Kapitel 7

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Elli

Gestern hatte ich mich noch gut und lange mit Mäx unterhalten. Ich blieb viel länger als ich es ursprünglich geplant gehabt hatte, aber sich mit Max zu unterhalten fühlte sich fast schon so an, als würden wir uns seit mehreren Jahren kennen. Dabei kannten wir uns noch nicht einmal ein Monat. Ja gut, bei den Vorlesungen war er mir immer wieder aufgefallen, aber am Anfang dieses Semesters hätte ich nicht gedacht, dass wir Freunde werden würden. Oder, dass wir überhaupt miteinander sprachen.

Max sah wirklich krank aus. Als seine Freunde mir gestern erzählt hatten, dass er krank war, hatte ich es ihnen nicht abgekauft. Anfangs dachte ich, dass er nur blau machen würde, weil er vielleicht am Wochenende zu tief ins Glas geguckt hatte. Aber als er mir gestern die Tür aufgemacht hatte, glaubte ich seinen Freunden jedes Wort.

Es war schon wieder Mittag, doch anstatt die Mittagspause mit Lisa in der Mensa zu verbringen, stand ich vor einem Nudelregal in einem Lebensmittelladen. Als ich heute vormittags mit Lisa über Mäx und mich gesprochen hatte, hatte sie mich schon regelrecht gezwungen, es heute zu wiederholen. Nur, dass ich heute mit ihm mitessen würde. Ich war am Überlegen, was ich kochen könnte. Mit Nudeln konnte man wenig falsch machen. Davor würde ich noch eine Kohlsuppe kochen, denn die sollte auch bei seiner Erkältung helfen. Meine Oma nannte diese Suppe die Schnupfnasen-Mahlzeit. Ich nahm den Blumenkohl mit und machte mich dann auf den Weg zu Mäx.

Ich: Da ich nicht will, dass du dich heute von Fertiggerichten ernährst, bin ich in einer halben Stunde bei dir.

Als ich die Nachricht abschickte, wollte ich sie im selben Moment wieder zurücknehmen. Was, wenn es ihm heute schon bei Weitem besser ging und er zur Uni gekommen war? Ich hatte ihn nicht einmal danach gefragt. Nervös starrte ich auf unseren Chatverlauf und ging schnell offline, als ich sah, dass er die Nachricht las.

Mäx: Womit hab ich dich verdient?

Ich grinste. Meine Nervosität ließ von einer Sekunde auf die andere nach. Dann steckte ich mein Handy weg und nahm die nächste Straßenbahn, die in der Nähe von Max Wohnung stehen blieb.

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Max ging es schon viel besser. Gestern schien es ihm nichts ausgemacht zu haben, dass in der Küche das verbrannte Essen herumgestanden war und er ausgesehen hatte, als hätte er sich schon seit Monaten nicht mehr geduscht. Aber so war das nun einmal wenn man krank war. Heute hingegen schien er die Wohnung blitzblank geputzt zu haben und auch er roch gut.

"Morgen werde ich wieder zur Uni gehen, aber ich habe natürlich absolut nichts dagegen, wenn du trotzdem vorbeikommst." Ich liebte dieses Grübchen, wenn er lächelte.

"Jaja, hast du doch mitbekommen, dass sowas besser schmeckt als Tiefkühlpizzen?"

Ich räumte gerade meinen Einkauf aus, als Max sich an den Tresen mir gegenüber lehnte. Die Küche und das Wohnzimmer befanden sich in einem Raum, weswegen man einem guten Blick durch die ganze Wohnung hatte.

"Willst du was machen? Fernsehen? Ein Spiel spielen? Mein Kopfweh ist ziemlich weg."

"Was hast du denn für Spiele?", fragte ich und sah zu, wie Mäx zum Kasten neben dem Fernseher ging.

"Also einmal Mensch ärgere dich nicht, dann Black Stories, als Original und einmal die Weihnachtsedition. Dann habe ich noch Activity, aber das kann man schlecht zu zweit spielen. Und zwei Exit - das Spiel Spiele. Davon einmal für Einsteiger und einmal Fortgeschrittene. Kennst du diese Exit Spiele?" Max drehte sich wieder in meine Richtung.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt