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Die letzten Tage vor den wohl wichtigsten Prüfungen, wie Lily gerne betont, gestalten sich als besonders herausfordernd. Während Lily, Remus, Alice, Mary und sogar James Potter (wenn auch recht mürrisch) fast ausschließlich über Bücher und Pergament gebeugt in der Bibliothek sitzen, fällt es unter anderem Sirius und Marlene schwer, einen Endspurt vor den Prüfungen hinzulegen. Sirius erfindet irgendwelche wahnwitzigen Ausreden, er müsse ja auch noch dies und das tun, während Marlene einfach zugibt, dass ihre Motivation dahin ist. ,,Ich würde auch lieber andere Dinge tun, aber Marlene, es geht um unseren Schulabschluss! Das sind die UTZ-Prüfungen! Danach geht es nicht weiter wie bei den ZAGs. Wir verlassen Hogwarts und stellen uns der Welt und-" ,,Ist gut, Lily. Ich verspreche, dass ich heute auch noch etwas lernen werde. Und das Abendessen nehme ich als Belohnung." Damit gibt sich Lily zufrieden und widmet sich wieder dem Kapitel über Verteidigungszauber.
Am späten Nachmittag klappt James sein Buch zu. ,,Genug für heute, ich kann nicht mehr.", sagt er und schaut Lily an. ,,Wir haben jetzt noch eine Stunde bis zum Abendessen. Ich werde eine Runde fliegen gehen." Die Rothaarige nickt und schaut wieder auf ihr Pergament. ,,Kommst du mit, Lily?", fragt James. Doch sie zögert. ,,Ich weiß nicht...", meint sie. Doch Remus sieht sie sanft an und sagt: ,,Geh. Wir machen jetzt auch Schluss für heute. Wir hatten erst Unterricht und sind dann sofort hierher zum lernen. Jetzt sollten wir mal durchatmen, morgen ist auch noch ein Tag." Die anderen nicken zustimmend, sodass auch Lily ihre Sachen zusammen packt und mit James verschwindet.
Die beiden bringen ihre Schulsachen in den Schulsprecherturm und James holt seinen Besen. Dann nimmt er Lilys Hand in seine. ,,Bevor du es dir anders überlegst und weiter lernst.", meint er grinsend, Lily jedoch weiß, dass er das ernst meint. Er kennt sie eben.
Kaum sind sie aus dem Schloss getreten, schwingt sich James auf seinen Besen. ,,Komm, Lily.", sagt er. Sein Gesichtsausdruck zeigt pure Vorfreude. Lily zögert kurz, fliegen war nie ihre Disziplin gewesen. Aber es ist James, der fliegt. Sie vertraut ihm. Sie hält sich an ihm fest und er stößt sich vom Boden ab. Lily kneift die Augen zusammen. Kurz ist ihr schwindlig. Sie will James schon bitten, zu landen, sie abzusetzen und alleine weiterzufliegen, doch als sie den Mund öffnet, hört sie James lachen und öffnet daraufhin zögerlich die Augen. Sie fliegen tatsächlich über den See, der im Licht der Abendsonne mystisch glitzert. Von hier aus kann Lily ebenfalls Hogwarts betrachten. Es ist ein atemberaubender Anblick, wie sich das Schloss majestätisch in den Himmel erstreckt. Es erinnert sie an das erste Mal, als sie Hogwarts erblickt hat. Die junge Hexe kann kaum glauben, dass das schon so viele Jahre her ist. Bald wird sie Hogwarts Lebewohl sagen müssen. Alleine bei dem Gedanken bildet sich ein Kloß in ihrem Hals. Was wird nach ihrer Schulzeit auf sie zukommen? Energisch schiebt Lily den Gedanken beiseite. Jetzt nicht, ermahnt sie sich. Sie ist hier mit James zusammen. Sie will den Moment mit ihm genießen. Lily schmiegt ihren Kopf an seinen Rücken und lächelt. James' Idee, das Lernen für heute zu beenden, ist genau richtig gewesen.
Am Ende kommt Lily der Flug gar nicht so lang vor, doch als sie landen, ist es bereits Zeit für das Abendessen. James beschließt, den Besen mit in die große Halle zu nehmen, er hat keine Lust, ihn erst noch in den Turm zu bringen.
,,Na, war es schön?", fragt Mary Lily, als diese und James sich auf die Bank setzen, auf der ihre Freunde ihnen zwei Plätze freigehalten hatten. Die Angesprochene nickt lächelnd. ,,Ja, das war es wirklich. Ich konnte richtig abschalten." ,,Hört, hört, und das aus deinem Munde, Evans.", meint Sirius. Die Rothaarige wendet sich ihm zu. ,,Und, Black, was hast du heute gemacht?", fragt sie. Doch dieses Mal bekommt sie nicht die Antwort, die sie erwartet hat: ,,Tja, ich habe heute für Verteidigung gegen die dunklen Künste gelernt." Während seine Freunde ungläubig die Augenbrauen hochziehen, nickt er stolz und meint: ,,Schließlich ist das etwas, was wir nach der Schule garantiert noch brauchen werden. Und deshalb hab ich ein wenig geübt."
Während des Essens kommt Professor McGonagal den Gang entlang und bleibt bei den Rumtreibern und den Mädchen stehen. Sie macht ein für sie sehr typisches ernstes Gesicht. ,,Mr. Black, Sie kommen nach dem Abendessen in mein Büro. Ich habe mich mit Professor Slughorn über eine angebrachte Strafe für Sie beraten." Sirius nickt. ,,Natürlich, Professor. Bis gleich." Er grinst. Professor McGonagal hebt eine Augenbraue und verlässt dann die Halle. Sofort schnellen alle Köpfe zu Sirius. ,,Was hast du angestellt?", fragt James. Der junge Black zuckt mit den Schultern. ,,Was ich euch gerade erzählt habe. Verteidigung gegen die dunklen Künste geübt.", erklärt er. Remus schüttelt den Kopf und fragt: ,,Wie genau, Tatze?" ,,Nun, genaugenommen ist es nicht meine Schuld. Schniefelus hat mich angegriffen und ich habe mich eben verteidigt." ,,Grundlos greift er keinen an, das wäre selbst für ihn eine schwache Darbietung.", schaltet sich da Lily ein. James fragt sich, wie sie ihren ehemaligen besten Freund, einen Slytherin, weiterhin in Schutz nehmen kann. Jedoch hat sie nicht ganz Unrecht. James kennt schließlich seinen besten Freund Sirius, der wie zur Bestätigung anmerkt: ,,Gut, vielleicht könnte ich etwas gesagt haben, was nicht so nett war. Aber er hat es verdient. Und er wird auch bestraft. Und die dreißig Punkte, die uns jetzt fehlen-" ,,DREIßIG PUNKTE? Was habt ihr denn angestellt?", ruft Lily nun dazwischen. Sirius, der nun etwas schuldbewusst drein schaut, nuschelt: ,,Naja, wir waren nicht alleine im Korridor und eventuell könnte ein Schockzauber daneben gegangen sein. Keine Ahnung, von wem." ,,Och Tatze...", murmelt James und schlägt sich die Hand vors Gesicht. Doch Sirius schaut unbekümmert drein. ,,Es ist nichts passiert, dem Betroffenen geht es gut. Also. Ich möchte jetzt meinen Nachtisch genießen." Er tut sich eine ordentliche Portion Pudding in eine Schale, schnappt sich einen Löffel und fängt an, den Pudding genüsslich zu verspeisen. Die noch immer entsetzten Blicke seiner Freunde beachtet er einfach nicht. Unauffällig schielt Lily zum Tisch der Slytherins. Dort sitzt Severus Snape, der nicht gerade glücklich zu sein scheint. Jedoch sieht er meistens so aus. Wieder einmal fragt Lily sich, wie es soweit mit ihm kommen konnte.
Irgendwann erhebt sich Sirius, schaut grinsend in die Runde und sagt: ,,Tja, meine lieben Freunde, wir sehen uns dann nachher." Er spaziert aus der großen Halle. Auch Snape verlässt diese grade. Ihm folgt jedoch ein Pulk Slytherins. ,,Ohje.", kommt es von Remus. Die Freunde stehen auf und verlassen ebenfalls die Halle.
Vor der Treppe, die Sirius' und Severus' Wege trennen würde, geht es los. ,,Black! Blutsverräter!"
Sirius dreht sich um, intuitiv hat er seinen Zauberstab in der Hand. ,,Hallo Mulciber. Hast ja deine kleinen Freunde mitgebracht.", erwidert er lässig. Der Slytherin grinst hämisch. ,,Und deinen Bruder gleich mit." Neben ihm erkennt Sirius seinen jüngeren Bruder Regulus. ,,Wie nett von dir, ein Familientreffen zu arrangieren. Nur leider habe ich so viel zu tun. Aber du kümmerst dich ja prächtig um den kleinen Regulus." Der jüngere Black läuft im Gesicht rot an. Dass sein Bruder ihn vor den anderen so zur Schau stellt, gefällt ihm nicht. Sirius bemerkt dies und fährt unbekümmert fort: ,,Nun, mein Zeitplan ist eng getaktet, ihr entschuldigt mich?" Er hat sich noch nicht ganz umgedreht, da eröffnet Mulciber das Feuer: ,,Stupor!" Sirius reagiert blitzschnell: ,,Protego!" Dann zieht sich ein Grinsen über sein Gesicht. Hinter den Slytherins entdeckt er seine Freunde, bereit ihm zu helfen. Die Schlangen erkennen ihre misslichen Lage, machen jedoch keine Anstalten, diese zuzugeben. Stattdessen drehen sich einige von ihnen um und richten ihre Zauberstäbe auf Lily, James, Remus, Peter, Marlene, Mary und Alice. Lily ergreift das Wort: ,,Was fällt eich ein, einen Schüler anzugreifen? 10 Punkte Abzug für Sly-" ,,Halt den Rand, Schlammblut!", kommt es von Mulciber. Reflexartig stellt sich James vor Lily. Drohend schaut er den Slytherin an, den Zauberstab auf ihn richtend. ,,Das hättest du nicht sagen sollen." Der Slytherin grinst. ,,Ach, nicht?" Er hebt ebenfalls den Zauberstab und murmelt Worte, die James nicht verstehen kann. Instinktiv ruft er: ,,Protego!" Gerade noch rechtzeitig. Mulcibers Zauber prallt an dem Schild ab.
,,Was ist hier los?", ertönt da eine Stimme hinter James.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt