Kapitel XXXVIIDas Ende der Lügen

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Die Welt um mich herum ist stehengeblieben. Ich höre nichts, sehe nichts, sondern stehe einfach nur im Zelt und nehme nichts wahr. Das kann nicht wahr sein, Yaswar darf nicht tot sein.

„Du... du lügst... das kann nicht sein. Das muss eine Verwechslung sein... Yaswar ist nicht tot". Der Zentaur blickt mich mitleidend an.

„Es tut mir wirklich leid, Ayamriel, aber es ist wahr. Als wir hier gelandet sind und die Regierung noch geglaubt hat, sie könnte die Wahrheit unterdrücken, hat sie eine regelrechte Jagd auf uns angesetzt. Wir sind überfallen worden, Yaswar hat tapfer gekämpft, aber..."

Ich schlucke.

„Wo ist er? Ich möchte ihn sehen".

„Das geht leider nicht. Wir mussten fliehen und ihn... also seine Leiche..."

„Zurücklassen?!" Ich kann es kaum glauben!

„Es tut mur wirklich leid, Ayamriel. Aber wir müssen jetzt weitermachen. Es wäre doch in Yaswars Sinne, wenn wir nun die Regierung zum Sprechen bringen. Wir müssen den letzten Angriff vorbereiten".

Eine große Trauer steigt in mir auf, ich weiß, dass Theoch recht hat. Yaswar ist tot... Ich breche zusammen, gehe auf die Knie und weine.

„NEIN!" Verzweifelt schlage ich meine Hände vors Gesicht und vergieße vermutlich mehr Tränen als während meiner Folter. „Nein! NEIN! Warum?!"

„Das kann dir nur die Regierung sagen. Daher müssen wir nun die Stadt einnehmen". Ich schniefe, hebe den Blick und nicke.

„Ich weiß. Aber bitte lass mir etwas Zeit". Theoch schüttelt den Kopf.

„Wir haben keine Zeit, Ayamriel. Sobald die Regierung Verstärkung aus Schönhafen bekommt, zieht sich ihre Verhaftung nur in die Länge. Wir haben einige Kämpfer vorausgeschickt, die das Vorrücken aus Schönhafen durch Fallen und Guerillakämpfe aufzuhalten, aber wir müssen Maraval erobert haben, bevor die Regierung Verstärkung bekommt".

Langsam nicke ich und kämpfe mich mühsam auf die Beine. Auf einem Tisch liegt eine Karte der Stadt, wortlos betrachte ich sie einige Augenblicke.

„Wie ist die Strategie?"

Die Strategie ist einfach die Flucht nach vorn. Die Regierung hat kaum noch Soldaten und zusammen mit den Kämpfern aus Großberg sind wir in der deutlichen Überzahl. Wir stellen drei Reihen auf, vorne Bogenschützen, die das Feuer auf die gegnerischen Stellungen eröffnen. In der Mitte Schwertkämpfer und hinten Magier.

In Formation nähern wir uns den letzten Mauern, der letzte Ring hat keine Tore oder Treppen, daher ist eine Eroberung schwierig. Aber wir sind viele. Stolz marschiert Kiara mit einem Bogen in der ersten Gruppe, ich habe mich der zweiten Gruppe angeschlossen. Irogrig geht hinter mir.

Als wir in Sichtweite kommen, werden wir auch schon von einem Pfeilhagel begrüßt. Unsere Bogenschützen erwidern den Angriff, langsam kämpfen wir uns Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Dabei gehen wir nicht in Deckung, es ist wichtig, dass wir nahe an die Mauer herankommen.

Doch diese Strategie bringt auch Opfer mit sich. Gerade viele der Bogenschützen gehen getroffen zu Boden, aber wir müssen es bis zur Mauer schaffen! Wenn wir uns verschanzen, gerät der Kampf nur in eine Stellungsschlacht, die niemandem etwas nützt.

Kiaras Schrei lässt mich aber doch aufhorchen. Sie geht auf die Knie, ein Pfiel hat sich durch ihr Gewand in ihre rechte Brust gebohrt. Mit schmerzverzerrten Gesicht hält sie sich die Brust, als ein zweiter Pfeil ihre linke Brust trifft, geht sie zu Boden.

Trauer und Wut steigt in mir auf. Nicht auch noch Kiara! Wir stürmen! Wir rennen nach vorne, als wir nahe genug an der Mauer sind, lassen uns die Magier mit vereinten Kräften über die Mauern schweben. Dabei sind wir lebende Zielscheiben, viele von uns werden getroffen.

Fantasy BDSM Abenteuer einer "Rubina"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt