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Natürlich hat Lily auch die anderen Rumtreiber zusammengefaltet und ihnen (gnädiger Weise nur) 30 Punkte abgezogen. Professor McGonagal hat ihnen ebenfalls 30 Punkte abgezogen, da Dumbledore ihr zugeredet hat, dass es doch ein ganz lustiger Streich war und die Rumtreiber ansonsten bisher eher unauffällig in diesem Schuljahr waren.

Auch zwei Tage nach diesem Streich ist Lily nicht gut auf die Rumtreiber zu sprechen und geht ihnen bestmöglich aus dem Weg. So kommt es, dass sie am Abend über das Schlossgelände spaziert. Sie schlägt gerade die Richtung der Peitschenden Weide ein, als ihr eine Ratte über den Fuß läuft und über den schneebedeckten Boden davon eilt. Noch denkt sie sich nichts dabei. Doch als sie dann das Bellen eines Hundes hört und ihr ein schwarzer Hund entgegentritt, kommt ihr ein Gedanke. Einer Eingebung folgend dreht sie sich um und erblickt den Hirsch mit den treuen braunen Augen. Dann schaut sie hoch an den längst dunklen Himmel. Im Winter ist es lange vor Ausgangssperre dunkel. Nur heute scheint es nicht so dunkel zu sein. Der Vollmond scheint ihr entgegen. Lily reißt die Augen auf und wie zur Bestätigung hört sie ein Heulen, das jedoch noch recht entfernt klingt. Remus muss noch in der Heulenden Hütte sein. Ohne weiter auf die Animagi zu achten rennt Lily los in Richtung des Schlosses. Immer wieder kommt sie ins straucheln. Als sie schließlich heil in ihrem Schlafzimmer angekommen ist, atmet sie durch. Vollmond. Wie konnte sie das nur vergessen. Nur zu gerne hätte sie jetzt einen Aufsatz den sie schreiben müsste. Nur ist es Sonntag und ihre Hausaufgaben längst erledigt. Sie richtet den Zauberstab auf ihre Tür: ,,Colloportus." Diese verschließt sich und Lily hat nun ein Problem weniger. Sie hat keine Lust, James in näherer Zeit zu erklären, dass sie allen ernstes vergessen hat, dass Vollmond ist. Der letzte in diesem Jahr für den armen Remus.

Am nächsten Morgen klopft jemand energisch gegen ihre Tür. Zu Lilys Erleichterung nicht James, sondern Mary. ,,LILY! STEH ENDLICH AUF, DU KOMMST ZU SPÄT ZU VERTEIDIGUNG GEGEN DIE DUNKLEN KÜNSTE!" Doch Lily zieht sich die Decke über den Kopf. ,,Geh weg.", sagt sie schwach. Ihr Kopf tut weh, ihre Nase ist zu und ihr Hals fühlt sich dick an. ,,Lily? Was ist los?", kommt es nochmal von Mary. ,,Ich bin krank. Sagst du bitte den Lehrern bescheid? Ich komm hier schon klar." ,,Sicher?" ,,Ja und jetzt geh schon. Und schreib ordentlich mit, damit ich alles nachvollziehen kann."

,,Miss Macdonald, Sie beehren uns also auch noch?", wird Mary begrüßt, als sie fünf Minuten zu spät in Professor Burnhams Unterricht kommt. ,,Entschuldigen Sie, Professor. Ich war bei Lily, sie ist krank." James schaut auf. ,,Na gut.", winkt Professor Burnham sie auf ihren Platz und beginnt seinen Unterricht.

Nachdem er hastig sein Mittagessen verspeist hat, macht sich James auf den Weg in die Küche der Hauselfen, welche er bittet, für Lily eine warme Suppe in den Schulsprecherturm zu schicken. Dann geht er selbst hinauf. Lily sitzt nicht im Gemeinschaftsraum, weswegen er an ihre noch immer verschlossene Tür klopft. Als auch nach ein paar Minuten keine Antwort kommt, spricht James den Alohomora und entdeckt die rothaarige Hexe schlafend auf ihrem Bett. Sie zittert. Er zögert nicht, hebt Lily hoch und trägt sie nach unten, wo er sie auf das Sofa legt. ,,Incendio." Im Nu brennt Feuer im Kamin, wodurch es augenblicklich wärmer wird. Nur wenige Minuten später erscheint auf dem Tisch eine dampfende Suppe. ,,Lily, aufwachen." Sachte schüttelt James an ihrer Schulter. Die Rothaarige gibt einen seltsamen Laut von sich und schlägt müde die Augen auf. ,,Bist du bei mir eingebrochen?", ist ihre erste Frage, als sie realisiert, dass sie nicht in ihrem Zimmer ist.  James verdreht die Augen. ,,Ja, ich habe ein frierendes Mädchen in einen wärmeren Raum gebracht und dafür gesorgt, dass es etwas zu essen bekommt." Er deutet auf den Teller mit Suppe. Dann geht er hinauf in sein Zimmer, doch vorher hört er noch, wie Lily leise und erschöpft murmelt: ,,Danke, James..."
Erst gegen Abend kommt er wieder aus seinem Zimmer. ,,O nein Madam.", sagt er als er Lily erblickt, die mit gerunzelter Stirn versucht, die Mitschriften von Mary zu verstehen.  Sie will schon protestieren, als er ihr das Pergament wegnimmt, dich James kommt ihr zuvor: ,,Das kannst du in Ruhe morgen machen. Dann hast du dich einen Tag ausgeruht und kannst morgen in Ruhe den Stoff von heute nachholen, während wir anderen im Unterricht sitzen. Schau mich nicht so an. Man sollte sich immer gut erholen. Das geht nicht an einem Tag." Bockig verschränkt Lily die Arme. Ungerührt legt der Schwarzhaarige das Pergament weg und setzt sich dann in einen der Sessel. Er seufzt. ,,Du warst gestern Abend draußen. Bei Vollmond." Die Hexe senkt den Blick. ,,Hab halt vergessen, dass Vollmond war. Dazu war es noch ganz früh. Ich hab mir nichts dabei gedacht, als es dunkler wurde. Aber du und die anderen waren doch da." ,,Und was wäre, wenn Remus auch schon draußen gewesen wäre?" ,,Du hättest mich wieder einmal gerettet.", entgegnet ihm Lily.  Plötzlich sieht James sie sanft an. ,,Und was wenn nicht, Lily? Was, wenn ich zu spät wäre? Du bist doch sonst immer so schlau. Was ist, wenn Remus mich ausknokt und dann Jagt auf dich macht? Sirius und Peter kriegen ihn mit seinen Jagttrieben nicht alleine unter Kontrolle. Lily, ich würde so gerne wie du denken, dass ich immer da bin, um dich zu retten, aber wir wissen beide, dass dem nicht so ist. Was ist nach Hogwarts? Du bist bei deinen Eltern und ich bei meinen. Vielleicht bin ich mit den Jungs irgendwo unterwegs oder nur noch mit meiner Ausbildung beschäftigt. Ich werde nicht immer da sein. Vielleicht... brauchst du mich ja auch irgendwann gar nicht mehr. Du hast irgendwann... einen Mann, der dich liebt und... den du liebst. Einen Sohn, eine Tochter, vielleicht eine Katze oder einen Goldfisch. So oder so... Irgendwann brauchst du mich nicht mehr." Er steht auf. Mit einem traurigen Blick auf Lily geht er wieder hoch in sein Zimmer. Lily holt zittrig Luft. Dann steht sie mühsam auf und holt sich ein leeres Blatt Pergament und ihre Feder.

Kommt bitte schnell hoch.
-Lily

Sie verzaubert die Nachricht so, dass sie sofort in den Schlafsaal ihrer Freundinnen fliegt.
Gut zehn Minuten später klopft es an dem Porträt. Lily lässt ihre Freundinnen rein und führt sie sofort in ihr Zimmer. Dort verschließt sie magisch die Tür und spricht den Muffliato, damit ja niemand mithören kann. ,,Lily, geht es dir gut?", fragt Mary alarmiert.  Da bricht die Rothaarige in Tränen aus. ,,Lily! Sag doch was." Marlene drückt ihre Freundin auf das Bett und mustert sie besorgt. ,,James.", schluchzt Lily. Alice stöhnt. ,,Was hat er angestellt?" Kurz ist es ruhig, ehe Lily ganz leise sagt: ,,Ich liebe ihn." Sie klingt verstört, erschrocken über diese Erkenntnis. ,,Aber er hat mich aufgegeben. Er meinte, dass ich ihn irgendwann nicht mehr brauche. Dass ich einen Mann haben werde und James nicht mehr brauche.", schluchzt sie und findet sich plötzlich in den Armen ihrer Freundinnen wieder. ,,Ich brauche ihn. Ich werde ihn immer brauchen..."

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt