10 Deals

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Das Wochenende war kühl, windig und regnerisch. Sandy, Manos, Tom und Nikos warteten in der Küche auf Spiros. Phil und Georgios waren schon am frühen Morgen nach Salamis gefahren, sie wollten nachmittags an einem Boxturnier teilnehmen. Sophia begleitete sie nach Hause.

„Was wollt Ihr eigentlich mit Spiros in Athen?"

„Manos hat mich überredet, Teppiche zu kaufen. Wir habe gerade das Geld für ein Schachspiel bekommen. Der Marmorfußboden ist ja schön und gut, aber im Winter einfach zu kalt."

„Ach so, es geht um den Ford Transit," meinte Tom, der einen Blitzeinfall hatte. „Kann ich mitfahren? Dann könnten wir als erstes zu dem libyschen Händler fahren, der hat auch Teppiche im Angebot. Ich glaube nicht, dass er schon viele verkauft hat. Vielleicht macht er uns einen guten Preis. Außerdem könnte ich mit ihm ausmachen, dass Gaddafi mich am Montagabend bei ihm anrufen soll. Ich will nicht, dass er hier anruft. Bestimmt werden Gespräche mit Libyen registriert."

„Was für Teppiche hat der denn?"

„Ich habe keine Ahnung von sowas, sahen aber irgendwie orientalisch aus."

„Wir können uns die ja mal angucken, aber Orientteppiche sollen ziemlich teuer sein. Vielleicht hast Du recht, und er gibt uns Rabatt."

Manos schaltete sich ein, sein Englisch wurde immer besser:

„Orientteppiche wären gut. Die sind schön warm. Und Du kannst mit ihm wegen Telefon reden. Ein Schuss, zwei Fliegen tot."

Der Händler, ein anderer als im Sommer, wunderte sich, dass die jungen Männer seine Teppiche so ausgiebig begutachteten. Die Rollen lagen noch genauso da wie an dem Tag, als er den Laden übernahm. Sie hatten keine Preisschilder, und niemand hatte ihm gesagt, was sie kosten sollten, nachdem sein Vorgänger Hals über Kopf verschwunden war. Er ließ seinen Mitarbeiter im Laden und ging mit Tom ins Büro, das viel gemütlicher war als vor ein paar Monaten. Es gab einen Tisch mit sechs Sesseln und Bilder der Wüste an der Wand.

„Was kann ich für Dich tun?"

„Ich habe ein Problem. Ich muss etwas mit Oberst Gaddafi besprechen, ganz persönlich. Es ist wirklich dringend. Ich habe extra meinen Flug nach Deutschland verschoben. Können Sie es einrichten, dass er am Montag um 21 Uhr hier anruft?"

„Das hört sich wichtig an, ich kann es versuchen. Ich weiß aber gar nicht, ob er überhaupt in Libyen ist. Was mache ich dann?"

Daran hatte Tom noch gar nicht gedacht. Was dann?

„Dann muss ich mit Mr. Jalloud sprechen. Wenn der auch nicht da ist, mit dem Geheimdienstmann, der uns immer die Papiere abnimmt. Aber wenn's eben geht, sollte es Gaddafi selbst sein."

„Das kann ich nicht versprechen, aber ich versuche es. Man hat mich beauftragt, eng mit Euch zusammenzuarbeiten. Kennst Du Gaddafi und Jalloud persönlich?"

„Ach ja, wir haben sie mal getroffen. Muammar hat mir ein wunderschönes Pferd geschenkt. Jalloud haben wir mal verhaftet."

„Und Ihr lebt noch?"

„Muammar fand's witzig."

„Jalloud auch?"

„Nein, der nicht, aber es war Muammar, der sich diesen Streich ausgedacht hat. Übrigens: Manos, der Mann, der die Teppiche kaufen will, ist Künstler. Er macht gerade für Oberst Gaddafi eine Skulptur von Nasser."

Der Händler hatte es plötzlich eilig, in den Laden zu kommen. Er hatte einige Informationen über Tom und seine Gruppe, aber die waren anscheinend noch besser vernetzt, als man ihm gesagt hatte. Er würde sie nicht verärgern.

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt