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Die große Halle ist gefüllt mit Stimmen und lautem Lachen. Lily hatte ihr Versprechen gehalten und James von dem Silencio erlöst. Noch immer fassungslos sitzt er mit seinen Freunden Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew am Gryffindortisch. ,,Ich glaube es nicht. Sie hat mich einfach so verhext!", sagt er und Sirius bricht in bellendes Lachen aus. ,,Tja, da hat Lily dich echt klein gekriegt, was?", erwidert Remus Lupin milde lächelnd.
Remus ist der Vernünftige der Rumtreiber. Er ist hochgewachsen wie Sirius und James, hat dunkelblondes Haar und viele Narben im Gesicht und am Körper. Er trägt ein dunkles Geheimnis mit sich. Remus wurde, als er noch ein Kind war, von einem Werwolf mit Namen Fenrir Greyback gebissen. Seit diesem Tag verwandelt er sich jeden Monat an Vollmond in einen Werwolf und hat keine Kontrolle über sich und sein Handeln. Hier in Hogwarts wird er deswegen jeden Vollmond von Madam Pomfrey in die Heulende Hütte gebracht. Dafür muss er an der peitschenden Weide vorbei und durch einen Tunnel, der in die Hütte führt. Am nächsten Morgen wird er dann abgeholt und ruht sich im Krankenflügel aus, ehe er zurück in seinen Schlafsaal geht.
James winkt ab. ,,Einmal ist keinmal.", sagt er nur. ,,Aber James, sie kriegt dich doch immer klein.", wirft da Peter ein.
Peter Pettigrew ist ein pummeliger kleiner Junge mit blonden Haaren, blasser Haut und wässrigen Augen. Kurzum ist er eher unscheinbar und eine Art Mitläufer. Trotzdem schätzen seine Freunde ihn.
James schüttelt nur den Kopf und lächelt triumphierend. ,,Glaub mir, Wurmschwanz. Das hat ein Ende. Bald schon. Evans wird bemerken, dass ich auch nur ein Wesen mit Gefühlen bin."
In diesem Moment kommt Professor McGonagal, die Hauslehrerin von Gryffindor, herein. Ihr hinterher kommen die neuen Erstklässler. Mit großen Augen betrachten sie die Halle. Professor McGonagal bringt sie nach vorne zum Lehrertisch, vor dem ein Hocker mit dem sprechenden Hut steht. Nachdem dieser sein jährliches Lied gesungen hat, ruft McGonagal die Erstklässler dem Alphabet nach auf und setzt ihnen den Hut auf, der sie in Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin einordnet. Lily, James, ihre Freunde und der Rest der Gryffindors klatschen jedes mal Beifall, wenn ihnen ein neuer Schüler zugeteilt wird.
Nach der Auswahlzeremonie erhebt sich hinter dem Lehrertisch der Schulleiter, Professor Ablus Percival Wulfric Brian Dumbledore. Er mustert die Schüler durch seine Halbmondbrille mit einem Lächeln im Gesicht. Professor Dumbledore ist ein bereits etwas älterer Zauberer mit einem weißen Bart und strahlenden blauen Augen, in denen noch oft der Schalk blitzt.
,,Guten Abend, liebe Schüler. Und willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts. Ich hoffe, ihr habt in den Ferien eure Köpfe gut ausgeleert, damit wir Lehrer sie wieder mit neuem Wissen füllen können. Ich möchte euch nicht zu lange vom Essen abhalten, allerdings möchte ich euch noch unsere diesjährigen Schulsprecher vorstellen. James Potter und Lily Evans aus Gryffindor." Professor Dumbledore legt eine kurze Pause ein. Die Schüler aus Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor applaudieren, auch wenn sie sich wundern, wie ausgerechnet Evans und Potter zusammengestellt werden konnten. Von den Slytherins jedoch applaudiert keiner, sie alle haben demonstrativ die Arme verschränkt.
Dumbledore fährt fort: ,,Ich bitte Sie beide nach dem Essen an den Lehrertisch. Und nun genug geplappert. Haut rein!"
Die vier Haustische füllen sich mit allerlei Speisen und Getränken und es beginnt ein munteres Geplapper.
,,Erzähl Lily. Wie waren deine Ferien? War Petunia wieder so gemein?", fragt Marlene. Lily nimmt einen Schluck Kprbissaft und erzählt dann: ,,Tja, Tuni hat sich übertroffen, als mein Brief mit dem Schulsprecherabzeichen angekommen ist. Das übliche. Ich sei ein Freak, eine Missgeburt und einfach nicht normal. Sie macht es mir echt nicht leicht, die Ferien zu genießen. Ich bin kurz davor, über Weihnachten in Hogwarts zu bleiben. Ich habe echt keine Lust. Vor allem, seit sie mit Vernon zusammen ist, ist sie noch unerträglicher geworden. Vor allem, was findet sie an ihm? Er sieht einfach nur aus wie ein fettes Walross!" Beim letzten Satz überschlägt sie sich fast. Alice schaut sie mitleidig an, doch Marlene prustet los. ,,Echt jetzt? Ein Walross?", fragt sie, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verhört hat. ,,Ein fettes Walross.", korrigiert Lily sie und kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Ja, Vernon Dursley, der seit ein paar Wochen mit ihrer Schwester Petunia zusammen ist, macht einem Walross wirklich Konkurrenz.
Zufällig wandern Lilys Augen über den Gryffindortisch und bleiben bei einem Jungen mit schwarzem Haar hängen. James Potter beobachtet sie und als sich ihre Blicke treffen, grinst er sie an. Sie verdreht die Augen und wendet sich wieder Marlene und Alice zu. Diese schauen sie mit vielsagenden Blicken an. ,,Ich hoffe nur, er vergisst gleich nicht, mit zum Lehrertisch zu kommen.", murmelt sie und widmet sich dann schweigend ihrem Essen.
James sitzt mit seinen Freunden zusammen und genießt das herrliche Festessen. Dann kommt ihm etwas in den Sinn. ,,Ey Moony. Wann ist eigentlich wieder Vollmond?", richtet er sich an Remus. Der Junge schaut bedrückt drein. ,,Nächsten Montag schon.", antwortet er. ,,Hey", mischt sich da Sirius ein, ,,du hast doch uns dabei. Vergiss das nicht." Tatsächlich hellt sich Remus' Gesicht etwas auf und er nickt.
Zwar sind Werwölfe sehr aggressiv und gefährlich, jedoch nur für Menschen. Für Tiere nicht. Also hatten James, Sirius und Peter beschlossen, Animagi zu werden, als sie Remus' Geheimnis herausgefunden hatten. Es war schwierig, denn so hohe Magie hatten sie zu dieser Zeit noch nicht erlernt. Dennoch haben sie es geschafft. James' Animagusgestalt ist ein prächtiger Hirsch. Sein Geweih führte zu seinem Spitznamen Krone. Sirius verwandelt sich in einen schwarzen Hund; deswegen wird er auch Tatze genannt. Und Peter nimmt die Gestalt einer grauen Ratte an und trägt den Namen Wurmschwanz. Und Remus wird Moony genannt, aufgrund seines (wie Sirius und James zu sagen pflegen) pelzigen Problems.
Auch wenn es bisher keiner der vier Freunde so offen gesagt hat, so haben es doch alle schon oft gedacht; Ihre Abenteuer bei Vollmond und die Akzeptanz von Remus' ,,Zweitleben" haben die Rumtreiber nur noch mehr zusammengeschweißt.
Als sich nach und nach alle erheben, gehen Lily und James nach vorne zum Lehrertisch. ,,Professor Dumbledore, wir sollten zu Ihnen, Sir?", fragt Lily. Der Professor nickt. ,,Wie Sie vielleicht wissen, Miss Evans, haben die Schulsprecher einen eigenen Turm mit Gemeinschaftsraum und separaten Schlafsälen. Das Passwort zu Ihrem Turm lautet Phönixasche. Sollten Sie es ändern wollen, kommen Sie bitte zu mir. Professor McGonagal wird Ihnen den Weg zu Ihrem Turm zeigen. Gute Nacht.", sagt er und lächelt ihnen zu.
Lily und James folgen Professor McGonagal hinauf in den siebten Stock. ,,Da wären wir.", sagt sie und deutet auf ein Porträt eines alten Zauberers. ,,Eines noch. Mister Potter, Miss Evans, ich bin stolz, dieses Jahr gleich zwei Schulsprecher in meinem Haus zu haben. Nun gute Nacht." Sie dreht sich auf dem Absatz um und geht davon. Kurz sehen sich Lily und James an, ehe er das Passwort murmelt und das Porträt zur Seite schwingt.
Sie kommen in einen Raum, der ähnlich ist wie der der Gryffindors. Er ist kreisrund, die Wände sind in einem gemütlichen Rot gestrichen und der Boden ist mit Rot-goldenen Teppichen ausgelegt. An der einen Seite steht ein riesiges Bücherregal und an der gegenüberliegenden prasselt ein Feuer in einem Kamin. Davor stehen ein Sofa und zwei Sessel, welche in Rot gehalten sind. Sie stehen um einen kleinen Tisch herum, dessen Platte aus Glas ist. Gegenüber vom Porträtloch liegt eine Treppe, die nach oben führt. Ohne Absprache steigen beide die Treppe hinauf. Dort finden Sie links und rechts je eine Tür. An der einen hängt ein Schild mit 》Lily Evans《 und an der anderen ein Schild mit 》James Potter《 darauf. Lily betritt sofort ihren Schlafsaal. Er ist ähnlich wie der, den sie im Gryffindorturm mit Alice und Marlene geteilt hatte. Nur steht dieses mal nur ein Himmelbett mit roten Vorhängen drin. Des weiteren eine kleine dunkelbraune Kommode, ein gleichfarbiger Kleiderschrank, ein kleines Bücherregal (sehr zu Lilys Freude) und ein großer Schreibtisch. Eine weitere Tür führt in ein kleines Bad. Wie jedes Jahr ist Lilys Koffer schon nach oben gebracht worden und sie braucht ihn nur noch auspacken und ihre Sachen in den Schrank einzusortieren.
Lily schnappt sich ihren Pyjama und verschwindet darauf im Bad. Als sie wieder herauskommt, schnappt sie sich das Buch, das sie bereits im Zug gelesen hatte, setzt sich auf ihr Bett und beginnt zu lesen.
Währenddessen ist auch Potter mit dem Auspacken fertig geworden. Sein Raum sieht genauso aus wie der von Lily, jedoch ist er nun, nachdem James ausgepackt hatte, um einiges männlicher orientiert eingeräumt. Zufrieden legt sich James mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf das Bett. Sein Blick gleitet zu seinem Besen, der neben dem großen Schreibtisch seinen Platz gefunden hat, und er seufzt. Dieses Jahr wird er vorraussichtlich nur wenig zum fliegen kommen. Die letzten Jahre war James Jäger und Kapitän der Quidditchmannschaft von Gryffindor. Doch nun hat er, dank seiner Tätigkeiten als Schulsprecher, das Amt abgeben müssen. Dafür ist nun sein bester Freund Sirius Black Kapitän. James ist sich sicher, dass Sirius ihm alle Ehre machen und den Pokal gewinnen wird.
Sein Blick wandert weiter. Auf seinem Schreibtisch stehen Bilder. Eines von ihm und den Rumtreibern, wie sie glücklich in die Kamera lächeln. Das Bild ist Ende des letzten Schuljahres entstanden. Daneben steht ein Bild mit einem schwarzhaarigen Mann und einer braunhaarigen Frau. Beide sind so um die 50 und lächeln warmherzig. James' Eltern, Euphemia und Fleamont Potter. Und daneben steht das Bild eines Mädchens mit roten Haaren und grünen Augen. Lily. James seufzt. Seit der dritten Klasse ist er unsterblich in sie verliebt, doch bisher hat sie ihn immer abgewiesen. Doch dieses Jahr ist ihr letztes Jahr hier in Hogwarts. Wer weiß, wohin ihre Wege sie führen würden? James möchte auf jeden Fall eine Ausbildung zum Auror machen. Auroren jagen schwarzmagische Zauberer. Und genau das will James auch tun. Doch was Lily machen will, weiß er nicht. Diese Tatsache feuert ihn doppelt an, Lilys Herz endlich für sich zu gewinnen.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt