15 Freunde mit einer Lebensversicherung

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„Wusste ich doch, dass Du alles tun würdest, um mit mir auszureiten. Willkommen, Tom." Gaddafi stand vor dem Zelt und lächelte den Deutschen an. Der befreite sich von dem Fallschirm. Er ging auf den Libyer zu, der zu seinem weißen Umhang eine schwarze Kappe trug. Sie begrüßten sich mit Handschlag, doch dann umarmte ihn der Staatschef und fragte:

„Hattet Ihr eine gute Reise? Ihr hattet Euch doch sicher viel zu erzählen."

„Danke, Muammar, Du hast uns einen sehr interessanten Mann ins Flugzeug gesetzt."

Nikos und Martin traten hinzu und wurden ebenfalls mit Handschlag und Umarmung begrüßt. In einiger Entfernung landete der Hubschrauber auf einem ebenen, felsigen Plateau. Als die Rotoren standen, kletterte Bilski heraus. Stavros sah aus der Tür und rief:

„Braucht Ihr Euer Gepäck?"

„In meinem Koffer ist eine große Metalldose, kannst Du die mitbringen? Sonst brauchen wir nichts," antwortete Tom.

Bilski schnaufte herbei und wurde ebenfalls mit Handschlag und Umarmung begrüßt. Dann unterhielt er sich mit dem Staatschef zum Erstaunen der anderen auf Arabisch.

„Das fangt bitte gar nicht erst an," sagte Martin.

Bilski grinste ihn an:

„Lasst mich doch auch mal zeigen, was ich kann."

Nun trat ein weiterer Libyer aus dem Zelt. Nikos ging zu ihm, lächelte ihn an und sagte:

„So trifft man sich wieder, Mr. Jalloud. Ich hoffe, Sie sind mir nicht mehr böse."

Der Finanzminister umarmte ihn:

„Wir sind doch nicht nachtragend. Außerdem haben wir hinterher viel darüber gelacht."

Auch die anderen begrüßten ihren ehemaligen Gefangenen.

„Mr. Jalloud, warum könnten Sie Nikos denn böse sein?" wollte der deutsche Politiker wissen.

„Er hat mich mal festgenommen. Muammar beliebte zu scherzen, und ich war das Opfer, Mr. Bilski."

Gaddafi schickte alle bis auf Tom ins Zelt.

„Esst nicht alles auf, wir haben Hunger, wenn wir wiederkommen. Lass uns ein bisschen reiten, Tom."

Zwei junge Männer brachten ihnen Pferde, einen weißen Vollblüter für den Chef und einen braunen Berber ohne Sattel für Tom. Die Sonne stand hoch an dem wolkenlosen Himmel, die Luft war mild. Sie entfernten sich im Galopp von der Felsenkette und waren bald nur noch von karger Steppe umgeben. Nach einer Viertelstunde saßen sie ab.

„Muammar, ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bedanken. Es ist wirklich schön, wieder hier zu sein."

„Und ich freue mich, dass Du meiner Einladung gefolgt bist. Unser Mann in Bonn sagt, Du hast ihn in Deinem Haus übernachten lassen. Danke auch dafür. War es tatsächlich ein Blizzard?"

„Es war wirklich viel Schnee, und das im November. Alles wieder weg in der Zwischenzeit."

„Tom, Du fragst Dich sicher, warum ich Euch und Bilski zusammen eingeladen habe."

„Du wirst es mir sagen. Wir haben jedenfalls keine Ahnung. Du vertraust Bilski?"

„Ich kenne ihn schon lange. Ich schätze ihn. Er redet manchmal sehr offen, und er versteht uns. Was nicht heißt, dass wir immer einer Meinung sind. Das ist so ähnlich wie mit Dir und Deinen Freunden. Nur, dass Bilski in Deutschland sehr viel Einfluss hat, besonders in der Außenpolitik. Ich glaube, wir haben in einem Punkt alle dasselbe Interesse, und das ist Griechenland."

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt