Am Nachmittag setzte sich die kleine Kolonne in Bewegung. Vor den drei Mercedes-Limousinen fuhr ein Jeep, dahinter der mit dem roten Kreuz, in dem Tom das Konzert verfolgen sollte. Jetzt saß er aber mit Nikos, Ahmed und Martin in der ersten der schwarzen Staatskarossen. Auf dem Platz an der Universität war die Bühne aufgebaut und die Anlage installiert. Die Uptones machten einen Soundcheck. Sam war sehr zufrieden, denn mit den Lautsprechern links und rechts der Bühne hätte man die ganze Stadt beschallen können.
In Athen versammelte Basilis die Reste von Nikos' Gruppe im Hotel am Strefi. Er hatte die Zimmer im Nebengebäude wieder für den ganzen Sommer gemietet.
„Wird das jetzt eine Einweihungsparty?" spöttelte Sophia.
„Nicht so ganz, leider. Ich habe ein Problem, und ich hoffe, Ihr könnt mir helfen. Übermorgen kommen die anderen aus Libyen wieder. Tom und Nikos müssen dann nach Drama fahren. Es gibt wichtige Sachen zu transportieren, und sie können Thassos, Ilias und Samir auf dem Rückweg gleich mitbringen. Ich habe aber zwei Aufträge, die unbedingt morgen zu erledigen sind."
„Geht das am späten Nachmittag?" warf Anna ein, „wir haben alle noch Schule."
„Nein, Ihr müsst mal einen Tag krank werden. Es geht um Folgendes. Ein Team muss ein Funkgerät, Papiere und Geld nach Elassona am Olymp bringen, das zweite Geld nach Megalopolis, für Petros' Gruppe. Wer kann das machen?"
Fast alle meldeten sich, aber nur drei mit Führerschein: Stella, Sophia und Georgios.
„Gut, Team eins, Stella und Sophia, Team zwei Georgios und?"
„Ich kann mitfahren," bot sich Lucas an. Georgios gab ihm die Hand. Die Autos, die bewährten präparierten Fiat Kombi, sollten sie an Jannis' Werkstatt übernehmen.
„Ihr wisst, wie Ihr Euch zu verhalten habt, Ihr fahrt ja nicht zum ersten Mal."
„Hast Du was aus Libyen gehört?" fragte Sophia
„Nein, und das ist sicher ein gutes Zeichen."
***
In Tripolis lockte die Probe bereits die ersten Neugierigen an. Tom, Nikos und Ahmed saßen auf Holzstühlen mitten auf dem Platz, der sich bald mit Studenten füllte, die ein buntes Bild boten. Einige waren in Dschellabas gekleidet, die traditionelle Tracht der Berber, einige in Uniform, andere ganz im westlichen Stil, Levi Strauss inklusive, manche trugen das orientalische, knielange Hemd über einer Jeans. Die Studentinnen, die nach Toms Schätzung in der Überzahl waren, hatten offensichtlich auch die Wahl zwischen der züchtigen Kleidung ihrer Mütter und der nicht mehr ganz so prüden ihrer europäischen Schwestern. Manche trugen Kopftücher, verschleiert waren die wenigsten.
Tom und Nikos mussten viele Fragen beantworten. Ahmed kam als Übersetzer ganz schön ins Schwitzen. Mittlerweile hatte Sam die Anlage im Griff, und die Uptones jammten. Die jungen Libyer bewegten sich zur Bühne und beobachteten alles genau. Livemusik aus Europa gab es sonst nie.
Killer und seine Leute waren zufrieden. Sie nutzten die drei Stunden bis Konzertbeginn für einen Besuch in der Medina. Dann mussten sie auf Toms Drängen noch einmal in den Souk. Er wollte unbedingt in die Silbergasse. Er sah sich bei einem Händler Halsketten und Anhänger an und wurde prompt hereingebeten. Als der Händler die Größe ihrer Gruppe überblickte, rief er einen Teeverkäufer herbei und bewirtete sie alle.
Tom erstand eine Silberkette mit einem Skarabäus aus einem weißen Stein, den er für Marmor hielt.
„Das ist kein Marmor," belehrte ihn Manos. „Das ist Alabaster, da musst Du aufpassen, dass er nicht nass wird."
Der Händler verstand genug Englisch, um zu widersprechen:
„Das ist Ägyptischer Alabaster, dem schadet Wasser nicht."
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Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der Angst
Historical FictionNachdem die Gruppe um Tom und Nikos alle Abenteuer des Sommers 1971 heil überstanden hat, erlebt Dave nach seiner Rückkehr ins Internat in Sandhurst ein Déjà-Vu: Er wird wieder erpresst. Dave findet sich in Situationen wieder, die ungleich gefährlic...