30 The Merry Ploughboy

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Die beiden Männer hatten offensichtlich Kette geraucht.

„Kann man hier mal ein Fenster aufmachen?"

Tom wartete keine Antwort ab und öffnete zwei Fenster. Der Nieselregen drückte den Zigarrenqualm Richtung Rhein. Das könnte Smog geben in Bonn, dachte er.

„Georg, danke, wir haben alles. Ich rufe Dich dann."

„Georg bleibt hier," sagte Martin.

„Ach so, Georg bleibt hier. Setz Dich doch, Georg."

Bilski war leicht verschnupft, aber solche Frechheiten musste man sich in heiklen Verhandlungen schon mal gefallen lassen.

„Also, ich habe noch mal genau nachgerechnet. Flüge nach Libyen sind teuer, und wenn Eure Leute ein paar Wochen kein Geld verdienen, das summiert sich auch. Ich verbessere mein Angebot. Ich gebe Euch hunderttausend Mark."

„Ja, und mit Bilski geredet. Wenn's um Verhandeln geht, soll der ja ein bisschen Ahnung haben. Und Bilski hat Ihnen gesagt, bieten Sie die Hälfte von dem, was Sie bereit sind zu geben. Das wären zweihunderttausend. Sie sind also bereit, uns zweihunderttausend zu geben." Martin lächelte ihn freundlich an. „Legen Sie noch fünfzig drauf, und wir sind uns einig."

„Herr Müller, das kriegen Sie hin. Bedenken Sie, es geht um die Sicherheit des Staates."

Bilski sah die Einigung zum Greifen nahe, wenn die Kröte, die Herr Müller schlucken musste, auch ganz schön fett war. Der hatte aber verstanden, Przybilski würde diese Ausgabe decken:

„Gut, es ist Wochenende, meine Frau wartet, eine viertel Million."

„Herr Przybilski wird Ihnen rechtzeitig eine Kontonummer nennen," kündigte Tom an.

Der Geheimdienstmann wirkte plötzlich verlegen, so als sei es ihm peinlich, dass er noch etwas vergessen hatte.

„Ja, ja, das deichseln wir schon. Aber da ist noch was. Tom, wie steht's eigentlich mit der Bundeswehr? Warst Du schon bei der Musterung?"

„Ja, wieso? Ich werde am 1. Juli eingezogen."

„Das ist das Problem. Ich bin nämlich gesetzlich verpflichtet, Dich dem MAD zu melden. Leute mit Kontakten zu Feindstaaten wie Dich mustern die umgehend aus. Und dann: Staatsdienst ade. Falls Du mal Beamter werden möchtest."

„Also stehe ich dann auf der schwarzen Liste?" Tom schäumte. „Bilski, sag was. Das ist ja wohl eine Unverschämtheit."

„Tom, es tut mir leid," warb Herr Müller um Verständnis. „Was soll ich machen? Ich mache mich strafbar, wenn ich's nicht tue. Es sei denn..."

„Es sei denn was? Welche Erpressung kommt jetzt? Weißt Du was, Müller-Meier, Du kannst mir gar nichts. Du kennst noch nicht mal meinen Namen."

„Meinst Du? Ich bin beim Geheimdienst, Tom. Ich mache Dir einen Vorschlag: ich vergesse den MAD, und Du erklärst Dich bereit, hin und wieder mit uns zu reden. Du musst uns nichts sagen, was Du nicht sagen willst, aber reden können wir doch hin und wieder."

Tom war zu sauer, um sachlich zu antworten. Martin sprang ein:

„Herr Müller, das ist wirklich eine Unverschämtheit. Wir schicken unsere Leute für Sie zum Spionieren in die Wüste und Sie erpressen uns. Wenn das so ist, ändert sich die Geschäftsgrundlage. Der Preis hat sich soeben verdoppelt."

Bilski wurde die Sache zu bunt:

„Ihr geht jetzt raus, ich muss mal mit Herrn Müller reden."

Brav gingen die drei vor die Tür. Sie lehnten sich an den Admiral und rauchten eine Zigarette.

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt