Kapitel XXI Ein falsches Spiel und eine Konferenz

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Als ich auf den Flur trete, ist bereits die ganze Kaserne hellwach. Von überall her sind schnelle Schritte zu hören, Türen werden geöffnet und kurze Zeit später heftig zugeschlagen. Man hört laute Stimmen und das Klirren von Rüstungen.

Der Bursche geht mir voraus, wir schlagen den Weg zum großen Speisesaal ein, in dem noch vor wenigen Stunden der Hauptmann gegessen hat. Auf unserem Weg begegnen uns immer mehr Soldaten, aber auch einfach Wachen.

Ein dichter Menschenstrom entsteht, dem sich immer mehr Leute anschließen. Dabei versuche ich mir ein Bild der Lage zu machen, was alles andere als einfach ist.

Einige Soldaten sind schon so ausgerüstet, als würden sie gleich in die Schlacht ziehen wollen, die Mehrheit trägt aber diese sehr bunten Uniformen und ein nicht unerheblicher Teil trägt noch Nachtwäsche.

Ich habe mir schnell ein einfaches Gewand übergeworfen, barfuß tapse ich über die Flure, bis wir die große Halle erreichen. Das Feuer im Kamin ist erloschen, allein die Kerzen an Wänden und Kerzenständern erhellen den Raum.

Der Hauptmann hat seine beste Uniform angezogen und sich vor den Kamin gestellt, seine Soldaten, Wachen und einfachen Bediensteten stellen sich im Halbkreis um ihn, er hebt seine Hände und winkt mit ihnen, um sich Gehör zu verschaffen.

„Kameraden! Ihr werdet es sicher schon alle gehört haben, daher mache ich es kurz. An der Grenze zu Berritan ist es zu zahlreichen Explosionen gekommen, die viele unserer Festungen zerstört haben und viele Todesopfer forderten. Keine Stunde später hat Berritans Armee die Grenze überschritten. In Violanda tagt zu dieser Stunde ein Rat, der entscheidet, wie darauf zu reagieren ist. Klar ist nur, dass wir nun mit Berritan im Krieg sind und wir daher in Bereitschaft bleiben müssen. Doch bevor wir Befehle zwecks einer Verlegung an die Front bekommen, wird der letzte Befehl, die Inquisition durchzuführen, fortgesetzt. Bleibt aber alle in Alarmbereitschaft!"

Ein lautes Murmeln hallt durch den Raum. In den Gesichtern der Männer sehe ich zahlreiche Emotionsausdrücke. Angst und Sorge, aber auch Enttäuschung und Entschlossenheit. Wut und Hass. Einige hätten sich wohl gewünscht, sofort zur Grenze zu reiten und in die Schlacht zu ziehen.

Ich hingegen bleibe verwirrt zurück. Wann war dieser Angriff? Ein Bote bräuchte doch sicher einige Tage, bis er uns hier erreicht hat. Und wieso tagt jetzt ein Rat in Violanda? Die Botschaft müsste die Hauptstadt schneller erreicht haben als uns hier.

Wäre es dann nicht logischer, wenn die Nachricht zuerst nach Violanda gebracht wird, dort der Rat tagt und man uns dann hier mitsamt einer Entscheidung, wie es weitergehen soll, informiert? Irgendetwas stimmt hier doch nicht.

Und dann noch der Umstand, dass Berritan nur eine Stunde nach den Explosionen seine ganze Armee aufstellen und nach Taraflor bewegen konnte. Auch das passt zeitlich einfach nicht! Ich gehe wieder auf mein Zimmer, entkleide mich und versuche zu schlafen.

Aber es geht nicht. Zu viele Gedanken kreisen durch meinen Kopf. Hat Berritan es irgendwie geschafft, die Festungen zur Explosion zu bringen? Konnten sie nur deshalb so schnell sein, weil sie wussten, dass es passieren würde?

Und die großen Explosionen sind bestimmt auch noch in weiterer Distanz gesehen worden, ein Bote müsste also nicht von der Grenze aus, sondern von mehreren Kilometern im Inland bis nach Violanda reiten. Das ist dann in vielleicht einem Tag machbar?

Ich kann einfach nicht einschlafen, zudem überkommt mich das Gefühl, hier in dieser kleinen Stube zu ersticken. Also stehe ich auf, ziehe mir mein Gewand wieder an und gehe über die Gänge spazieren.

Mein Ziel ist es, den Kopf etwas freizubekommen, das geht nicht, wenn ich im Bett liege und nichts anderes zu tun habe, als auf die Decke zu starren. Zwar könnte ich mir auch die Fallakten nochmal durchlesen, doch die kann ich mittlerweile fast auswendig.

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt