32 Rock im Sauerland

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„Gut, dass Ihr endlich kommt. Ich habe einen Bärenhunger. Steigt gar nicht erst aus. Wir holen uns was zum Essen. Wir haben nämlich jetzt eine Pommesbude."

„Was, eine richtige Pommesbude, im Sauerland?" lachte Jürgen. „Der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten."

„Wann wollte Georg eigentlich hier sein?" fragte Martin.

„Er meinte, vor zehn würde er es wohl nicht schaffen. Keine Panik, Dein Lover ist sicher schon unterwegs."

„Lover? Martin, was habe ich da nicht mitgekriegt?"

„Martin meinte, er müsste unser Netzwerk um einen deutschen Geheimdienstmann erweitern," grinste Tom. „Ist aber auch nett, der Georg."

Jürgen verdrehte die Augen:

„Euch kann man nicht einen Moment aus den Augen lassen."

Das Wohnzimmer roch nach altem Fett. Hoffentlich würde sich der Gestank verziehen, bevor seine Eltern in einer Woche aus dem Skiurlaub zurückkamen, dachte Tom. Den jungen Männern schmeckte es trotzdem. Jürgen und Martin hatten ihre Gitarren dabei.

„In der englischen Hitparade ist im Moment nicht viel, das man sich anhören kann," bedauerte Martin und stimmte sein Instrument.

„Wohl wahr. Eins habe ich aber doch gefunden." Jürgen schlug ein paar Saiten an und sang dann „Banks of the Ohio". Martin sah sich die Akkorde ab und spielte mit.

„Schon wieder Mord und Totschlag," beschwerte sich Tom. „Aber trotzdem schön."

Kurz vor Mitternacht trudelte dann auch Georg ein. Er umarmte Tom, gab Jürgen die Hand und küsste Martin.

„Vor vier Wochen haben wir alle Verlobung gefeiert. Gut, dass das Papa Michael nicht sieht. Von Xenia gar nicht zu reden," maulte Jürgen.

„Xenia weiß Bescheid," beschied ihn Martin. "Wieso kommst Du erst jetzt, Georg?"

„Musste Bilski noch nach Hause bringen. Wir waren bis zum Mittag in Hamburg. Habt Ihr was zu essen?"

Tom zeigte ihm Speisekammer und Kühlschrank:

„Bedien Dich."

„Alleine essen macht dick. Habt Ihr keinen Hunger?"

Natürlich konnten sie ihn nicht so ganz allein essen lassen, und die Pommes Frites hielten auch nicht wirklich lange vor. Jürgen zauberte eine Flasche Retsina aus seiner Tasche.

„Den stellen wir aber kalt für morgen nach dem Konzert," entschied Tom. "Wir haben noch ein paar Flaschen Bier."

Nach dem Essen gingen sie in Toms Zimmer. Martin hatte ein bisschen Haschisch mitgebracht, das pechschwarz und fast so weich wie Schuhcreme war, schwarzer Afghane, wie er stolz verkündete. In Minutenschnelle war das Zimmer von dickem, süßem Rauch eingenebelt. Noch ein Zimmer, das nach dem Wochenende dringend gelüftet werden müsste. Die neusten Nachrichten wurden ausgetauscht, einige Lieder angezupft.

„Bevor ich's vergesse. Ich soll Euch Grüße von meinem Chef bestellen," sagte Georg. „Ich darf mit nach Tripolis, und danach habe ich zwei Wochen Urlaub. Steht Eure Einladung noch?"

„Auf jeden Fall."

„Danke, ich freue mich. Dann kann ich mit Euch direkt nach Athen fliegen. Ihr bekommt anscheinend ein Privatjet für die Rückreise, sagt Bilski."

„Hast Du ihm gesagt, dass Du mit nach Athen willst?"

„Natürlich nicht. Ich soll Euch auch sagen, dass Herr Müller eine ganze neue Aufgabe hat. Sitzt jetzt in Bagdad," kicherte er. „In Lubumbashi war gerade kein Schreibtisch frei."

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt