Kapitel XIV Eine Kriegerin und eine Königin

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Kapitel XIV

Eine Kriegerin und eine Königin

Als wir zur Festung zurückkehren, sind die Übungen gerade in der entscheidenden Schlussphase. Wir stellen uns etwas Abseits des Platzes auf, beobachten das Treiben der Kriegerinnen und Krieger, nachdem wir einen Ausbilder angesprochen und um ein Gespräch mit einer Kriegerin gebeten haben.

Der Ausbilder war zunächst skeptisch, hat dann aber eingewilligt, am Ende der Übung zu fragen, ob eine der Frauen für ein Gespräch bereit wäre. Und er hält sein Versprechen.

„Ihr habt heute gut geübt, achtet in Zukunft noch etwas mehr auf eure Körperschwerpunkte und die eures Gegners. Der Kopf und der Körper des Gegners sind oft eure größeren Feinde als seine Waffen. Bevor ihr aber nach Hause gehen könnt, bitten zwei Diplomatinnen aus Paraval, zwei Rubinas, um ein Gespräch mit einer unserer Frauen. Wenn eine von euch Zeit hat, möge sie sich zu den beiden Frauen am Tor gesellen. Alle anderen legen bitte in der Kammer die Rüstungen ab, wir sehen uns morgen wieder".

Die Menge murmelt, viele schauen zu uns herüber, doch es scheint, als würde niemand auf uns zugehen wollen. Die meisten der Soldaten sind ohnehin Männer und die wenigen Frauen scheinen skeptisch zu sein.

Kurz habe ich schon die Hoffnung aufgegeben, mit einer der Kämpferinnen sprechen zu können, als doch noch eine von ihnen ihren Helm abnimmt und auf uns zugeht. Ihr blondes Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, dunkelblaue Augen leuchten uns entgegen.

„Wie kann ich euch helfen?" fragt die Frau ohne eine Begrüßung und ohne sich vorzustellen. Barsch klingt ihre Stimme trotzdem nicht, es wirkt eher so, als wäre sie sich noch unsicher, ob sie uns vertrauen kann. Skepsis schwingt in jedem der fünf Worte mit.

Ich entgegne dieser Skepsis mit einem freundlichen Lächeln und einer Begrüßung meinerseits.

„Hallo, danke dass sie sich die Zeit nehmen, werte Dame. Mein Name ist Ayamriel, das ist meine Ausbilderin Had Ragnada. Wir bereisen gerade die Menschenkönigreiche und ich möchte versuchen, mit so vielen Menschen wie möglich ins Gespräch zu kommen und da Sie mir eine besondere Persönlichkeit zu sein scheinen, wollte ich Ihnen gerne einige Fragen stellen".

Als ich Ragnadas Namen erwähne, breitet sich sofort ein Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau aus, die ich auf Mitte oder Ende Zwanzig schätzen würde. Ragnadas Anziehung und Berühmtheit ist wirklich erstaunlich, ob ich irgendwann auch einmal so bekannt werde?

„Lass doch das ‚Sie' weg, wenn es dir nichts ausmacht. In Farangorn sind wir sehr direkt. Ich bin Yo-Anna, bitte fragt mich alles, was ihr wollt. Es ist mir eine Ehre, zusammen mit der ehrenwerten Had Ragnada einen Plausch zu halten."
Ich selbst bewundere Ragnada auch, aber in diesem Moment stört es mich, dass die junge Kämpferin sich scheinbar mehr für Ragnada interessiert als ich mich für sie.

„Nun, ähm, mich würde interessieren, was du so machst. Hast du eine Familie? Arbeitest du? Ich hörte, in Farangorn gibt es mehr arbeitende Frauen als in anderen Ländern".

Zufrieden und etwas stolz nickt Yo-Anna und berichtet von sich. Sie ist eigentlich Bäckerin, weil das nötige Getreide aber in Abständen von einigen Tagen geliefert wird, nimmst sie in den Tagen, an denen kein Getreide erwartet wird an den Militärübungen teil. Sie hat einen Mann, der in einem Marmorsteinbruch außerhalb der Stadt arbeitet und den sie daher auch nur in einigen Tagesabständen sieht.

„Aber wir sind trotzdem sehr glücklich zusammen. Außerdem haben wir zwei Kinder zusammen, die unser ganz großes Glück sind. Mein Mann darf nur bis zu einem gewissen Alter im Steinbruch arbeiten, danach greift der Altersschutz. Er bekommt dann sein eigenes Stück Land, beziehungsweise vermutlich eher Stück Berg. Wie die meisten Männer die im Steinbruch oder im Militär dienen und diese Abfindung erhalten, wird er es verkaufen und dann leichtere Arbeiten in der Bäckerei übernehmen".

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt