Kapitel I Was ist eine "Rubina"?

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Ich kann es immer noch nicht fassen! Morgen ist endlich mein großer Tag! Meine Ausbildung wird morgen endlich beginnen, nachdem ich ein Jahr lang niedere Dienste verrichtet habe. Das muss ich heute nochmal auf eine ganz besondere Art und Weise feiern.

Ich verlasse das kleine Zimmer, das ich für das letzte Jahr mein genannt habe und gehe hinunter in die Schankstube. Vor einem Jahr habe ich meine Heimat verlassen und bin in der kleinen Stadt Epekien angekommen, die im Menschenreich Jaramall liegt.

Dieser „Auslandseinsatz" war eigentlich lächerlich, Jaramall ist ein direktes Nachbarland und Epekien liegt mit meinem Einhorn zwei Stunden Ritt von der Grenze entfernt. Ich hätte jederzeit zurück nach Hause gekonnt, aber ich durfte es nicht.

Ich möchte magische Diplomatin für mein Land werden, damit ich eine solche Ausbildung beginnen darf, muss ich ein Jahr ohne Unterbrechung im Ausland gewesen sein. Denn eine Diplomatin soll ich auch im Ausland zuhause fühlen können.

Zugegeben, Epekien ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Eine verschlafene Kleinstadt, in der noch nicht einmal viele magische Wesen leben, für die ich mich diplomatisch einsetzen müsste. Aber darum geht es auch noch nicht, es geht nur um die Gewöhnung, bei Menschen zu leben.

Ich habe mir damals ein Zimmer für ein ganzes Jahr gemietet, ist im ersten Stock eines Gasthauses, im Erdgeschoss befindet sich die Kneipe. Mit dem Wirt habe ich lange um den Mietpreis verhandeln müssen, als ich ihm sagte, dass ich den Umsatz sicher verdoppeln würde, wollte er mir zunächst nicht trauen.

Doch schon nach wenigen Tagen hatte sich herumgesprochen, dass in der Kneipe eine wunderschöne Frau, die Traumfrau jedes Mannes sitzt und sich sehr schnell verführen lässt. Denn das stimmt wirklich, ich bin für jeden Mann die Traumfrau, egal wie er sie sich vorstellt.

Heute Abend ist die Schankstube allerdings recht leer, draußen tobt ein starkes Unwetter, die Leute bleiben lieber Zuhause und Wanderer sind draußen kaum unterwegs. Ich nicke dem Wirt zu, der nur gelangweilt an der Theke steht und mir ein Becher Wein gibt.

Es sind nur zwei Gäste in der Kneipe, beide kenne ich nicht. Aus der Stadt sind sie ziemlich sicher nicht, Epekien ist keine große Stadt, hier leben 1387 Menschen und ich kenne jeden einzelnen mit Namen. Die beiden aber nicht.

Ich setze mich an einen Tisch unweit der beiden und trinke meinen Wein, dabei schiele ich immer wieder zu ihnen herüber. Sie essen von einer Käseplatte und trinken Bier, das Licht in der Schankstube ist gedämpft, es brennen nur wenige Kerzen und der Kamin, durch die Fenster dringt kein Sonnenschein ein.

Die beiden Gestalten beginnen zu tuscheln, es sind ziemlich sicher beides Menschen. Einer der beiden ist großer und schlanker als der andere, der Kleine zeigt immer wieder auf mich und kichert, er verschluckt sich mehrfach und zieht mich mit seinen Augen förmlich aus.

Der Größere ist deutlich disziplinierter, schaut auch zu mir herüber, unterlässt aber Gesten oder Gekichere, sondern trinkt einfach sein Bier und isst Käse. Na kommt schon, einer von euch beiden muss mich doch ansprechen!

Und tatsächlich möchte sich der kleine Mann auf den Weg zu mir machen, wird dann aber von seinem Begleiter aufgehalten. Sie reden miteinander und der große Mann gibt dem kleinen Mann Geld? Wofür denn? Der Kleine steht auf, geht aber an mir vorbei und über die Treppe in den ersten Stock, wo sich die Gästezimmer befinden.

Habe ich das gerade richtig verstanden? Der große Mann hat den Kleinen dafür bezahlt, dass er mich nicht anspricht, sondern auf sein Zimmer geht? Was soll denn dieser Unsinn? Traut er sich nicht, mich anzusprechen, kann aber auch nicht damit leben, wenn sein Freund es tut?

Nun steht er auch endlich auf und geht zu mir herüber, je näher er kommt, desto mehr Details erkenne ich. Er hat kurze, schwarze Haare, einen stoppeligen Bart, trägt einen grünen Mantel und hat eine gebräunte Haut. Das ist interessant!

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt