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Benommen schaut Lily sich um. Sie ist in einem relativ dunklen Raum mit bloß einem kleinen vergitterten Fenster und einer ebenso vergitterten Tür. Bei ihr sind noch ein kleiner Junge und... ,,Mary!"
Ihre Freundin rappelt sich auf und schaut sie verwirrt an. ,,Lily? Wo sind wir?" ,,Ich weiß es nicht."

,,Was du uns sagen willst, ist, dass Todesser je drei muggelstämmige Schüler aus den Häusern entführt haben?" James nickt auf Marlenes Frage. Gequält schließt er die Augen, während Marlene und Alice sich unruhig ansehen. ,,Die Frage ist nur, wie sie das geschafft haben.", sagt er dann in die Stille hinein. Sirius schnaubt: ,,Ganz einfach. Mein Bruder und seine Freunde werden die reingelassen und unterstützt haben. Ich werde-" ,,Nichts wirst du!", wirft James sofort ein, ,,Ich habe die klare Anweisung, dass keiner der Schüler auf eigene Faust etwas regeln wird. Dumbledore hat bereits die Auroren verständigt. Morgen werden welche hier auftauchen. Wir sollen uns da raushalten." Marlene schaut ihn bittend an. ,,James. Du kannst sie dann als Schulsprecher sicher fragen, ob sie eine Vermutung haben? Bitte. Ich mache mir Sorgen um Lily und Mary." ,,Jeder hier tut das.", fügt Remus ruhig hinzu. James nickt. Wer macht sich außer den Slytherins bitte keine Sorgen?

Am nächsten Morgen also gehen James und die anderen in die Große Halle.
Professor Dumbledore erhebt sich nach einigen Minuten, als Professor McGonagal zu ihm kommt. Mit einem kurzen Nicken verschwindet sie durch eine Tür, die zu einem Nebenraum führt.
,,Liebe Schüler. Wie Sie alle mitbekommen haben werden, sind in der letzten Nacht neun muggelstämmige Schüler aus den Häusern Ravenclaw, Gryffindor und Hufflepuff entführt worden. Ich habe die Aurorenzentrale informiert und diese hat mir zwei ihrer besten Auroren geschickt." Professor McGonagal kommt zurück und mit ihr kommen noch ein Mann und eine Frau hinein. ,,Bitte begrüßen Sie Mr. Fleamont Potter und Mrs. Euphemia Potter. Die beiden werden für jeden Hinweis offen sein und vorerst in unserer Schule bleiben. Sie werden Kontrollgänge durch das Schloss machen und uns so optimale Sicherheit versprechen."
,,Tja Krone. Jetzt hast du Mami und Papi bei dir in der Schule. Da wird es doch besonders leicht sein, Informationen zu bekommen.", kommt es sofort von Sirius, während James gequält den Kopf auf den Tisch sinken lässt. Zuvor hat Remus zur Vorsicht schon den Teller weggezogen. ,,Sie werden nie auch nur ein kleines Detail verraten.", stöhnt der Schwarzhaarige auf, ,,Sie werden uns Lily und Mary entweder vor die Nase setzen, sobald sie sie gefunden haben, oder sie verkünden uns ihren Tod. So oder so. Mehr werden wir nicht erfahren. Mum und Dad sind da sehr streng."

Trotzdem beschließt James, seine Eltern in den Schulsprecherturm zu bitten. Eine Stunde, nachdem sein Unterricht geendet hat, klopft es also am Porträt. Er öffnet es und lässt Mr. und Mrs. Potter eintreten. ,,Hallo Mum. Dad." ,,James, Schatz.", begrüßt ihn seine Mutter lächelnd und umarmt ihn. Sein Vater klopft ihm auf die Schulter. ,,Schön, dich zu sehen, Junge." ,,Nun, der Grund, weswegen wir hier sind, ist wohl weniger erfreulich.", fügt Mrs. Potter hinzu. ,,Genau darum geht es.", sagt James und deutet zum Kamin. Seine Eltern nehmen auf der Couch Platz, während er sich in einen Sessel setzt. ,,Unter den entführten Schülern sind zwei Freundinnen von mir. Mary und Lily. Bitte versprecht mir, dass ihr mir Bescheid gebt, wenn ihr wisst, was mit ihnen ist." ,,James...", wirft seine Mutter ein, doch er unterbricht sie mit einer kleinen Geste und spricht weiter: ,,Mir reicht wirklich nur zu wissen, ob sie leben. Dass ihr sie dann holt. Bitte. Wisst ihr, ich kam hier rein und Lily war nicht da. Im Gryffindorturm herrschte Aufruhr. Es war die Hölle, zu Professor Dumbledore zu gehen, wo bereits die Hauslehrer waren, deren Vertrauensschüler ebenfalls Vermisste zu melden hatten. Vor allem Lily musste dieses Schuljahr schon viel mitmachen, dabei haben wir erst November. Ich mache mir einfach Sorgen." ,,Na schön.", seufzt Mrs. Potter. ,,Euphemia!", wendet sich ihr Mann ihr zu. Doch Mrs. Potter lässt sich nicht beirren. ,,James wird nicht erfahren, wo seine Freundinnen sind. Einzig und allein, ob sie leben. Ich finde, das geht in Ordnung. Wir verraten schließlich keine Details."

,,Immerhin etwas.", sagt Alice, als sich die Freunde am Abend im Schulsprecherturm treffen. ,,Besser als überhaupt nichts.", stimmt Marlene ihr zu. Auch Remus und Peter nicken, während Sirius vor sich hin starrt. ,,Mich kotzt es an, dass wir so machtlos sind. Vor allem wir, Krone." ,,Nicht jetzt, Sirius.", hält James ihn im Zaun. ,,Oh oh. Rumtreiberalarm.", kommt es von Marlene. ,,Das passt jetzt nicht, Jungs." ,,Lass gut sein, Remus. Marlene und ich wollten eh gleich zurück in unseren Schlafsaal. Wir können genauso gut auch jetzt gehen. Gute Nacht.", sagt da Alice. Die beiden Freundinnen erheben sich und verlassen den Raum.
,,Krone! Wir könnten sie belauschen." Doch James schüttelt den Kopf. ,,Mum und Dad lassen sich nicht belauschen. Ich glaube kaum, dass sie ihre Pläne in der Gegenwart eines Hirsches oder eines Hundes besprechen." ,,Was ist mit einer Ratte?", fragt Sirius. Doch auch da schüttelt James den Kopf. ,,Nein. Entweder alle oder keiner. Ich will Peter nicht alleine diesem Risiko aussetzen."

Sirius hat es nicht mehr gewagt, James nochmal auf das Thema "Animagus- Eltern ausspionieren" anzusprechen.
Mit jeden Tag wird dieser mürrischer. Seine Eltern erzählen ihm nichts, laufen mit verschlossenen Minen durch das Schloss.
Das erste Quidditchspiel ist gar nicht erst erwähnenswert. James konnte sich gar nicht konzentrieren. Etliche Male hat er den Quaffle fallen lassen und Sirius musste nicht bloß einmal den Klatscher von ihm fort schlagen. Am Ende hat Gryffindor mit 80 zu 230 verloren. James hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinem Team Rede und Antwort zu stehen, sondern war direkt in den Schulsprecherturm gegangen. Jedenfalls wollte er das.
Er geht gerade einen Korridor entlang.
,,Was los, Potter? Fehlt dir deine kleine Schlammblutfreundin?" Der Slytherin Mulcibier stellt sich ihm in den Weg. Etwas hinter ihm stehen Snape und Regulus Black. Alle drei halten ihre Zauberstäbe lässig in den Händen. Doch James lässt sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil. Seine angestaute schlechte Laune kommt nun zum Vorschein und angriffslustig erwidert der Gryffindor: ,,Na, Mulcibier? Haben sich deine Eltern schon eine Zelle in Askaban ausgesucht? Sicher bekommen sie eine schöne." ,,Warum sollten sie überhaupt dahin?", spottet der Slytherin. ,,Garantiert stecken sie mit hinter der Entführung der Muggelgeborenen." ,,Hast du dafür Beweise?", fragt Mulcibier gefährlich. James schweigt. Natürlich nicht. ,,Dachte ich mir." ,,Alles in Ordnung, Jungs?", kommt da eine Stimme, die James jetzt als letztes hören wollte. Mr. Potter kommt den Gang entlang. ,,Selbstverständlich, Sir.", schnarrt Mulcibier. Er wirft James noch einen hämischen Blick zu und verschwindet mit den anderen beiden. ,,Musste das sein?", faucht James seinen Vater an, vollkommen die Kontrolle verlierend. Dieser hebt eine Augenbraue. Das aufbrausende Verhalten seines Sohnes bekommt er nur selten zu spüren. ,,Ich wollte dir bloß helfen." James schnaubt. ,,Ich brauche deine Hilfe aber nicht. Schon gar nicht bei einem Todessersohn. Weißt du, wer deine Hilfe braucht? Lily, Mary, Tommy Copper und die anderen sechs muggelstämmigen Schüler, wegen denen du hier bist!", ruft er seinem Vater entgegen. Fleamont seufzt, bleibt jedoch ruhig. ,,Und trotzdem kann ich hier in der Schule auch mal ein Auge auf dich werfen. Zudem sind deine Mutter und ich hier, um euch zu schützen." ,,Dad, ich bin bereits siebzehn! Ich bin volljährig. Ich muss auf mich selbst aufpassen können. Wenn ich das hier in Hogwarts nichtmal alleine hinbekomme, weil du dich in sogar noch recht harmlose Gepräche mit den Slytherins einmischt, wie soll ich das dann nach der Schule hinbekommen? Mami und Papi Auror regeln das schon, oder was? Nein, so will ich das nicht! Wenn ihr schon hier seid, dann kümmert euch um die, die das brauchen. Das sind definitiv die jüngeren Schüler unter uns. Aber wenn ihr schlau wäret, würdet ihr die Vermissten suchen! Habt ihr überhaupt schon irgendeinen Hinweis?" ,,Nicht hier. Komm mit." Fleamont führt seinen Sohn in ein Klassenzimmer und verschließt die Tür. ,,Lily und die anderen wurden auf jeden Fall von Todessern entführt. Es bleibt nicht auszuschließen, dass sie Hilfe von innerhalb des Schlosses hatten.", erklärt er. James zieht die Augenbrauen hoch. ,,Mehr nicht? Das haben wir uns längst gedacht. Ist kein Geheimnis, dass hier angehende Todesser in Slytherin weilen. Willst du Namen hören?" ,,James, das ist weitaus mehr als ich dir sagen dürfte..." Doch James übergeht das. ,,Mulcibier, Black, Avery, noch mehr? Die Liste ist lang, besonders die ihrer Freunde, die bereits fertig mit der Schule sind. Malfoy, Lestrange-" ,,James, es reicht! Geh jetzt. Du weißt schon mehr, als dir in deiner Verfassung bekommt. Geh jetzt." ,,Das ist nicht dein Ernst?!" Fassungslos sieht James Fleamont an. Doch dieser nickt. ,,Mein voller Ernst."

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt