Lily hat beschlossen, James nichts von dem Vorfall zu erzählen. Sie sitzen schweigend vor dem Kamin, die Hexe hat ein Buch in der Hand und liest. James hingegen starrt in das Feuer und ab und zu auch zu Lily hinüber.
,,Ich habe den Hufflepuffs erlaubt, mit uns die Kontrollgänge zu tauschen. Wir müssen gleich also nochmal los.", sagt er vorsichtig in die Stille hinein. Die Rothaarige nickt, klappt ihr Buch zu und erwidert: ,,Ich ziehe mir eben etwas anderes an. Dann können wir los." So geht sie hoch, um einen Pullunder über ihre Bluse zu ziehen. An diesen heftet sie ihr Schulsprecherabzeichen. Ihren Zauberstab steckt sie in die dafür vorgesehene Tasche ihres Rocks.
Am Porträtloch wartet schon der schwarzhaarige Zauberer auf sie. Auch er hat den typisch grauen Pullunder mit dem Schulsprecherabzeichen und dem Gryffindorlogo angezogen. Gemeinsam treten sie hinaus auf die Gänge von Hogwarts. Diese liegen still da, kein Schüler hält sich außerhalb der Gemeinschaftsräume auf. Selbst die Geister lassen sich nicht blicken, nichteinmal Peeves der Poltergeist. Das einzige, das die beiden Schulsprecher hören, sind ihre eigenen Schritte. Keiner von ihnen traut sich, diese Stille zu brechen und ein Gespräch anzufangen. James, weil er nicht weiß, was er sagen soll und Lily, weil sie die Ruhe in dem Schloss genießt.
Tatsächlich war dieser Rundgang der bisher ruhigste für die beiden Schulsprecher. Zufrieden gehen sie zurück in ihren Turm. Doch während Lily sofort die Treppe zu ihren Schlafräumen ansteuert, setzt sich James wieder in einen der Sessel an den Kamin.Am nächsten Morgen gehen die beiden zusammen runter zum Frühstück. James setzt sich zu den anderen drei Rumtreibern und Lily gesellt sich zu ihren Freundinnen.
,,Was wollte Snape eigentlich gestern von dir?", fragt Marlene die Rothaarige. Diese zuckt mit den Schultern. ,,Uhm... Das übliche?" Lilys Antwort klingt so nach einer Frage, dass Marlene eine Augenbraue nach oben zieht. Doch dann nickt sie und wendet sich Mary zu. Alice wendet sich allerdings mit besorgter Mine ihrer Freundin zu: ,,Sicher, das alles in Ordnung ist?" Die Hexe nickt. ,,Ja. Ja, alles bestens. James und ich hatten gestern noch einen Rundgang und ich bin einfach müde." Sie lächelt Alice an und isst dann ihr Frühstück zu Ende.
Zauberkunst und Kräuterkunde fliegen nur so an Lily vorbei. Immer wieder denkt sie über die Ereignisse der letzten Tage nach. Sie kann die Fragen von den Professoren Flitwick und Sprout nicht beantworten, was ihren Freundinnen, Remus und James Sorgen bereitet. Sirius lacht nur leise, da er die Rothaarige noch nie so unkonzentriert gesehen hat.
Während dem Mittagessen, von dem Lily, noch immer in Gedanken, kaum etwas zu sich nimmt, geht Alice unauffällig zum Lehrertisch, um mit Professor McGonagal zu sprechen. Diese schaut überrascht auf: ,,Miss Fortescue? Was kann ich denn für Sie tun?" ,,Es geht um Lily, Professor.", antwortet Alice. ,,Sprechen Sie von Miss Evans?", fragt da Professor Dumbledore, der neben Gryffindors Hauslehrerin sitzt. Zur Bestätigung nickt Alice und fährt fort: ,,Sie ist untypisch unkonzentriert. Ihr Blick ist abwesend und sie isst nichts." Besorgt steht die Lehrerin auf. ,,Gut, Miss Fortescue. Sie und die anderen können nach dem Essen wieder in den Unterricht. Ich werde mich um Miss Evans kümmern."
Mit sorgenvollem Blick betrachtet James Lily. Er weiß, dass irgendetwas nicht stimmt. Da tritt Professor McGonagal an den Tisch der Gryffindors. ,,Miss Evans, würden Sie mich bitte in mein Büro begleiten?" Wortlos erhebt Lily sich und folgt der Lehrerin. James will ihr am liebsten folgen, doch Alice hält ihn zurück: ,,Professor McGonagal schafft das alleine. Wir sollen gleich wieder in den Unterricht.",,Setzen Sie sich.", weist die Hauslehrerin ihre Schülerin an. Schweigend folgt Lily der Aufforderung und setzt sich auf den Stuhl gegenüber von Professor McGonagal. ,,Nun, Miss Evans, gibt es etwas, dass Sie bedrückt?", fragt diese sie direkt. Doch die Rothaarige schüttelt den Kopf. ,,Nein. Nein.", sagt sie, ,,Ich habe bloß wenig und schlecht geschlafen. Das ist alles." Die Professorin nickt und greift zu einer Feder. Mit dieser schreibt sie eine Notiz auf ein Blatt Pergament. Mit dem Zauberstab vervielfältigt sie es und verzaubert die Kopien so, dass sie von selbst davonfliegen. ,,Ihre Lehrkräfte, sowie Mr. Potter und Miss Fortescue sind informiert. Sie werden den Rest des Tages vom Unterricht befreit sein, Miss Evans. Ruhen Sie sich aus. Morgen möchte ich Sie wieder vollkommen munter in der großen Halle sehen. Sie dürfen gehen." Lily nickt. Sie steht auf und verlässt das Büro ihrer Hauslehrerin. Langsam läuft sie durch die leeren Gänge des Schlosses.
Im Schulsprecherturm setzt sie sich in einen Sessel und schließt die Augen. Beinahe sofort schläft die junge Hexe ein.Als James an diesem Nachmittag endlich den Unterricht hinter sich gebracht hat, bedeutet er den Rumtreibern und auch Alice, Marlene und Mary, ihm zu folgen. Und er überrascht die sechs, indem er geradewegs in die Bibliothek steuert. An einem der hinteren Tische lässt er schließlich seine Tasche fallen und setzt sich. Die anderen tun es ihm nach. ,,Ich will wissen, was Lily hat.", sagt James direkt, kaum dass sie sich alle gesetzt haben. Sirius verdreht die Augen. ,,Sie ist übermüdet, Krone. Nichts besonderes. Und auch nicht verwunderlich. Saß garantiert zu lange über ihren Büchern.", erklärt er sich. Marlene jedoch schüttelt den Kopf. ,,Lily sitzt immer bis spät in die Nacht über ihren Büchern und lernt. So seltsam wie heute war sie jedoch noch nie. Was es auch ist, es muss sie ziemlich daneben geschmissen haben." Ihr zustimmend nickt James und fügt hinzu: ,,Etwas oder jemand anderes wird dafür verantwortlich sein." ,,Und mit wem hat Lily Probleme?", folgert Remus daraus. ,,Oder womit.", fügt der sonst so stille Peter hinzu. ,,Snape.", sagt James. ,,Die Slytherins.", kommt es von Sirius. ,,Petunia.", fügt Mary noch an. ,,Pe- wer?" Sirius sieht verwirrt zu der Hexe. ,,Petunia ist Lilys ältere Schwester und Muggel. Sie hält nicht viel von Zauberei und somit auch nicht von Lily. Sie macht ihr das Leben zur Hölle.", erklärt Alice. Betroffen sieht der Schwarzhaarige sie an, denn von der Schwester der temperamentvollen Hexe hat noch nie einer gesprochen. Zumindest nicht in seiner Gegenwart. ,,Vielleicht machen ihr aber auch andere Dinge zu schaffen", überlegt Remus, ,,Ich meine, da draußen herrscht Krieg. Du-weißt-schon-wer gegen die Muggelgeborenen. Du-weißt-schon-wer gegen unsere Prinzipien. Er könnte jeden Moment ihre Familie umbringen. Oder sie, sobald sie Hogwarts verlässt." Mary nickt und schluckt. Auch sie ist davon bedroht, denn auch ihre Eltern sind Muggel. ,,Ich glaube, dass Lily mit uns reden wird, wenn sie bereit dazu ist.", sagt sie dann. James nickt drauf, seufzt und steht dann auf. ,,Mary hat recht. Ich werde jetzt nach Lily sehen. Wir sehen uns morgen."
Im Turm findet er Lily schlafend in einem der Sessel. Ruhig setzt er sich in den anderen und starrt vor sich hin.
,,Wie lange sitzt du schon hier?", holt Lily ihn irgendwann aus seinen Gedanken. James zuckt mit den Schultern und starrt hinaus. Langsam geht die Sonne unter. ,,Nicht allzu lange. Wie geht es dir?" Lily winkt ab und meint: ,,Nichts besonderes. Ich habe einfach nur wenig Schlaf abbekommen."
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der Hirsch, der mich das lieben lehrte
FanfictionHarry Potter/ Zeit der Rumtreiber/ James und Lily Lily Evans ist kein gewöhnliches Mädchen. Sie ist eine Hexe. Nach den Sommerferien tritt sie ihr siebtes Jahr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei an. Mit ihr auch die selbsternannten Rumtr...