. Nur wenige Meter von ihr entfernt steht Snape. ,,Verzieh dich.", zischt sie. Unter ihrem Umhang greift sie nach ihrem Zauberstab. ,,Sonst was? Kommt Potter, dein ach so toller Beschützer? Oh... Ich vergaß." Auf Snapes Lippen lässt sich ein hässliches hämisches Grinsen erkennen. ,,Ihr habt euch gestritten, steht womöglich kurz vor der Trennung. Hättest du mal den anderen Jungen gewählt. Dann hättest du jetzt kein Problem." Lily nickt. ,,Stimmt. Ich hätte kein Problem, bloß einen Todesserfreund, der mich am seine Freunde ausliefern würde! Ja, alles ist daran besser." Ihre Stimme tropft vor Ironie. Ihre Augen schießen Blitze auf den schwarzhaarigen Slytherin. ,,Hätte ich mich für dich entschieden, wäre ich wahrscheinlich schon tot. Der einzig tröstende Gedanke daran ist, dass ich dich dann immerhin nicht mehr ertragen müsste." Blitzschnell zieht Snape seinen Zauberstab. ,,Diese Worte wirst du bereuen!" Er hebt den Stab, doch Lily ist schneller: ,,Expelliarmus." Snapes Zauberstab fliegt ihm aus der Hand und landet in Lilys ausgestreckter Hand. Diese wirft ihn in einen Gang, der links von ihr ist, läuft selber aber geradeaus weiter. ,,Das wirst du bereuen!", hört sie Snape hinter sich rufen, doch sie ignoriert es und läuft einfach weiter. Zur Zeit hat sie ganz andere Sorgen als den Slytherin. Zum Beispiel Hausaufgaben und den von James wieder mal vergessenen Rundgang. Und James. James. James. James. James. Und nochmal James. Überall James! Es ist zum verrückt werden. Lily rauft sich die Haare und schüttelt dann den Kopf, um den Gedanken an James zu vertreiben. Aber der will nicht weggehen.

Oben im Turm rauscht James gehetzt wirkend an ihr vorbei. Er trägt seinen Quidditchumhang. Kaum ist das Porträt hinter ihm zugefallen, sinkt Lily auf die Couch. ,,Gott, was mache ich nur falsch?", flüstert sie leise. Und gerne hätte sie mit einem einfachen 'Nichts' darauf geantwortet, aber die Rothaarige ist sich sicher, dass das nicht stimmt. Und dann kommen ihr die Worte von Snape wieder in den Sinn. Stehen sie und James tatsächlich vor der Trennung?
Weil sie sich keine Gedanken darum machen will, geht sie hoch in ihr Zimmer, um ihre Schulsachen zu holen. Hausaufgaben waren schon immer eine willkommene Abwechslung für Lily. So sitzt sie also vor dem Kamin über einem Aufsatz über Gegengifte für Slughorn und vergisst für einen kurzen Moment auch James.

Um kurz vor neun schlägt Lily ihre Bücher zu und bringt sie zurück in ihr Zimmer. Dort richtet sie nochmal ihre Grfyffindorkrawatte und zieht sich ihre graue Strickjacke über die weiße Bluse.
Als sie hinunter in den Gemeinschaftsraum kommt, steht da James. Lily hebt die Augenbrauen. Er trägt nicht seinen Quidditchumhang, sondern eine schwarze Hose und ein ebenso schwarzes Hemd. Generell sieht er nicht so aus, als hätte er ein Quidditchtraining hinter sich. ,,Was wird das?", fragt die Rothaarige irritiert. ,,Ich wollte mich entschuldigen." ,,Beim Rundgang?" ,,Den übernehmen heute die Hufflepuffs. Ich hab was für dich vorbereitet." James hebt den Arm und zeigt zum Kamin. Lily dreht sich irritiert um und glaubt ihren Augen nicht. Das Feuer ist neu aufgelegt, einige Kissen mehr liegen jetzt auf der Couch und auf dem Tisch steht doch tatsächlich ein Schokofondueset.
,,Miss Evans? Darf ich Sie an den Tisch geleiten?" James bietet ihr seinen Arm an, den sie verwundert ergreift. ,,Wie hast du das denn gemacht?", fragt sie, als sie sich gesetzt haben. ,,Ich habe nur geplant und Sirius die Karte der Rumtreiber in die Hand gedrückt und alles machen lassen. Währenddessen habe ich mit Remus Hausaufgaben gemacht. Ich bin zwar noch nicht fertig, aber immerhin... Ich wollte dich damit überraschen und bin deswegen im Quidditchumhang raus. Aber eben zu den Jungs. Da hab ich mich umgezogen und eben die Aufgaben gemacht... Lily, Ich war ja so ein Trottel!" ,,Das bist du immer noch. Red weiter." ,,Ja... Ja klar, du hast Recht. Ich war so versessen darauf, Ich meine, das ist mein letztes Jahr hier und meine letzte Gelegenheit, den Pokal zu gewinnen. Und das will ich. Aber in meinem Eifer habe ich Rundgänge vergessen und die Jungs vernachlässigt und schlimmer... Ich habe dich vernachlässigt, Lily! Du bist die Liebe meines Lebens, du hast so was nicht von mir verdient, ich sollte dich achten und immer Zeit für dich finden. Gott, ich bin so ein schlechter Freund! Und du hattest so recht! Ich war so bescheuert, Ich habe meine gesamte Energie ins Quidditch gesteckt, als ob es nichts anderes gäbe... Aber da brauchte ich erst Sirius für, um zu begreifen, dass ich total auf dem Holzweg bin." Unsicher schaut er Lily an. Die sitzt da und starrt zurück. James holt tief Luft. ,,Wie kann ich das wieder gut machen?" ,,Änder es. Werd wieder normal. Drei Trainings in der Woche, oder auch nur zwei, sind genug. Du hast ein tolles Team hinter dir, James. Ihr schafft das. Und du hast dann wieder Zeit für uns. Und du vergisst nichts mehr. Du musst nur aufhören, so ein Idiot zu sein." Sie greift an ihren Hals, um den die Halskette hängt, die sie von James bekommen hat. ,,Ansonsten..." Sie lässt die Hand wieder sinken. ,,Ich habe schon genug Menschen, die mir etwas bedeuten und die mir wehtun." ,,Lily, ich-" ,,Sag nichts, James. Sei einfach leise." Sie richtet sich etwas mehr auf, küsst ihn auf die Stirn und geht dann nach oben.
Zurück lässt sie einen enttäuschten James, der sich wesentlich mehr erhofft hatte. Doch gleichzeitig sieht er auch die Chance, alles wieder gerade biegen zu können.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt