Am Flughafen in Frankfurt erwartete Tom eine Überraschung: anstelle seines Freundes, der ihn abholen sollte, standen seine Eltern in der Ankunftshalle, und ihre Mienen verhießen nichts Gutes. Gleich neben ihnen erblickte er Martins und Jürgens Eltern, die einen wesentlich entspannteren Eindruck machten. Mit klopfendem Herz und mageren Worten begrüßte er erst seine, dann die anderen. Irgendetwas lag in der Luft. Lieber erst mal abwarten, wer was wusste. Martin rettete ihn, vorerst.
„Ich habe Hunger und Durst, wollen wir nicht alle in die Cafeteria gehen?" schlug er vor. „Wie habt Ihr Euch denn kennengelernt?"
„Deine Mutter war so freundlich, mich anzurufen und mir zur Verlobung meines Sohnes zu gratulieren," antwortete Toms Mutter mit einem tadelnden Blick auf ihren Sprössling. Dessen Herz rutschte in seine Hose. „Sie meinte, es wäre doch schön, wenn wir uns auch kennenlernen würden, und deswegen sind wir alle schon seit zwei Stunden hier. Interessante Dinge hört man."
Der Weg in das Restaurant war weit, zum Glück. Unbemerkt von der Elterngeneration legte Martin seinen Arm um Toms Schulter:
„Ist doch ideal. Wir schaffen das," flüsterte er.
Am Tisch ergriff als Erste Martins Mutter das Wort:
„Tom, ich hatte ja keine Ahnung, dass Deine Eltern eigentlich so gut wie gar nichts wissen. Nichts von Eurer Verlobung, nichts von Euren Abenteuern. Tut mir leid, dass ich Deine Geheimnisse verraten habe, aber ich glaube, es war höchste Zeit."
Toms Vater holte Luft, aber seine Mutter kam ihm zuvor:
„Dass Du Sophia sehr gern hast, war nicht zu übersehen, Tom, aber bei der Verlobung wäre ich schon gerne dabei gewesen. Die Feier muss wirklich schön gewesen sein. Du könntest uns Deine Verlobte ruhig mal vorstellen, wenn's geht nicht erst am Hochzeitstag. Trotzdem: herzlichen Glückwunsch."
Während sie ihm quer über den Tisch die Hand reichte, redete Martins Vater leise auf den anderen Schwiegervater ein, dessen Kopf gefährlich rot war, und der sich bemühte, seine Gedanken nicht auszusprechen. Die Worte seines Leidensgenossen schienen ihn zu beruhigen, sodass auch er, wenn auch leicht gequält klingende, Glückwünsche murmelte.
Ähnlich wie in Martins Familie hatte sich Toms Mutter nach dem Telefongespräch sehr schnell mit den Tatsachen arrangiert, wenn sie auch aus den verschiedensten Gründen Sorgen umtrieben. Toms Verlobung bereitete ihr den geringsten Kummer, aber was sie über die Aktivitäten der Jugendlichen in Griechenland und Irland erfuhr, ließ sie eine Nacht lang wach liegen. Besonders nach dem zweiten Anruf, der am Tag zuvor gekommen war.
„Tom, da hat jemand für Dich angerufen," sagte sie, und es klang irgendwie vorwurfsvoll. „Du sollst einen Herrn Przybilski zurückrufen."
„Danke, mache ich," stammelte Tom, der genau wusste, dass das Thema damit nicht beendet war.
„Kann es sein, dass ich diesen Herrn aus dem Fernsehen kenne?"
„Okay, gut, ich gebe alles zu," begann Tom, und dann erzählte er von ihrem gemeinsamen Libyenausflug. Davon hatte Martins Mutter nichts erwähnt, die Zeit reichte einfach nicht.
Als er fertig war, schaltete sich erstmals sein Vater ein:
„Weißt Du eigentlich, wie gefährlich das ist, was Du da machst..." Er suchte nach Worten, was Tom ausnutzte:
„Ja, das wissen wir. Aber wir wissen auch, dass sich jeder auf den anderen verlassen kann, und deswegen ist auch bis jetzt immer alles gutgegangen." Diese Lüge schmeckte am bittersten.
Bevor sein Vater antworten konnte, hielt zum Erstaunen aller Martins Vater eine beeindruckende Rede. Er berichtete von seinem Streit mit Tom auf der Brücke von Korinth, von dem Training und den Aktionen der Gruppe, von den Auftritten der Band, von dem Alten Mann, von Papa Michael. Sein Fazit ließ Tom und Martin rot werden:
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Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der Angst
Historical FictionNachdem die Gruppe um Tom und Nikos alle Abenteuer des Sommers 1971 heil überstanden hat, erlebt Dave nach seiner Rückkehr ins Internat in Sandhurst ein Déjà-Vu: Er wird wieder erpresst. Dave findet sich in Situationen wieder, die ungleich gefährlic...