Kapitel XXV Das dritte Territorium

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Am Abend des zweiten Tages unserer Flucht erreichen wir ein kleines Dorf in der Nähe des dritten Territoriums erreichen. Yaswar kann sogar schon den großen Fluss sehen, der verhindert, dass die nicht magischen Wesen nach Paraval kommen.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie das Dorf heißt, aber ich weiß, dass meine Mutter Enlakyel hier lebt. Und ich möchte sie auf jeden Fall noch einmal sehen, bevor Yaswar und ich untertauchen müssen.

Oder vielleicht doch nur ich? Während unserer Flucht habe ich Yaswar mehrmals angeboten, dass ich alleine fliehen und er sein Leben normal weiterleben kann. Aber er meinte, dass sich jeder zusammenrechnen könnte, dass er mich befreit hat.

Und obwohl es mir leid tut, dass Yaswar wegen mir sein altes Leben hinter sich lassen muss, bin ich sehr froh, ihn an meiner Seite zu wissen. Die Dunkelheit ist bereits über das Dorf hereingebrochen und anders als in den Städten gibt es keine Straßenbeleuchtung.

Das einzige Licht geht von den Häusern aus, ich war bisher zwar erst zwei Mal hier, trotzdem erkenne ich das Haus meiner Mutter. Wir sind vorsichtig und achten darauf, dass uns niemand sieht. Die Regierung soll weiter denken, wir würden uns in Paraval verstecken.

Zwar dürfen sie uns nicht im dritten Territorium verfolgen, aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn sie sich nicht zusammenreimen könnten, dass wir dort sind. Unser Besuch in diesem Dorf sollte also geheim bleiben.

Wir warten, bis die meisten Lichter im Dorf erloschen sind. Als Elb hat Yaswar besonders gute Augen und so können wir in sicherer Entfernung warten, bis nach und nach alle Lichter ausgehen. Erst dann schleichen wir uns von hinten an das Haus meiner Mutter heran.

Unter den magischen Wesen vertrauen wir uns ohnehin fast bedingungslos und auf dem Dorf scheint dies noch ausgeprägter zu sein. Jedenfalls ist die Tür zu unserem Glück nicht abgeschlossen. Yaswar braucht kein Licht, um zu sehen und so halte ich mich an seinem Arm fest und lasse mich führen.

Ganz vorsichtig schleichen wir uns in das Schlafzimmer meiner Mutter, sie ist schon vor circa zwei Stunden schlafen gegangen. Es tut mir zwar weh, sie zu stören und sicherlich zu erschrecken, aber es geht nicht anders. Ich setze mich auf das Bett und schüttel sie leicht am Arm.

„Mama, ich bin hier. Ayamriel. Bitte wach auf". Meine Mutter sträubt sich etwas, öffnet dann verschlafen die Augen, sieht in diesem Moment vermutlich nur zwei dunkle Gestalten im noch dunklerem Zimmer.

„Was... was ist los? Ayamriel?"

Ich nicke und nehme meine Mutter in den Arm, die dies sofort erwidert. Tränen laufen mir über meine Wangen, ich beginne zu weinen und meine Mutter tröstet mich und wiegt mich sanft hin und her.

„Na na, alles wird gut. Wein nicht, mein Liebling, alles ist gut". Sie weiß vermutlich überhaupt nichts, worum es geht, trotzdem beruhigen mich ihre Worte, obwohl sie nur leere Phrasen sind.

Yaswar hält etwas Distanz und lässt und beide in Ruhe, bis ich mich ausgeweint habe. Erst dann setzt er sich zu uns und wir beginnen zögerlich zu berichten. Von dem Prozess, davon, dass offenbar nur die halbe Wahrheit öffentlich gemacht wurde, von meiner Befreiung und unseren Fluchtplänen.

Sie hört aufmerksam zu und unterbricht uns kein einziges Mal. Erst als ich am Ende meiner Ausführungen angekommen, nickt sie sanft und spricht.

„Von Had Ragnadas Urteil haben wir hier schon gehört. Wir waren alle sehr überrascht darüber, vor allem, weil man uns keinen genauen Grund nannte. Aber so wie du es sagst, habt ihr doch nichts falsch gemacht. Das ist unfair!"

„Hast du denn irgendwelche Probleme hier bekommen? Ich meine... dass ich Ragnadas Schülerin bin, wissen doch sicher alle im Dorf oder? Behandeln sie dich trotzdem gut?" Sanft lächelt meine Mutter und nickt glücklicherweise.

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt