⋆·˚ ༘ * 22. 𝔫𝔦𝔠𝔨 '𝔤𝔬𝔬𝔰𝔢' 𝔟𝔯𝔞𝔡𝔰𝔥𝔞𝔴

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we came. we saw. we loved

»Komm, das wird lustig.« Während ich höchst motiviert Pete hinter mir herziehe, zieht er eine Fresse, als hätte ich ihn gerade zum Shoppen verdonnert. Dabei habe ich ihn nur auf den winterlichen Weihnachtsballs unserer Stadt geschleppt. Und daran ist er selbst schuld. Ich durfte kein Date mitnehmen, also muss mein großer Bruder jetzt daran glauben.

Außerdem kenne ich Pete genug, um genau zu wissen, dass er, sobald er die erste schöne Frau hier gesehen hat, von ihr abgelenkt sein, und mir zudem noch danken wird, dass ich ihn hierher geschleppt habe.

Pete ist eben das, was sich Junggeselle schimpft.

Mir ist es egal, was er mit den Frauen macht. Denn es ist ziemlich offensichtlich, dass er sich erstmal ausleben muss, den kleinen Jungen in sich austoben, bevor er sich einlässt, eine eigene Familie zu gründen. Anders als ich.

Ich bin zwar zwei Jahre jünger als er, doch ich würde am liebsten jetzt schon eine Familie gründen – fehlt nur noch der richtige Mann dafür. Denn die meisten Männer in meinem Alter sind wie Pete – interessiert an der Jagd. Nicht darauf aus, eine Familie zu gründen.

»Goose?« Abrupt bleibt Pete stehen und da ich meine Hand um sein Handgelenk geschlungen habe, dass er auch ja nicht flüchten kann, muss ich zwangsweise auch stehen bleiben.

»Pete, was ist denn?«, frage ich verwirrt.

»Da ist Goose!«, sagt er und schafft es, meinen Griff zu entwenden und sich einen Weg durch die Masse zu bahnen, dass ich nur noch seinen Hinterkopf zu sehen bekomme.

Gans? Was will er denn jetzt mit einer Gans?

»Sorry, ich muss da mal durch!« Mit Entschuldigungen um mich kämpfend dränge ich mich an den ganzen Leuten vorbei, während ich nach Pete Ausschau halte. Doch die wunderschön, weihnachtliche geschmückte Halle ist mit so vielen Leuten voll, dass ich fünf Minuten umherirre, bevor ich meinen Bruder bei einem anderen Mann stehen sehe.

»Pete! Es ist einfacher, auf einen Sack Flöhe aufzupassen!« Beschwere ich mich, als ich bei den beiden Männern ankomme. Doch als sich der fremde Mann, mit der dunkelgrünen Maske umdreht, seine Augen auf meine treffen, verschlägt es mir den Atem.

»Y/N?« Pete schnippt vor meinem Gesicht umher, doch ich kann immer noch, nur den Freund meines Bruders anstarren.

»Ähm, sorry...«, nuschle ich und lache verlegen auf. Doch ich habe etwas gespürt, dass ich noch nie gefühlt habe, als seine Augen auf mich getroffen sind. Ich spüre Petes skeptischen Blick auf mir, was mich dazu veranlasst, schnell meinen Blick zu lösen und stattdessen auf den Boden zu schauen.

Peinlich.

»Goose, das ist meine Schwester Y/N, Y/N, das ist Goose – Nick – ich habe dir schon viel von ihm erzählt«, stellt Pete uns einander vor und jetzt fällt es mir wie Schuppen vor den Augen.

Ab und zu bin ich schon auf Goose getroffen, jedoch haben sich dann immer nur unsere Blicke gestreift, noch nie haben wir ein einziges Wort ausgetauscht, was ich ziemlich schade finde, denn...

Bevor ich zu Ende denken kann, gesellt sich eine Wasserstoffblondine zu uns, die ein Kleid trägt, das viel mehr zeigt, als es verdeckt. Innerlich verdrehe ich meine Augen, als ich schon die eindeutigen Blicke meines Bruders spüre – und tatsächlich, keine fünf Sekunden später, sind sie in ein Gespräch vertieft, bevor er sie schon auf die Tanzfläche zieht.

»Das ist wieder so typisch«, knurre ich frustriert auf und verschränke meine Arme.

»Dass er mit einer Frau abhaut?«, fragt Goose und ich brumme nur zur Antwort. Schnell verliere ich die beiden unter den tanzenden Menschen, doch das ist wahrscheinlich besser so. Ich muss mir das nicht antun.

»Er macht einen Aufstand, dass ich auf keinen Fall mit einem Date hier aufkreuzen soll, aber selbst lässt er mich alleine. Denkt er wirklich, ich habe mir das so vorgestellt?«, rege ich mich leise auf.

»Ganz ehrlich, was er kann, das kann ich schon lange.« Und bevor Goose überhaupt eine Chance hat zu antworten, schnappe ich mir seine Hand und ziehe ihn hinter mir her. Von ihm kommt nicht viel Widerstand, vielmehr folgt er mir mit schnellen Schritten.

Ich bleibe auf einer Stelle stehen, an der es nicht so voll ist. Ich drehe mich um und sofort finden unsere Augen zueinander.

»Willst du deinen Bruder ärgern?«, fragt er mit einem leichten, frechen Grinsen auf seinen Lippen. Ich erwidere es, während er seine Arme um mich legt und wir uns langsam zu der Musik bewegen.

»Stört es dich nicht, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid, bis er eine andere Beschäftigung gefunden hat und dich alleine lässt?«, stelle ich ihm eine Gegenfrage. Er zuckt mit seinen Schultern.

»Maverick ist einfach Maverick«, erwidert er. Genervt brumme ich auf. »Ja, aber nur weil er eben er ist, hat er keinen Freifahrtschein.«

Immer wieder schweift mein Blick über sein Gesicht, das mit der giftgrünen Maske verdeckt ist. Dennoch strahlen mir seine Augen so intensiv entgegen, die ebenfalls mein Gesicht mustern.

»Glaubst du, ihm würde das hier gefallen?«, wechselt er ganz unverhofft das Thema, das mir ein freches Grinsen auf die Lippen treibt. Ich schmiege mich enger an seine schmale Brust. Sein Griff um mich verfestigt sich, seine Mundwinkel zucken nach oben, als würde es ihm genauso gefallen wie mir.

»Er würde es hassen.« Ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn in sein Gesicht zu sehen. Die Musik um uns herum wird leiser und die Menschen lösen sich wie von Magie auf, bis es nur noch Goose und mich gibt.

»Oh ja, das würde er.« Seine Zunge fährt über seine Lippen. Die Geste reicht aus, dass sich alles in mir zusammenzieht und mein Unterleib beginnt zu kribbeln.

Warum habe ich nicht schon früher mit ihm gesprochen?

»Würdest du mich küssen, auch wenn ich die Schwester deines besten Freundes bin?« Frage ich ihn geradeheraus.

»Oh, Y/N.« Tief stößt er warme Luft aus, die meinen Mund streift. Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass sich unsere Gesichter immer näher gekommen sind. Dass unsere Körper sich der Anziehung, die zwischen uns herrscht, nicht mehr entkommen können.

Seine Hand legt sich auf meine erhitzte Wange. Tief brennen sich meine Augen in seine. In diesem Moment könnte er mich alles fragen und ich hätte keine Antwort drauf, weil mein Kopf leer ist, bis auf Goose. Ich kann an nichts anderes denken, als an diesen Mann vor mir.

»Nicht nur küssen.« Leise wimmere ich auf. Seine Worte treffen direkt meine Seele und ich kann mich nicht mehr beherrschen. Meine Hände graben sich in seinen kurzen, weichen Haaren. Einladend öffnet er seine Lippen, als sie sich zu einem Kuss treffen.

Seine Lippen treffen auf meine, seine Zunge auf meine – oder andersherum. Ich kann nicht mehr sagen, wer angefangen hat, nur dass dieser heiße Kuss zwischen den ganzen Leuten mich gefangen hält und ich daraus nie wieder befreit werden möchte.

So sehr ich meinen Bruder auch verflucht habe, dass er mir mein Date versaut hat. So dankbar bin ich ihm jetzt, denn sonst wäre mein Leben anders verlaufen und vielleicht wäre mein eigentliches Date und nicht Goose mein Ehemann und Vater meiner Kinder geworden.

i believe i can fly - top gun oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt