Kapitel 35

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Elli

Es war Freitagnachmittag, und ich summte fröhlich vor mich hin, als ich die Tierarztpraxis verließ. Ich hatte meinem Chef gleich heute Morgen mitgeteilt, dass ich sehr gerne auf geringfügiger Basis bei ihm angestellt sein wollte. Er meinte, dass wir uns am Montag nächste Woche nach der Ordinationszeit zusammensetzen sollten, um alles weitere zu klären und um zu schauen, an welchen Tagen ich in die Arbeit kommen konnte.

Deswegen fiel mir der letzte Praktikumstag heute gar nicht schwer, weil ich wiederkommen würde.

Als ich gestern mit meiner Oma telefoniert hatte, war sie mehr als begeistert von dieser Idee. Meine Oma war sowieso großartig. Sie schien mein größter Fan zu sein, denn sie fand eigentlich alles toll, was ich machte. Und dafür liebte ich sie sehr.

Dass ich außer meiner Oma jemanden mindestens genauso sehr lieben konnte, hätte ich mir vor ein paar Monaten noch nicht vorstellen können. Doch da war ich Mäx noch nicht begegnet. Und wie ich mir gestern vor seiner Haustür eingestanden hatte: Ich war hoffnungslos in ihn verknallt.

Als ich heute vor seiner Haustür ankam, klingelte ich. Dieses Mal öffnete er mir sofort. Er roch frisch geduscht und strahlte mich an. "Hi Elli", wisperte er an mein Ohr, als er mich in eine Umarmung zog.

"Hi", begrüßte ich ihn. "Wie war dein Tag?", wollte ich von ihm wissen, während ich in die Wohnung eintreten wollte. Doch noch im Türrahmen blieb ich stehen.

Mein Mund klappte auf und zu. Ich war überwältigt und sehr überrascht von dem Anblick, der sich mir bot.

Eine rot karierte Picknickdecke war auf dem Wohnzimmerboden ausgebreitet. Das Sofa hatte Mäx dafür dicht an die Wand geschoben, und neben der Decke auch noch einen Korb platziert. Schon von Weitem erkannte ich, dass dieser sehr gut befüllt war.

Doch die Picknickdecke war nicht das einzige, was mich zum Staunen brachte. Denn Mäx hatte das Wohnzimmerlicht gedämmt und gleichzeitig erleuchteten zwei Lichterketten und einige Kerzen das Zimmer. Was für eine schöne und romantische Atmosphäre! Mir stiegen Tränen in die Augen.

"Wow. Mäx." Ich flüsterte die Worte nur. Mehr als nur gerührt drehte ich mich zu ihm. Er machte mich sprachlos. Denn damit hatte ich absolut nicht gerechnet.

"Ich dachte mir, wir könnten uns ein bisschen was voneinander erzählen. Das machen wir zwar ohnehin schon, aber..." Er zuckte mit den Schultern und sah mich etwas schüchtern an. Ich liebte es, wenn er mich so betrachtete. So verlegen, wo er doch sonst immer selbstsicher war.

"Ich mag die Idee." Meine Unterlippe schob sich zwischen meine Zähne und ich lächelte vor mich hin. Dass Mäx vor meiner Zeit ein Frauenheld war, nun ja, auf diese Idee würde ich niemals kommen, wenn ich ihn jetzt so unsicher neben mir stehen sah. Wie romantisch er sein konnte! Mir ging das Herz auf.

Gemeinsam traten wir in seine Wohnung und ein angenehmer Duft nach Vanille gemischt mit Rauch wehte zu mir. Ich sah, dass er ein Räucherstäbchen aufgestellt hatte. Wie lange hatte er bloß hierfür gebraucht?

"In dem Korb befindet sich hoffentlich alles, was das Herz begehrt." Wir setzten uns auf die Decke und Mäx räumte ein paar Lebensmittel aus dem Korb. Er hatte an alles gedacht, an wirklich alles. An Brot, Käse, Wurst, Gemüse, ja sogar zwei Äpfel lagen in dem Korb. Außerdem fischte er eine Rotweinflasche heraus und blickte mich fragend an, woraufhin ich nickte. Danach schenkte er uns den Wein in zwei Weingläser ein, die er direkt neben den Picknickkorb gestellt hatte.

"Mäx, ich bin noch immer komplett sprachlos. Das ist so schön."

Seine Mundwinkel zuckten nach oben, ehe er mir ein Weinglas reichte. "Ich habe gehofft, dass es dir gefällt."

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt