𝔰𝔢𝔠𝔥𝔰𝔲𝔫𝔡𝔡𝔯𝔢𝔦𝔰𝔰𝔦𝔤; 𝔯𝔬𝔟𝔢𝔯𝔱 '𝔟𝔬𝔟' 𝔣𝔩𝔬𝔶𝔡 - 𝔥𝔬𝔪𝔢

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Heiße Tränen rinnen mein Gesicht runter. Ich kann sie nicht aufhalten. Sie brennen sich in meine Haut, wie Feuer.

Stocksteif stehe ich da, starre aus dem Fenster und beobachte diesen wunderschönen Sonnenuntergang, der nicht zu meiner Stimmung passt. Fast so, als würde die Natur mich verhöhnen.

Aber so ist es. Das Leben ist vergänglich. Während die Jahreszeiten sich um einen ändern, stetig und bis in die Unendlichkeit, tun es die Menschen nicht.

Der Tod ist unumgänglich. Er kommt, wann er will und nimmt sich, wen er will. Jeder weiß es. Und dennoch fühlt es sich an, als würde man im wachen Zustand das Herz herausgerissen bekommen.

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe Angst, die Leute, die mir am wichtigsten sind, zu verlieren.

In meinem Beruf passiert es ständig. Wir wissen, worauf wir uns einlassen und trotzdem fühlt es sich an, als würde jemand einem den Boden unter den Füßen wegreißen.

Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich soll mich meiner Angst stellen. Dann kann sie mich nicht einnehmen. Das tue ich. Jeden gottverdammten Tag.

»Hey, Y/N, was ist los?« Im Fensterglas spiegelt sich das Bild von Fanboy, der hinter mich getreten ist.

Die TopGun ist meine zweite Familie geworden. Wir sind eine Einheit. So schwer es am Anfang auch war. Jetzt vertrauen wir uns blind - auch wenn es die einen oder anderen Streitigkeiten gibt. Aber auch das ist in einer Familie normal.

»Verdammt, weinst du?« Sorge schwingt in seiner Stimme mit und schnell wische ich mir mit dem Handrücken über mein Gesicht, doch immer neue Tränen benetzen meine Wangen.

Fanboy tritt an mich heran und legt eine Hand auf meine Schulter. »Willst du darüber reden?«, fragt er leise, doch ich schüttle mit meinem Kopf. Er seufzt leise auf, ohne seine Hand von der Schulter zu nehmen.

»Soll ich Bob holen?«, fragt er ein weiteres Mal, und diesmal nicke ich, während ein leises Schluchzen über meine Lippen kommt.

»Okay...«, er streicht noch einmal über meine Schulter, eine tröstende Geste, bevor er mich alleine lässt.

Ich habe kein Zeitgefühl. Ich stehe einfach da, starre aus dem Fenster, beobachte den Himmel, der sich von blau in rot färbt, bevor die Dunkelheit die halbe Erdkugel heimsuchen wird.

»Hey, Sonnenschein.« Bobs sanfte Stimme lässt mich das erste Mal umdrehen. Durch meine Tränen verschleierten Auge, blicke ich in die smaragdfarbenen Augen von Bob.

»Bob«, schluchze ich leise. Er öffnet seine Arme und sofort schmiege ich mich an seinen Oberkörper.

Beschützend schlingt er seine Arme um mich und hält mich einfach, während ich in sein beiges Shirt heule und es dunkel färbe.

Bob ist der einzige, bei dem ich wirklich ich sein kann. Ich muss mich nicht verstellen. Er kennt meine Ecken und Kanten - und genau für die liebt er mich.

Wir stehen Ewigkeiten da, in denen ich heule und Bob mich hält, er beruhigend über meinen Rücken streicht, bis ich ruhiger werde. Ich konzentriere mich auf seinen sanften Herzschlag, bevor ich meinen Kopf hebe.

Bobs Augen strahlen mich warm an. Er hebt seine Hand und wischt sanft die Tränen aus meinem Gesicht.

»Was ist los?«, fragt er mich leise. Wieder brennen Tränen in meinen Augen und sofort schließe ich sie. Tief atme ich durch. Das liebe ich an Bob. Niemals drängt er mich zu irgendwas. Immer wartet er, bis ich den ersten Schritt mache.

»Ich habe einen Anruf vom Krankenhaus bekommen...« Am Ende bricht meine Stimme ab und wieder fließen heiße Tränen meine Wangen herunter. Jede einzelne fängt Bob mit seinem Daumen auf.

»Es tut mir so unfassbar leid«, murmelt Bob leise, während er mich näher an sich zieht. Er weiß sofort was los ist. Seine Nähe umgibt mich, sie vermittelt mir das Gefühl von Sicherheit... von zuhause.

Ich kralle mich an ihm fest und dann stehen wir weiter für geschlagene Stunden da  und geben uns gegenseitig Kraft. Bob sagt nichts, doch keine Worte der Welt können meinen Schmerz lindern. Seine Nähe macht es nur erträglicher.

»Komm mit«, durchbricht er dann die Stille und schlingt seine Hand um meine. Ich lasse zu, dass er mich durch den Stützpunkt nach draußen führt, bis wir auf der Landebahn stehen.

Friedlich liegt sie vor uns. Niemand ist mehr auf der Bahn, während die Sonne fast ihren tiefsten Punkt erreicht hat.

Mein Blick wird von dem Himmel magisch angezogen.

»Ob sie jetzt über mich wacht?«, murmle ich leise. Ich spüre, wie Bob seine Arme von hinten um mich legt. Sein Kinn findet seinen Platz auf meiner Schulter, während er mit seiner Hand zu meiner Brust fährt. Über meinem Herzen bleibt er ruhen.

»Sie ist immer bei dir. Egal was du machst oder wo du bist«, spricht er leise. Ich lehne mich nach hinten, spüre seine Muskeln an meinem Rücken und mit einem leichten Lächeln schließe ich meine Augen, während ich meine Hand auf seine lege, sodass wir gemeinsam mein Herz halten.

»Ich weiß gar nicht, wie ich dich verdient habe, Bob«, sage ich leise und streiche hauchzarte Kreise auf seinem Handrücken. »Du hast das Beste der Welt verdient, Sonnenschein«, murmelt er in mein Ohr, bevor er mir einen sanften Kuss auf meinen Hals haucht.

Mein ganzer Körper verzehrt sich nach seinen sanften Berührungen, nach seinen Worten, die mir zeigen, wie kostbar das Leben ist.

»Bevor ich auf dich getroffen bin, habe ich mich so verloren gefühlt...«, beginne ich zu reden.

»Frei habe ich mich nur beim Fliegen gefühlt«, spreche ich weiter. Bob ist ganz still, während er mir zuhört.

Mein Blick richtet sich wieder auf den Himmel. Auf die wunderschönen Farben, die die grausame Welt in einem schöneren Licht strahlen lassen.

»Doch mit der Zeit habe ich gelernt, dass Zuhause kein Haus oder ein bestimmter Ort sein muss. Was ich damit sagen will: Mein Zuhause ist dort, wo du bist. Bob, du bist mein Zuhause«, sage ich und drehe mich um, sodass ich in sein Gesicht sehen kann.

Gerührt strahlen mir seine Augen entgegen. Seine Hände legen sich sanft auf meine Wange, während ein glückliches Lächeln seine Lippen ziert.

»Du bist Zuhause für mich, Y/N«, erwidert er meine Worte. Wieder löst sich eine Träne aus meinem Augenwinkel. Nur, dass es diesmal eine Freudenträne ist. Noch nie habe ich mich einer Person so verbunden gefühlt, wie Bob.

Ich glaube nicht an Seelenverwandtschaft, doch würde ich das tun, dann wäre Bob meiner.

»Kommst du mit mir nach Arizona um...«, wieder schaffe ich es nicht, die Worte über meine Lippen zu bringen. Fast so, als wäre es dann nicht wahr, wenn ich es nicht sage. Aber es ist die brutale Realität.

»Ich folge dir überall hin, Sonnenschein«, antwortet er, ohne dass ich den Satz beenden muss. Dankbar sehe ich ihn an, bevor er sanft seine Lippen auf meine legt.

Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird. Dass die Trauer mich immer wieder heimsuchen wird, aber ich bin nicht alleine. Ich habe Bob und ich weiß, dass es besser werden wird.

***
Da die Abstimmung gleichermaßen für Hangman und Rooster ausgefallen ist, wird das Halloweenspecial eine kleine Rooster x Hangman x Reader Geschichte. Danke an alle, die abgestimmt haben :)

i believe i can fly - top gun oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt