Kapitel XXIIDie Verhaftung

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich sehr nervös. Vermutlich werde ich gleich die gesamte Kaserne gegen mich haben und kann nur hoffen, dass sich der Hauptmann von meiner Nachricht an Ragnada beeindrucken lässt.

Ob die beiden Frauen das Verhör überstanden haben, frage ich mich. Vorsichtig ziehe ich mir mein Gewand an, gehe durch die kalten Gänge, bis ich wieder die große Halle erreiche, in der der Hauptmann gerade mit dem Frühstück beschäftigt ist.

Tief atme ich durch, bevor ich an den Tisch herantrete und mich dem Hauptmann gegenüberstelle. Ich setze mich nicht und begebe mich so auf Augenhöhe, sondern stehe in diesem Moment über ihm.

Noch interessiert ihn das nicht besonders. Er isst seinen Brei und würdigt mich nicht einmal eines Blickes. Das pure Desinteresse ist in seinem Gesicht zu lesen.
„Setzen Sie sich doch", ist alles, was er sagt.

„Nein, danke. Ich habe etwas sehr Ernstes mit Ihnen zu besprechen, mir ist gerade nicht nach Sitzen". Langsam richtet sich der Blick des Hauptmannes auf, er lächelt verlegen, wenn auch nur sehr kurz und sehr schmal.

„Ach? Haben Sie etwa schon einen Gesetzesverstoß feststellen können? Wo Sie doch gerade erst eine Nacht hier sind?" Er lacht kurz auf, versucht mit Humor die Wahrheit zu übermalen. Er lässt sich keine Nervosität anmerken, doch das wird sich schnell ändern.

„So ist es in der Tat. Ich bin heute Nacht Zeugin geworden, wie eure Soldaten die beiden angeklagten Frauen illegal folterten. Dabei wurden verbotene Foltermethoden verwendet. Außerdem wurden die Anklagen nur deshalb aufgenommen, um an das Geld der Angeklagten zu kommen".

Der Hauptmann lässt den Löffel wieder in die Schüssel mit dem Haferbrei sinken. Sein Blick durchbohrt mich, doch ich halte stand. Wir beide wissen, dass ich Nichts als die Wahrheit gesagt habe.

„Das kann ich mir unmöglich vorstellen. Die Soldaten hier leisten brav ihren Dienst und sind mir, ihrem Hauptmann, sehr treu und ergeben. Und ich habe keinen derartigen Befehl gegeben. Ihre Vorwürfe sind haltlos, Frau Ayamriel".

Nun steht auch der Hauptmann auf und möchte die Augenhöhe herstellen, doch ich lächle nur, weil ich weiß, dass ich das Oberwasser habe. Lächelnd überreiche ich ihm den Brief, den ich geschrieben habe, der meine Botschaft an Ragnada zusammenfasst.

„Ich weiß, was ich gesehen und gehört habe. Und einen Bericht habe ich schon mit meinem Einhorn nach Violanda zu Ihrem König und meiner Lehrerin geschickt. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten Tagen neutrale Ermittler hier eintreffen werden. Zusammen werden wir genau untersuchen, wer hier welche Befehle gegeben hat, bis dahin wird die Inquisition hier eingestellt, weil ich nicht auf Sie und Ihre Soldaten vertrauen kann".

Stirnrunzelnd ließt der Hauptmann den Brief, im Hintergrund knackt im Kamin das Holz.

„Diese Unterstellungen werden Sie Kopf und Kragen kosten", seine Stimme ist leise und bedrohlich, energisch wirft er mir den Brief entgegen, der langsam zu Boden segelt. Ich beschließe, etwas mit meiner Magie zu spielen und lasse ihn zu mir in meine Hand fliegen.

„Das bezweifle ich sehr stark. Im für mich ungünstigsten Fall ist der Generalverdacht gegen die ganze Kaserne unbegründet und die Vergehen reduzieren sich nur auf wenige Soldaten. Aber selbst dann habe ich nichts zu befürchten". Ich falte den Brief und stecke ihn ein.

„Und nun würde ich gerne mit den beiden Angeklagten sprechen. Sie persönlich werden mich zu ihnen führen". Innerlich zittere ich wie Espenlaub, äußerlich strahle ich Dominanz und Souveränität aus. Wenn der Hauptmann wissen würde, wie sehr ich gerade schwitze.

Mindestens so sehr wie er, dicke Schweißperlen stehen auf seiner Stirn.

„Das geht nicht. Sie wurden heute in den Morgenstunden unschuldig entlassen". Dann haben die beiden also die Folter durchgehalten. Und weil man nicht wollte, dass ich die Spuren der Folter sehe, hat man sie freigelassen.

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt