Kapitel XXXVIII Rückblende

179 6 10
                                    


Ein Jahr später sitze ich in einer Hafenkneipe in Gairgov, der Hauptstadt Jaramalls. Der Schankraum ist dunkel, aber es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Es wird gelacht, getanzt und gesungen.

Zahlreiche Seemänner werden von den noch zahlreicheren Hafendirnen verführt und zahlen sicher einen nicht gerade geringen Teil ihrer Heuer für eine aufregende Nacht.

Mir begegnen die Prostituierten mit Verachtung, in ihren Augen vertreibe ich ihnen die Kundschaft, weil ich keinen Streit möchte, habe ich mir einen langen Mantel angezogen, um meine Reize so gut wie möglich zu verstecken.

Immer wenn ich das Öffnen der Tür höre, schiele ich zu ihr herüber. Sie müssten eigentlich jeden Moment da sein, wir haben uns hier für heute verabredet. Nach einer halben Stunde Verspätung kommen sie endlich.

Ich stehe auf und umarme sowohl Kiara als auch Frederik mit Tränen in den Augen.
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Viel zu lange. Bitte setzt euch". Sie lächeln mich an, zusammen setzen wir uns und ich kann endlich den Mantel abnehmen. Wenn wir zu dritt sind, wird mich sicher niemand angraben.

Kiara und Frederik sitzen Händchen haltend nebeneinander und sehen sich verträumt an. So recht möchte niemand von uns das Gespräch beginnen, es ist irgendwie unangenehm, wenn man alte Freunde trifft, seit dem letzten Treffen aber so viel passiert ist. Man weiß nicht, wo man anfangen soll.

„Ich möchte euch noch einmal beglückwünschen, ihr seid ein süßes Paar", sage ich daher lächelnd. Die beiden lächeln, kichern und Kiara gibt Frederik einen Kuss.

„Dankeschön. Es war wirklich ein Glücksfall, dass wir uns gefunden haben. Und dass ich Kiara nicht getötet habe". Wütend stößt Kiara Frederik in die Seite.

„Ich habe dich fast getötet, vergiss das nicht!" Ich lache.

„So beginnen die besten Partnerschaften, indem man sich gegenseitig umbringen will". Wir lachen und schwelgen etwas in Erinnerungen. Wenn auch in nicht ganz so schönen.

Während die Rebellen um Maraval gekämpft hatten, war Taraflors Armee immer weiter vorgezogen, hatte die Grenze zum magischen Reich überschritten, Großberg dem Erdboden gleichgemacht und war drauf und dran gegen Maraval zu ziehen. Doch die Rebellen hatten die Stadt in der Hand, setzten die weiße Flagge und zwangen Taraflor so zu Verhandlungen. Trotzdem stürmte Frederiks Truppe den Krankenflügel, in dem Kiara nach ihren Schusswunden versorgt worden war und die beiden hätten sich wohl fast gegenseitig umgebracht, bis die weiße Flagge gehisst wurde.

Ich räuspere mich.

„Entschuldige bitte, ich möchte nicht respektlos sein, aber... mit Magie hätte man deine... Brüste doch retten können". Meine Augen wandern über Kiaras flache Brust. Ihre Brüste waren im Kampf beide von Pfeilen getroffen und regelrecht durchbohrt worden. Man wollte bei den Angriffen Magie sparen, weshalb es nur eine Behandlung gab: Amputation.

Kiara zuckt mit den Schultern.

„Natürlich mochte ich meine Brüste und hätte sie nach der Schlacht wiederherstellen lassen können. Aber irgendwie habe ich gedacht, dass es eine gute Mahnung ist. Ich habe meine Brüste verloren, aber nicht mein Leben. Und jeder Kampf, egal ob für die gute oder die böse Sache, fordert Opfer. Daher bin ich nun mit Stolz eine Brustlose, eine Amazone".

„Und was für eine! Sie ist die beste Bogenschützin der gesamten Legion in Taraflor. Niemand, nicht einmal ein Mann macht ihr in diesem Bereich etwas vor. Nur im Schwertkampf besiege ich sie immer". Frederik lacht und kneift Kiara in die Seite.

Ich lache und freue mich sehr über das Glück der beiden, gleichzeitig wird mein Herz aber auch wieder so schwer. Ich muss daran denken, wie Yaswar und ich so gescherzt haben. Oder Ragnada und ich.

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt