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Für James hätte der Morgen am Montag nicht überraschender sein können. Er wacht mit höllischen Rückenschmerzen auf dem eigentlich so bequemen Sofa auf und kann erst nichts außer einem roten Büschel Haare erkennen. Verwirrt ruft er sich die Ereignisse des letzten Tages zurück. Lily ist angegriffen worden und er, Sirius, Remus und Peter hatten sie aufgrund der Hartnäckigkeit ihres Patronus gefunden. Dann hatte er sie hierher gebracht und sie wollte, dass er bei ihr blieb...
James' Herz macht einen Hüpfer. Es ist Lily, die da so an ihn gekuschelt liegt. Sie müssen gestern auf dem Sofa eingeschlafen sein. Vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite. Auf dem Tisch liegt ein kleines Blatt Pergament. Er greift danach und macht sich daran, Sirius' krakelige Schrift zu lesen.

Krone,
Da Dumbledore Evans nicht unbeaufsichtigt wissen möchte, darfst du heute zusammen mit ihr vom Unterricht fernbleiben.
Tatze
P.S. : Moony wollte, dass ich so geschwollen schreibe. Es reicht ja nicht, zu schreiben, dass du und Evans frei habt...

James grinst. Typisch Tatze.
Nun beginnt auch Lily sich zu regen. Verwundert schaut sie James an, bis ihr klar wird, dass sie in der letzten Nacht wohl doch wieder an ihn gekuschelt eingeschlafen und nicht wie erst gedacht in ihr Zimmer gegangen ist.
,,Oh.", murmelt sie und schaut dann auf die Uhr. Erschrocken weiten sich ihre Augen. ,,Verdammt Potter, warum hast du mich nicht geweckt?" Zur Antwort hält er ihr das Pergament hin. ,,Dann hole ich jetzt meine Bücher und lerne... Meinetwegen kannst du ja... also... du kannst dich ja dazugesellen.", stottert sie leicht verlegen. James nickt.
30 Minuten später sitzen die Schulsprecher frisch geduscht und umgezogen im Gemeinschaftsraum und sitzen über ihrem Buch für Verwandlung. Als Lily über das Wort Animagus stolpert, schaut sie zu James. Dieser bemerkt ihren Blick zwar, tut aber so, als würde er es nicht. Lily weiß nicht recht, was sie sagen oder tun soll. Sie ist zu verwirrt durch das, was Remus gesagt hat und durch das, was die Rumtreiber für sie getan haben und überhaupt. All die Ereignisse der letzten Tage wollen sich in ihrem Kopf nicht zusammenfügen lassen.
Zum Mittagessen gehen die beiden Schulsprecher hinunter in die große Halle, in der sie schon von ihren Freunden erwartet werden, die, mit Ausnahme der Rumtreiber, keine Ahhnung von den neusten Geschehnissen haben. Die Mädchen denken, dass Lily noch immer von ihrem Nervenzusammenbruch geschlaucht ist, weswegen sie nicht am Unterricht teilnimmt. Warum James jedoch ebenfalls fehlt, verstehen sie nicht so ganz. Wobei seine Schwärmerei für die junge Hexe so bekannt ist wie die Feindschaft zwischen Gryffindor und Slytherin.
,,Lily, alles klar?", fragt Marlene und die Rothaarige nickt. ,,Was will der hier?", kommt es von Sirius, worauf die Rumtreiber und die Mädchen in dieselbe Richtung wie er sehen. Am liebsten würde Lily sich verstecken. Severus Snape kommt auf sie zu. Genau vor ihr bleibt er stehen. ,,Können wir bitte reden? Es ist wirklich wichtig.", fragt er und ignoriert die verwirrten und auch wütenden Blicke der anderen. Sein Blick ist auf die Gryffindor gerichtet, die nickt und sich erhebt. ,,Wir sehen uns im Turm.", sagt sie zu James. Missmutig schaut er ihr hinterher.
,,Also Snape. Was willst du?", fragt Lily, als sie in einem leeren Korridor angekommen sind. Der Slytherin scheint sich sichtlich unwohl zu fühlen. Nach einigem Zögern fragt er die Rothaarige: ,,Wie geht es dir? Ich... habe... gehört... du... ähm-" Doch Lily unterbricht ihn: ,,Ich weiß, dass du dabei warst. Ich habe dich gesehen. Ich habe wirklich geglaubt, du wärst anders. Aber ich habe mich geirrt. Du bist auf dem besten Wege, ein Todesser zu werden. Das hast du mir nur zu deutlich gezeigt. Sprich mich nie wieder an, komm mir nie wieder näher als nötig!" Sie dreht sich um und will gehen, als sie ein Schockzauber trifft. Lily schreit auf, prallt gegen eine Wand und bleibt benommen liegen. Ihr schwacher und überaus enttäuschter Blick trifft den des schwarzhaarigen Slytherin, der seinen Zauberstab noch in der Hand hält. Bedrohlich starrt er auf sie hinab. ,,Du sagst, ich bin ein Todesser? Gut! Schlammblut! Zu deiner Information, ich habe keinen Zauber direkt auf dich gerichtet an diesem Abend. Beim nächsten mal hast du weniger Glück!" So geht er davon.  Hätte jemand sein Gesicht gesehen, so hätte man keinen wütenden, sondern einen zutiefst verzweifelten Severus Snape gesehen.
Schwerfällig rappelt Lily sich nach einigen Minuten auf und geht langsam in den Schulsprecherturm. Zu ihrer Erleichterung ist James anscheinend noch nicht vom Essen zurück. Sie schleppt sich hoch in ihr Zimmer, wo sie ihren Gryffindorpullover auszieht. Schon jetzt kann sie die blauen Flecke schemenhaft erkennen. Lily kommen die Tränen. Nie hätte sie gedacht, dass Severus, ihr früherer bester Freund, einmal den Zauberstab gegen sie erheben würde. Und nun hat er es getan. Und wie er klang, wird es nicht das letzte mal gewesen sein.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt