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Der Sonntag verging recht schnell und ehe sie sich versehen, ist es Montag und die Schüler sind auf dem Weg in ihren ersten Unterricht, Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Professor Burnham betritt den Raum, sein Gesicht ist finster, sodass es augenblicklich still wird. ,,Sie alle hier haben doch hoffentlich schon etwas über die drei gehört? Die Unverzeilichen?" Die Stille hält weiterhin an, nur James hebt die Hand. ,,Niemand sonst?", fragt der Professor, ,,Gut, dann Sie, Potter. Sie müssten ja bestens informiert sein, wo doch ihre Eltern Auroren sind." James räuspert sich. ,,Die Unverzeilichen sind drei Flüche, deren Gebrauch den Zauberer nach Askaban bringen kann, wenn nachgewiesen werden kann, dass er mindestens einen dieser Zauber gewirkt hat." ,,Korrekt, Potter. Nun, kann mir jetzt jemand einen Fluch nennen?" Der Professor schaut auffordernd in die Gesichter seiner Schüler. ,,Miss Evans?" Lily schaut auf. Sie ist blass, doch trotzdem nickt sie. ,,Der Cruciatus-Fluch, Professor." Burnham nickt. ,,Sie brauchen nicht weitersprechen, ich weiß um Ihren nicht freiwilligen und äußerst schmerzhaften Kontakt mit diesem Fluch. Ja, dieser Fluch bewirkt bei dem Getroffenen unvorstellbare Schmerzen. Diese Schmerzen können einen wahnsinnig machen. Noch ein Fluch? Mr. Black? Kennen Sie einen?" James hat allmählich den Verdacht, dass Burnham die Geschichte seiner Schüler studiert, um zu wissen, aus wem er was rausbekommt. Sirius' Blick wird starr. ,,Der Imperius. Lässt den Getroffenen machen, was immer der Wirkende will.", erklärt er matt. ,,Jaja, sehr scheußlich. Der Getroffene weiß nicht wirklich, was er tut. Er weiß nur, dass er es tun muss und tut es."
James schaut Sirius mitleidig an. In der Familie Black werden einige, die sich Walburga und Orion Black, Sirius' Eltern, nicht beugen, mit dem Imperius belegt und so irgendwann gehorsam gestimmt. Auch Sirius musste schon oft dran glauben, seit er in Hogwarts entgegen der Familientradition Gryffindor zugeteilt wurde. In seinem vierten Jahr wurde es ihm zu viel und er zog nun endgültig zu James, dessen Eltern ihn wie einen zweiten Sohn behandeln.
,,Wer von Ihnen kann mir denn den dritten Fluch nennen?", fragt Professor Burnham. ,,Der Todesfluch.", sagt Remus. Im Raum könnte man nun eine Stecknadel fallen hören. ,,Ja.", kommt es von Burnham, ,,Gegen zwei der Flüche können Sie nichts tun. Gegen den Imperius schon. Was Sie dafür brauchen, ist einzig und allein Ihr freier Wille. Miss Evans, wollen Sie es versuchen? Keine Angst, Ihnen wird nichts geschehen." Lily erhebt sich und geht zu ihrem Professor nach vorne. Hinten in der letzten Reihe meint Remus leise zu James: ,,Ist vollkommen klar, warum er ausgerechnet Lily nimmt. Jeder weiß, wie stark ihre Willenskraft ist, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat." James nickt und verspürt stolz über seine Freundin. Dennoch behagt es ihm nicht, als Burnham den Zauberstab auf sie richtet. ,,Imperio." James sieht, wie Lilys Blick glasig wird. Sie läuft bis zum Tisch der Rumtreiber und klettert auf ihn drauf. Und setzt zum Radschlag an. James springt auf. Lily ist dabei, sich nach vorne fallen zu lassen, als ihr Blick plötzlich wieder klar wird. Sie rudert mit den Armen und schafft es mit James' Hilfe, das Gleichgewicht wiederzufinden. Er hilft ihr vom Tisch und setzt sich wieder, während Lily nach vorne an ihren Tisch geht. ,,Das war schon ganz gut, Miss Evans. Selbst die besten Zauberer haben Schwierigkeiten, diesem Fluch zu widerstehen. Nehmen Sie doch 10 Punkte für Gryffindor dank Ihrer Leistung.", lobt Professor Burnham sie. Dann wendet er sich an die gesamte Klasse: ,,Ich werde Sie nun alle mit dem Imperius belegen und Ihre Aufgabe wird sein, ihn abzuschütteln. Sollte es Ihnen nicht gelingen, werde ich den Fluch bei Stundenende natürlich von Ihnen nehmen. Und bevor Sie fragen, ich habe mir vom Ministerium die Erlaubnis besorgt, diesen einen Fluch an Ihnen für schulische Zwecke anzuwenden. Stellen Sie sich bitte in einer Reihe auf."

Als dann auch Zaubertränke vorbei ist, wo Professor Slughorn sie das Veritaserum untersuchen lassen hat, humpelt ein mürrisch dreinblickender James in die Große Halle. Er hatte sich in Burnhams Unterricht doch tatsächlich dagegen gewehrt, auf einen Stuhl zu springen. Dabei hat er sich allerdings das Schienbein eingehauen. ,,Wenn das am Donnerstag nicht weg ist, dann-" ,,Bringe ich dich in den Krankenflügel. Ich kann keinen verletzten Tanzpartner gebrauchen.", beendet Lily seinen Satz, jedoch lächelt sie dabei. Sie kann James' Verletzung nicht allzu ernst nehmen. Wer fluchen kann, ist schon fast wieder ganz gesund. Und geflucht hat James an diesem Tag schon lauthals. ,,Du machst dich über mich lächerlich.", schmollt der Schwarzhaarige. ,,Niemals.", meint Lily jedoch bloß und streicht ihm durch die Haare, ,,Wie wäre es, wenn ich dich oben ein wenig verwöhne. Sirius, schalt deine versauten Gedanken aus!" Sirius jedoch grinst blöd. ,,Die Vorstellung wäre goldig, Evans. Lass mir das.", meint er, bekommt dafür aber einen Hieb in die Seite von James. Dieser wendet sich woeder seiner Freundin zu: ,,Wie denn?" ,,Ich werde dafür sorgen, dass du dich etwas schonst, damit du morgen wieder schmerzfrei gehen kannst. Ich kenne ein paar Muggelmethoden, die zum Teil besser sind als Zauberei." ,,Gibt es nicht!", ruft Sirius. ,,O doch, Kumpel. Lily hat recht. Das wird James sicher helfen.", meint Remus nur, dessen Eltern früher ebenfalls sehr gerne auf Muggelmethoden zurückgegriffen haben.

Oben im Turm drückt Lily James auf das Sofa, lässt ihn seinen Umhang ausziehen, sodass er in Hemd und Hose da sitzt, und bringt ihn dann dazu, sich hinzulegen. ,,Und was machst du jetzt, Dr. Evans?", fragt James. Lily antwortet nicht, zieht ihm die Schuhe von den Füßen und krempelt die Hose am linken Bein hoch. Auf dem Schienbein zeigt sich ein großer blau-lila Bluterguss. ,,AUU!", brüllt James, als Lily den Fleck berührt. ,,Stell dich nicht so an, Potter. Das ist nicht so schlimm." Der Schwarzhaarige schaut die Hexe entgeistert an. ,,Nicht so schlimm?! Das tut mega weh! Hast du nicht nen Trank oder so eine Salbe dafür?", fleht er sie an. ,,Ich sagte Muggelmethode, James. Theoretisch würde eine Salbe darunter fallen, aber die hilft in dem Fall nicht.", erklärt ihm die Rothaarige sachlich. Sie steht auf. James schaut ihr etwas hilflos zu, wie sie erst nach oben verschwindet und dann mit einem nassen Lappen zurückkommt. ,,Da hilft nur kühlen. Sollte in einer oder zwei Stunden nicht mehr wehtun. Der Fleck wird jedoch bleiben. Und könnte druckempfindlich sein." Sie legt den Lappen auf den Fleck. James zischt leicht. ,,Entweder ist mein Freund eine Dramaqueen oder er hat sich eine Prellung zugezogen.", murmelt Lily. Dann schaut sie wieder James an. ,,Du hast jetzt erstmal das Sofa eingenommen. Wehe du verlässt es, bevor ich es dir erlaube!" ,,Du könntest auch super die Vertretung für Madam Pomfrey machen.", meint James trocken. ,,Meinst du? Gut. Dann keinen Kuss mehr ehe du nicht nett bist.", schießt Lily zurück. Dabei kann sie sich jedoch nicht ein kleines Schmunzeln verkneifen.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt