Am Mittag des Neujahrstages fanden sich alle, die im Hotel übernachtet hatten, auf der Dachterrasse ein. Es war zwar noch kalt, aber die Sonne schien, und der Wind war nur schwach. In der Nachbarschaft wurden Brot, Honig, Schafskäse und einige Dosen Nescafé besorgt. Sophia und Helena enterten kurzerhand die Teeküche und kochten Kaffee literweise.
Eltern und Kinder saßen bunt gemischt an den Tischen. Ein bisschen wehmütig betrachtete Tom die angeregten Plaudereien. Das demnächst fällige Gespräch mit seinen Eltern würde wohl etwas anders verlaufen, befürchtete er. Das Doppelleben, das er in den letzten beiden Jahren perfektioniert hatte, indem er im Sauerland immer nur sehr ausgewählte Urlaubserlebnisse erzählte, ging mit Riesenschritten seinem Ende entgegen. Aber was war das schon im Vergleich zu dem, was Dave blühte?
Zur gleichen Zeit fand auch bei Sandy und Manos ein großes Frühstück statt. Natürlich drehten sich die Gespräche um die Verlobungen.
„Ihr hättet mir einen Tipp geben können," meinte Ioanna. „Wer weiß, vielleicht hätte ich ihn da auch überreden können."
Dimi wurde rot. Klar, er hatte sich verliebt, und er hoffte inständig, dass sie für ihn auch so empfand, aber dass sie...
„Ihr wollt Euch auch verloben? Papa Michael, hättest Du noch einen Segen über?" Sandy stupste den Mönch mit dem Ellenbogen.
„Wollen wir nicht lieber erst mal den jungen Mann fragen?"
Dimi schaute verlegen in die Runde. Dann sagte er ganz leise:
„Meinst Du das ernst, Ioanna?"
„Doch, schon. Klappt doch gut mit uns beiden, oder nicht?"
„Die letzten Tage waren okay," murmelte er.
„Dimi, ein bisschen mehr Euphorie," verlangte Phil, der mit Samir, Ilias und Thassos hier übernachtet hatte.
„Ioanna, lass es uns machen wie die anderen."
Er küsste seine Verlobte, und nun waltete Papa Michael seines Amtes und segnete das unverhoffte Paar.
„Ich wünschte nur, meine Mutter wäre hier," seufzte Dimi.
„Du hast doch gesagt, sie ist wahrscheinlich in Griechenland. Wir könnten sie suchen," schlug Nikos vor. „Schreib doch mal alles auf, was Du weißt. Woher aus Griechenland kommt sie? Wie heißen ihre Eltern? Was könnte sie beruflich machen? Wenn wir die Suche räumlich eingrenzen können, haben wir vielleicht eine Chance. Wir könnten das Netzwerk der Gruppe nutzen, vielleicht kennt sie jemand."
„Von was für einer Gruppe redest Du? Die Leute, die da alle an einem Tisch gesessen haben?" fragte Ioanna.
„Ja, diese Leute. Weißt Du, das waren Leute vom Militär und sowas, die haben Beziehungen," druckste Nikos herum. Er war es nicht gewohnt, in diesen vier Wänden Geheimnisse zu haben.
„Nikos, wenn es Dir hilft: ich war an der Uni bei den Sozialisten dabei, also brich Dir keinen ab."
Sandy nahm sich vor, bei Gelegenheit Erkundigungen einzuholen. Er kannte inzwischen eine Menge Leute, auch im Kunstinstitut. Während er Nikos seine Überlegungen mitteilte, steckten Phil, Mole, Thassos und Samir die Köpfe zusammen, deren Farbe im Laufe ihres Gesprächs ausgehend von den Ohren von gerötet über rot bis tiefrot wechselte. Als sie zu einer
Entscheidung gelangt waren, unterbrach Phil Nikos und Sandy:
„Darf ich mal telefonieren, Sandy?"
Der sah nacheinander Phil und seine Spießgesellen durchdringend und mit ernstem Blick an.
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Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der Angst
Fiksi SejarahNachdem die Gruppe um Tom und Nikos alle Abenteuer des Sommers 1971 heil überstanden hat, erlebt Dave nach seiner Rückkehr ins Internat in Sandhurst ein Déjà-Vu: Er wird wieder erpresst. Dave findet sich in Situationen wieder, die ungleich gefährlic...