Visible Miracle | ✔

Kapitel 2

Mäx

"Hey Ju, du glaubst nicht, was mir am Samstag passiert ist." Mit diesen Worten begrüßte ich am Montagmorgen meinen Kumpel Julian, der vor dem Unigebäude auf mich wartete.

"Du hattest den weltbesten Orgasmus der Welt und kannst dich nicht mehr an den Namen dieser Frau erinnern?", riet Ju gleich darauf los. "Oder du hast vergessen deine Goldfische zu füttern, und sie schwimmen nun tot im Aquarium herum? Wie bewegen sich Fische eigentlich fort, bevor sie sterben? Sie schwimmen ja erst im Wasser, wenn sie tot sind, nicht?"

Ich verdrehte die Augen und lachte. "Nicht nur knapp daneben, sondern weit verfehlt. Und meinen Goldfischen geht es prima." Auf seine weitere Aussage ging ich nicht näher ein. Das war typisch Julian.

"War die heiße Granate von letztens doch nicht so heiß?" Julian hielt mir die Tür zum Lehrsaal auf und ließ mich zuerst durch.

"Doch, sehr. Aber wir haben nicht miteinander geschlafen."

Ju sah mich gespielt geschockt an. "What? Was ist passiert?"

"Sie hat eine halbe Ewigkeit in meinem Badezimmer verbracht und als sie zurückkam, konnte sie gar nicht schnell genug von mir wegkommen. Dabei hat sie sich den Schädel an meiner Tür gestoßen."

Julian lachte auf. "Oh, deine scheiß Tür! Richte die endlich mal." Dann fügte er noch etwas leiser hinzu: "Sie hatte wohl genug von deinen sabbernden Küssen, immerhin will sie mit keinem Hund schlafen."

"Der Grund, wieso auch du keine Frauen mit nach Hause schleppst."

Julian zuckte mit den Schultern, und als er unsere Freunde erblickte, rief er ihnen schon von Weitem zu: "Mäx hat die heiße Granate von Samstag vergrault!"

Anna wurde sofort hellhörig und zog eine Augenbraue nach oben. "Wie das?" Auch die anderen von unserem Freundeskreis wandten sich neugierig an uns. Wir fünf studierten alle Psychologie und hatten uns sofort von Anfang an gut verstanden. Anton, Julian, Anna, Marlene - die Leni genannt werden wollte, und ich waren ein eingespieltes Team. Seit zwei kompletten Semestern unternahmen wir viel gemeinsam und verbrachten nicht nur während der Uni Zeit miteinander. Ich hatte sie alle an meinem ersten Tag des Studiums kennengelernt, außer Julian. Mit ihm hatte ich schon im Sandkasten gespielt.

Also erzählte ich die Geschichte über Elli noch einmal, nur dieses Mal ausführlicher.

Leni zog eine Augenbraue nach oben. "Du hast dir ihren Namen gemerkt?"

"Ja. Und ich wette, ich kann sie ausfindig machen."

Ju prustere los. "Ernsthaft Mann, wieso willst du sie denn finden?"

"Weil ..." Ich machte eine Pause. "Keine Ahnung, sie schien interessant zu sein."

Julian lachte weiterhin und schüttelte den Kopf. "Du weißt schon, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit dir im Bett landet, sehr gering ist?"

Ich zuckte mit den Achseln. Dann mischte sich auch Anna in unser Gespräch ein: "Ich glaube diese Elli hat seinen Jagdinstinkt geweckt."

"Vielleicht findet unser Playboy Mäx ja doch noch seine große Liebe", meinte Leni an Anna gewandt.

Ich verdrehte die Augen. "Also vom Verlieben bin ich weit entfernt, ehrlich."

"Gut!" Ich schaute überrascht zu Julian, der in die Hände geklatscht hatte. "Dann wetten wir."

Fragend schaute ich meinen besten Freund an. "Was meinst du?"

"Ich wette, dass du die Kleine nach einem Monat noch immer nicht gefunden hast."