Epilog

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10 Wochen später

Elli

"Bist du bereit?"

"Nein, eigentlich nicht." Ich kräuselte die Nase und schaute Lisa, meine mittlerweile beste Freundin, an. "Ich bin so unfassbar nervös!"

Lisa und Johanna standen neben mir und schenkten mir bestärkende Blicke. Ich musste das tun. Ich wollte das tun. Ich hatte wochenlang auf diesen Termin gewartet, also würde ich es nun durchziehen.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen und öffnete die gläserne Tür zum Tattoostudio. Johannas Cousin arbeitete hier und er würde mir heute ein Tattoo für die Ewigkeit stechen.

I am enough.

Das waren die Worte, die ich mir auf meinem Handgelenk verewigen ließ. Das Wort enough wollte ich direkt auf meiner Narbe haben. Die anderen beiden Wörter sollten über der Narbe stehen. Ich war so hibbelig, wie schon lange nicht mehr. Aber ich war so froh, Lisa und ihre feste Freundin Johanna an meiner Seite zu haben. Sie schenkten mir noch den zusätzlichen Mut, den ich brauchte.

_________

Mäx hatte mir vor ein paar Wochen den Zweitschlüssel zu seiner Wohnung gegeben. Dass ich Pear, Steffi und Klara nun nicht mehr allzu oft sah, musste ich wohl nicht betonen. Denn seitdem ich Mäx Schlüssel bekommen hatte, verbrachte die meiste Zeit hier.

Ich hatte auch kurz mit dem Gedanken gespielt, Angel und Devil hierher zu holen, ihn aber bald wieder verworfen. Meine Oma regte sich zwar immer mal wieder über die beiden Chaoten auf, doch ich wusste, dass sie diese Gesellschaft brauchte.

Ich stand in Mäx Küche und war gerade dabei uns einen Milchreis zu kochen. Den durfte ich nur echt nicht alleine lassen, denn wenn ich mich auch nur ein einziges Mal wegdrehte, dann brannte er schon auf dem Kochtopfboden an. Ich sprach aus Erfahrung. Aber weil ich wusste, dass Mäx Milchreis liebte, wollte ich ihm heute diese Freude bereiten. Außerdem war ich heute ohnehin so glücklich wie schon lange nicht mehr. Vielleicht lag es auch an dem neuen Tattoo. Ich hatte mir das Stechen so viel schlimmer vorgestellt, als es dann tatsächlich gewesen war.

Der Haustürschlüssel wurde im Schloss gedreht, und Mäx kam herein. Ich war schon sehr neugierig, was Mäx mir zu erzählen hatte, da ich wusste, dass er den heutigen Vormittag bei seinen Eltern verbracht hatte. Er hatte nämlich mit seinem Vater sprechen wollen.

"Hier riecht es aber gut", waren seine ersten Worte. Wohlgemerkt, gut gelaunt. Gleich danach fügte er noch ein "Hallo, meine Schönheit" hinzu, und kam auf mich zu.

"Hallo, mein Schöner", äußerte ich ebenso grinsend und zog ihn für einen raschen Kuss an mich heran. Den Milchreis wollte ich wirklich nicht zu lange aus den Augen lassen.

Mäx fasste mich sanft am Unterarm an. "Zeig mir dein Tattoo. Ich bin schon so neugierig."

"Man sieht im Moment nicht viel davon." Eine Frischhaltefolie war noch immer über meinem Handgelenk gebunden. "Ich bin übrigens auch neugierig! Erzähl", forderte ich.

"Es lief gut. Wirklich. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass wir nun ein fantastisches Verhältnis zueinander haben. Aber immerhin will er sich auch mit Oma aussprechen und sobald er das getan hat, will er dich kennenlernen." Um seine Mundwinkel zupfte ein Lächeln.

"Das klingt wunderbar Mäx!" Ich freute mich ehrlich für ihn.

"Aber jetzt bist du an der Reihe. Wie war es? Erzähl mir alles." Mäx lehnte sich mit dem Rücken an den Küchentresen und lauschte meinen Worten, als ich ihm von dem heutigen Tag im Tattoostudio berichtete.

"Wusstest du, dass ich wahnsinnig auf Frauen mit einem Tattoo am Handgelenk stehe?" Meine Augenbrauen schossen in die Höhe, kaum als er es ausgesprochen hatte.

"Hätte ich das bloß früher gewusst", murmelte ich erheitert.

Mäx lachte kehlig auf. Wie ich dieses Geräusch liebte! Ich liebte ihn!

"Ich liebe dich." Die Worte verließen meinen Mund, kaum, als ich sie in meinen Gedanken vollendet hatte.

Mäx war von meinen Worten gerührt. Ich konnte es in seinen Augen erkennen. Sie strahlten so viel Zärtlichkeit und Liebe aus. Sie nahmen mir die Angst vor so vielem. Und gleichzeitig gaben sie mir so viel. So viel mehr als jeder andere Mann je zuvor.

"Elli, du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich liebe. Du machst mich vollkommen. Ich bin der glücklichste Mann auf Erden, seitdem du mich damals im Molly's angesprochen hast."

Schwer schluckend legte ich ihm eine Hand an die Wange und küsste ihn. Ich ließ alle meine Gefühle für ihn in diesen einen Kuss fließen. Zärtlich legte ich ihm auch noch meine andere Hand an sein Gesicht.

Mäx berührte mich an den Oberarmen, schob mich sanft von sich fort, und flüsterte in mein Ohr: "Ich will dich weiterküssen. So lange und intensiv, bis du nicht einmal mehr deinen Namen weißt. Aber da steht ein unglaublich leckerer Milchreis auf dem Herd. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er anbrennt."

"Spinner." Lachend schlug ich ihm auf die Schulter, ehe ich mich wieder zu dem Milchreis umdrehte. Tatsächlich musste ich dort umrühren, und beinahe wäre er angebrannt. Gut, dass Mäx sich so fantastisch unter Kontrolle hatte. Ich hatte es dem Anschein nach nicht.

Doch ich fühlte mich rundherum glücklich. Das war zum Großteil Mäx zu verdanken. Und es glich beinahe einem Wunder.

Denn mit Mäx hatte ich nie im Leben gerechnet. Er war mein sichtbares Wunder. Mein Visible Miracle.

~ Ende ~







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Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt