„Ich hatte ja befürchtet, ich muss die ganze Zeit an Sophia und Samir denken," flüsterte Tom Nikos zu. „Aber jetzt geht mir Dave nicht aus dem Kopf. Ich frage mich, ob ich den Mut hätte, das durchzuziehen. Ich kenne Dave. Wenn er sagt, er macht das, dann tut er das auch. Aber ich? Derry war schon schlimm genug, als ich mit Martin da war, für eine einzige Nacht."
„Du würdest, Tom. Und eins weiß ich ganz genau. Jeder von uns würde alles stehen und liegen lassen und ihn da rausholen, wenn es sein muss. Außerdem: überleg mal, was für ein Netzwerk wir inzwischen haben. Barry Madden und die IRA, Thomas und den britischen Geheimdienst, Gaddafi nicht zu vergessen, und Bilski. Es gibt einige, die uns was schulden."
Es war ein wenig wie in den Dünen auf Euböa. Sie redeten, sie liebten sich, und sie redeten, aber irgendwann schliefen sie ein.
Bei Samir und Sophia wurde weniger gesprochen. Beide hatten auf diese Nacht gewartet, und der Kitzel war um so größer, weil beide wussten, es würde ihre einzige sein, jedenfalls für lange Zeit. Sie machten kein Auge zu, bis die Ersten sich am Morgen regten.
„Schöner Mann, Ihr Araber dürft mehrere Frauen haben. Dürfen Eure Frauen auch mehrere Männer haben?"
„Sie sollten es besser nicht versuchen."
„Schade eigentlich," seufzte Sophia, und schlief in seinen Armen ein.
„Ja, sehr schade," flüsterte Samir ihr ins Ohr.
Tom, Nikos, Dave, Anna, Sophia und Samir erschienen zum Frühstück, als fast alle schon wieder draußen waren. Die meisten wollten Ski laufen, einige ritten in den Wald. Die Pferde brauchten Bewegung. Nur zwei waren am Tisch sitzen geblieben: Phil und Martin. Der Grieche platzte fast vor Neugier. Sie ließen ihn warten. Das Wetter war Thema, die Frage, wann sie nach Athen zurückfahren konnten, und Phil begann zu zappeln:
„Und? Seid Ihr wieder zusammen?"
„Haben wir noch gar nicht drüber gesprochen."
„Vielleicht könnt Ihr mal eben darüber sprechen? Muss man doch wissen, ob Ihr wieder ein Paar seid."
„Wieso muss man das wissen, Phil?"
„Muss man eben. Also, was ist jetzt?"
„Ja, Sophia, dann sag mal, was ist jetzt?"
Tom war auch ein ganz kleines bisschen gespannt. Seine linke Hand hielt seine rechte fest, so zitterte keine von beiden.
„Ich habe eine tolle Nacht mit einem tollen Mann gehabt. Und jetzt ist der tollste Mann, den ich kenne, wieder mein Freund."
Tom zwängte sich zwischen Anna und Sophia auf das Sofa und küsste seine Freundin, die ihm zuflüsterte:
„Aber schlafen tun wir erst wieder heute Nacht zusammen, okay?"
„Der Tag wird lang," seufzte Tom.
Auch Phil hatte – aus ganz anderen Gründen - nicht viel geschlafen. Und er hatte vor dem Frühstück schon ausführlich mit Martin diskutiert.
„Dave, ich habe mir das alles überlegt heute Nacht. Wenn Du in Derry im Kindergarten anfängst, komme ich gleichzeitig für ein Jahr nach London. Wir bleiben die ganze Zeit in Verbindung, und ich kann jederzeit die anderen informieren, wenn es etwas Wichtiges gibt. Ich möchte dabei sein, wenn Du in Athen mit Thomas sprichst. Ich will ihm sagen, dass ich als Kontakt bereitstehe. Im Notfall sind die Uptones auch noch da, und ich werde Hans und Reiner regelmäßig auf dem Laufenden halten. Sie fahren alle paar Wochen nach Nordirland, und ich komme auf jeden Fall mit, so oft ich kann."
Nicht nur Dave war sprachlos. Alle starrten ihren Jüngsten an. Bei all den kindischen Eskapaden, die er sich leistete, war er absolut angekommen in ihrer Gruppe. Martin hatte es vor langer Zeit kommen gesehen. Es war Anna, die als erste sprach:
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Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der Angst
Historical FictionNachdem die Gruppe um Tom und Nikos alle Abenteuer des Sommers 1971 heil überstanden hat, erlebt Dave nach seiner Rückkehr ins Internat in Sandhurst ein Déjà-Vu: Er wird wieder erpresst. Dave findet sich in Situationen wieder, die ungleich gefährlic...