Kapitel XIX Exodus

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Kapitel XIX

Exodus

„Ist dir aufgefallen, dass Victor nur von angeklagten Frauen gesprochen habt?" Frage ich Ragnada, als wir in einem Gästezimmer der Botschaft liegen und einfach nicht in den Schlaf kommen.

Wir haben allen Botschaftsmitarbeiterinnen die Nachricht überbracht, viele haben geweint, einige wurden richtig aggressiv und wütend. Die Menschen, die auch in der Botschaft arbeiten, möchten sich beraten, was sie nun tun wollen.

Vermutlich werden sie kündigen, erstens lohnt es sich nicht, nur für uns zwei zu arbeiten und zweitens macht es sie natürlich sofort verdächtig, wenn sie nach Ablauf der drei Tage noch in der Botschaft Paravals arbeiten.

Ragnada nickt stumm, seufzt und wendet sich mir zu.

„Ja, das habe ich. Dieser Mann ist sehr gefährlich und ich bin froh, dass er nicht die Kontrolle über die Inquisition bekommen hat".

Stille legt sich wieder über das Schlafgemach, aber keine beruhigende Stille, sondern eine bedrohliche, die ich daher mit Worten brechen muss.

„Denkst du, jemand aus der Botschaft hat all das Unheil angerichtet?" Ich bekomme zuerst keine Antwort von Ragnada, sodass ich denke, sie wäre eingeschlafen. Dabei hat sie wohl nur überlegt, nach einige Zeit antwortet sie mir nämlich doch noch.

„Nein, das glaube ich nicht. Wir werden es mit einer Einzelperson zu tun haben, denke ich. Die Frage ist aber, wieso bringt jemand all dies Unheil? Wenn wir diese Frage beantworten können, können wir Rückschlüsse auf die Täterin oder den Täter ziehen".

„Und hast du schon eine Vermutung?"

„Ja. Und diese hat auch etwas mit Taspers Theorien zu tun". Ich kann nicht glauben, was meine Lehrerin da sagt. Obwohl es bereits dunkel ist und ich nicht mehr als Schatten und Umrisse von ihr sehe, starre ich entsetzt in ihre Richtung.

„Du glaubst doch nicht etwa, dass unsere Regierung wirklich mit Farangorn und Marselargo zusammenarbeitet, um Taraflor zu schwächen?! Das ist doch völliger Quatsch!" Ragnada lacht plötzlich, scheinbar amüsiert über mein Unverständnis.

„Natürlich ist es Quatsch! Und ich habe auch gerade gesagt, dass ich auf eine Einzelperson tippe. Aber dass es diese Katastrophen nur in Taraflor gibt, ist verdächtig. Die Motivation könnte also eine Abneigung gegen Taraflor sein, die von jemandem aus Marselargo, Farangorn oder auch Berritan ausgehen könnte".

Ich lege die Stirn in Falten und grüble.

„Du denkst also, eine Hexe oder ein Zauberer aus einem dieser Länder reist nach Farangorn, um es von Innen heraus zu vernichten? Das erscheint mir irgendwie unglaubwürdig". Der Schatten von Ragnadas Kopf nickt.

„Stimmt. Daher kommt unser Täter auch nicht aus Marselargo, Farangorn oder Berritan, sondern sein Auftraggeber. Meine Theorie ist folgende: Jemand aus einem dieser drei Länder möchte Taraflor schaden und es zuletzt vielleicht sogar in einen Krieg gegen Marselargo und damit auch gegen Farangorn treiben. Den Taraflor, aller Voraussicht nach, verlieren würde. Bei dieser Person handelt es sich aber um einen Menschen, der nach Taraflor gereist ist, und eine Hexe oder einen Zauberer ausfindig gemacht hat. Und diesem magischen Wesen hat der Mensch etwas weggenommen. Einen Ehepartner, ein Kind, einen magischen Gegenstand, irgendetwas. Und damit erpresst der Mensch das magische Wesen".

Ich denke über Ragnadas Worte nach. Sie klingen logisch, weisen aber auch viele debile Punkte auf.

„Wieso zaubert sich das Wesen den Gegenstand nicht einfach zurück? Wieso schließt du die Botschaftsmitarbeiterinnen dann aus? Und überhaupt erscheint mir den Plan sehr riskant. Ein größeres Militär gewinnt nicht unbedingt, Kriege und Schlachten sind immer Risiken".

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt