19 Ein Job in Derry

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Am nächsten Morgen hatte ihr Gastgeber eine gute Nachricht:  das Telefon ging wieder. Das war allerdings das einzig Positive. Er hatte seinen Bruder in Drama angerufen. Die ganze Gegend war eingeschneit, selbst die Verbindung nach Thessaloniki war noch nicht frei. Es war nicht absehbar, wann der Weg von Drama bis zum Hof wieder befahrbar sein würde. Erst war die Hauptstraße dran. Nicky war die Einzige, die in diesem Jahr noch hätte arbeiten müssen. Sie rief bei Olympic an und bekam unbezahlten Urlaub, nachdem sie ihre Situation geschildert hatte. Auch in Athen lag mittlerweile etwas Schnee.

Tom hatte das dringende Bedürfnis, mit Nikos zu reden:

„Hast Du nicht Lust, heute mal mit mir zu reiten?"

„Gerne, bei dem Schnee kann man sowieso nicht galoppieren."

Die Wolken hatten sich verzogen, die schneebedeckten Berge glitzerten im Licht der Sonne. Es war noch kälter als an den Vortagen.

„Nikos, ich wollte Dich was fragen. Sophia hat letzte Nacht so eine Idee gehabt. Sie möchte gerne mit Kiril schlafen, und wir beide sollen dabei sein. Wie findest Du das?"

„Zu viert? Hört sich spannend an. Aber ich mache nichts mit Sophia."

„Warum nicht? Obwohl, fänd ich auch komisch, stimmt."

„Okay, Gangster, lass uns das mal ausprobieren. Hab sowieso Sehnsucht nach Dir."

Schade eigentlich, dass es so kalt war, und dass sie so dick eingemummelt waren, dachte Tom.

Ilias wollte mit Basilis, Spiros und Michael die Hütte hinter dem Stall aufsuchen, wo ein Teil von Toms Afrikaklumpen deponiert war, zur allgemeinen Verfügung. Man könnte mal einen Zug nehmen, meinten sie.

„Nanu? Wieso qualmt es aus der Hütte? Seid mal leise."

Sie schlichen sich an. Der Qualm roch süßlich. Die Jungen in der Hütte sprachen laut, um den Rekorder zu übertönen.

„Also, Kiril, was ist? Schläfst Du dann heute Nacht mit Sophia? Ich hab Dir doch angesehen, wie scharf Du auf sie bist." Das war Phils Stimme.

„Bulgare, ich lasse Dir den Vortritt, aber wenn Du bei ihr landest, versuche ich es morgen oder so," krähte Samir.

„Nur ich gucke wieder in die Röhre, ich liege da mit meinem langweiligen Bruder herum." Das war Thassos. Ilias schüttelte den Kopf.

„Komm doch zu uns, da ist dann ein Platz frei," lud Phil ihn ein. „Übrigens, ich wette 100 Drachmen, dass Du bei Sophia landest, Kiril. Wettet jemand dagegen?"

„Okay, Phil, ich glaube nicht, dass Sophia das macht, wenn Tom da ist. Ich setze dagegen. Wenn wirklich ein Platz frei ist, komme ich zu Euch. Aber ich mache keinen Sex mit Euch."

„Bist Du sicher?"

„Nö."

Basilis klopfte an der Tür. Drinnen wurde es schlagartig still.

„Jungs, wir wollten auch mal einen Zug nehmen, was dagegen?"

„Kommt rein, je mehr Leute, desto wärmer."

„Ich habe da gerade was von einer Wette gehört, als wir herkamen. Um was ging's denn da?"

„Ich wette, dass Kiril heute Nacht mit Sophia schläft."

„Findest Du das nicht ein bisschen abartig, so eine Wette?"

„Wieso, Nikos hat auch gewettet, ich würde Sandy verführen."

Eine gute Rechtfertigung für moralisch fragwürdiges Wetten, fand Phil.

„Sag mir bitte, dass er verloren hat."

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt