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,,So oder so. Ihrem Sohn diese Information zu geben, war töricht, Mr. Potter. Dennoch sollten wir aus dem, was er gesagt hat, unseren Nutzen ziehen, wie ich finde. Welche Namen nannte er doch gleich?" ,,Mulcibier, Avery, Lestrange, Black und Malfoy.", antwortet Mr. Potter Professor Dumbledore. Der Professor nickt. ,,Dann notieren Sie folgendes: Professor Dumbledore drückte seine Besorgnis über die Beteiligung der Todesser aus, von deren Familien nicht wenige Sprösslinge in Hogwarts weilen oder bis vor kurzem weilten. Er geht von einer Beteiligung mehrerer Familien aus. Dies führt zu dem Beschluss, Durchsuchungsbefehle für folgende Haushälte zu beantragen: Malfoy, Lestrange, Black, Avery, Mulcibier, Nott, Grabbe, Goyle." ,,Sie haben noch mehr Namen hinzugefügt, Professor?", fragt Mrs. Potter, die bisher still geblieben ist. Der Professor nickt. ,,Ja, leider. Auch mir ist nicht entgangen, welche Familien sich damals Tom Riddle, wie er hieß, angeschlossen haben. Es ist äußerst bedauernswert, dass wir ihren Kindern nicht die Werte unserer Gesellschaft vermitteln können, da selbst sie schon zu tief in diesen ganzen Wahn hineingezogen wurden." Fleamont nickt.

,,Wie konntest du James nur da mit hineinziehen?", fragt Euphemia ihren Mann entsetzt, nachdem sie das Büro des Schulleiters verlassen haben. ,,Ich gebe zu, ich habe zu viel gesagt. Und ja, ich war es, der dagegen war, dass James überhaupt auch nur ein Wort erfährt. Aber hast du ihn bei dem Spiel beobachtet? Auch schon davor? Der Junge macht sich ernsthafte Sorgen. Sein kompletter Verstand konzentriert sich doch bloß auf seine Freundinnen. Und im Endeffekt hat es uns doch weitergebracht. Wir haben ein paar Namen, ein mehr oder weniger ausschlaggebendes Wort von Dumbledore auf Papier und bald hoffentlich auch mehrere Durchsuchungsbefehle." Daraufhin gibt sich Mrs. Potter geschlagen. Mr. Potter hat recht.

Fernab von Hogwarts erwacht Lily wieder in einem dunklen Raum. Es kommt nicht selten vor, dass irgendwelche Leute sie in einen anderen helleren Raum mitschleifen, um sie dort unsanft fallen zu lassen. Manchmal kommt dann Bellatrix Lestrange, früher Black, oder einer der Lestranges selbst. Meist Rabastan, soweit Lily das noch beurteilen kann. Wer auch immer dann da ist, er wendet an ihr den wohl hässlichsten Fluch an, den Lily kennt. Den Cruciatus. Immer wieder wird sie solange gefoltert, bis sie das Bewusstsein verliert. Ihr werden keine Fragen gestellt oder sonstiges. Sie wird einfach gefoltert. Auch den anderen ergeht es so und es bricht Lily das Herz, wenn der kleine Erstklässler mit ihr im Raum ist und sich vor Schmerzen windet, laut kreischt und irgendwann, wenn die Kraft den kleinen Körper fast komplett verlassen hat, nur noch wimmert. Am Anfang hat sie sich noch zwischen den Folterer und dem kleinen Tommy gestellt, doch nun ist auch ihre Kraft nur noch minimal. Kein Wunder. Täglich, wenn überhaupt, zwei Scheiben trockenes Brot und etwas Wasser halten sie nur gerade so bei Kräften. Wenn die neun Schüler mal nicht zur Folter geschleppt werden, sitzen sie recht schweigsam da. Die älteren trösten die jüngeren, obwohl sie selbst jemanden bräuchten, der für sie da ist. Nicht selten wünscht sich Lily, einfach aus einem sehr sehr schlechten Traum zu erwachen, sich vor den Kamin zu setzen und mit Alice, Marlene und Mary davor zu kuscheln, wie in alten Zeiten. Oder vielleicht von Remus etwas Schokolade zum Trost zu bekommen. Ja, sogar Sirius' Gesellschaft wäre ihr jetzt recht. Oder James'... Lily schließt die Augen und stellt sich die Rumtreiber vor, wie sie einen Streich planen... Beinahe muss sie lächeln, als sie sich James vorstellt, der mit Sirius einfrig über ein Pergament gebeugt da steht. Doch dann hört sie die schweren Schritte, die einen erneuten Foltergang ankündigen. Sie hört das Wimmern der anderen und wird sich wieder bewusst, dass James, Marlene, Remus und Alice weit weg sind. In Sicherheit. Ob sie sich Sorgen machen? Ob man schon nach ihnen sucht? Die Tür geht auf und sie, eine Ravenclaw und Tommy werden mitgeschleift. Die Treppen hoch, einen Flur entlang durch eine Tür. Auf harten Fliesen werden sie einfach fallen gelassen. Erschöpft bleibt Lily einfach liegen.

,,Hier sind sie. Acht Durchsuchungsbefehle. Malfoy. Avery. Lestrange. Black. Mulcibier. Nott. Grabbe. Goyle. Wir fangen Morgen an, Sir.", informiert Mr. Potter den Schulleiter. Es ist bereits spät am Abend, die Nachtruhe hat bereits angefangen. ,,Gut. Sehr gut. Hoffen wir, dass Ihr Sohn uns vielleicht unwissend eine heiße Spur gegeben hat. Ich habe meine neun Schüler nur zu gerne wieder hier im Schloss." ,,Sie werden den Schülern nichts sagen. Auch James nicht. Ich will nicht, dass irgendjemand falsche Hoffnungen bekommt.", sagt da Mrs. Potter. Professor Dumbledore nickt. ,,Selbstverständlich."

James kann nicht schlafen, so sehr plagen ihn die Sorgen um Lily und die anderen. Aber vorwiegend um Lily. Er liebt sie. Er hat sie schon immer geliebt. Und jetzt nichts tun zu können und einfach nur abzuwarten ist für ihn unerträglich. Gequält starrt er ins Kaminfeuer, das vor sich hin knistert.

Beim Frühstück ist die Stimmung gedämpft. Kaum einer spricht, sogar die Slytherins sind ausnahmsweise mal schweigsam. Niemand ahnt, dass in diesem Moment weit weg von Hogwarts Abraxas Malfoy die Tür öffnet und sich vor den Potters und fünf weiteren Auroren wiederfindet. ,,Mr. Malfoy, wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Lassen Sie uns herein?", spricht Fleamont Potter ihn an und reicht ihm ein Blatt Pergament. Mr. Malfoy liest es sich skeptisch durch, nickt dann jedoch. ,,Ich habe nichts zu verheimlichen. Sie haben mein Haus schon vor zwei Monaten in Erwartung den Dunklen Lord zu treffen durchsucht. Es hat sich nichts verändert. Aber kommen Sie ruhig rein und überzeugen sich selbst." Er tritt zur Seite und lässt die sieben Auroren hinein. Drinnen treffen sie Abraxas' Erben, Lucius Malfoy, und dessen Verlobte, Narcissa Black, an, die das ganze mit steinernden Minen beobachten. Nach gut einer halben Stunde muss sich Mr. Potter jedoch eingestehen, dass Mr. Malfoy nicht gelogen hat. ,,Sie haben recht, Mr. Malfoy. Wir wollen Sie nicht weiter stören. Guten Tag."

Als nächstes stehen sie vor dem Haus der Familie Mulcibier. Niemand öffnet ihnen, weswegen sie sich selber Eintritt verschaffen. Drinnen ist es still. Die Auroren teilen sich auf und die Potters gehen in den Keller. Sie gehen die schmalen Treppen hinunter zu einer hölzernen Tür. Diese ist verschlossen. ,,Alohomora." Die Tür öffnet sich mit einem dumpfen Geräusch und offenbaren einen dunklen Raum, den die Potters mit ihren  Zauberstäben erhellen. Sie blicken in neun verängstigte Gesichter. Einige halten die jüngeren in den Armen. ,,Fleamont, sag den anderen, dass wir sie gefunden haben." Mr. Potter eilt die Stufen wieder hinauf, während Mrs. Potter sich wieder an die Schüler wendet: ,,Wir holen euch jetzt hier raus. Wer von euch kann noch laufen und den anderen helfen?" Drei heben die Hand. Es sind zwei Jungen aus Hufflepuff und Mary aus Gryffindor. ,,Gut, nehmt die kleineren mit, wir kümmern uns dann um die anderen beiden." Ein Auror kommt die Treppe runter. ,,Mrs. Potter! Sie haben uns entdeckt, wir müssen uns beeilen!" ,,Ist gut. Nehmen Sie dieses Mädchen und gehen sie voran. Ich bilde den Schluss. Los!" Sie schnappt sich Lilys Arm und stützt die Rothaarige, die sich kaum auf den Beinen halten kann. Je näher sie der Eingangstür kommen, desto deutlicher kann Euphemia die Kampfgeräusche hören. Auch, wie sie plötzlich aufhören. ,,Sie sind entwischt!", hört sie ihren Mann rufen. Kurz darauf kommen er und die anderen Auroren zu ihnen. ,,Bringen wir die Kinder weg. Danach können wir sie immernoch verfolgen."

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt