Mäx
Ich hatte mein charmantestes Lächeln aufgesetzt, als ich das Studentenwohnheim betreten hatte, und hatte gleich nach der Leiterin gefragt. Als ich ihr erzählte, dass eine gewisse Elisabeth Gruber ihre Unterlagen bei mir vergessen hatte, aber ich sie einfach nicht mit dem Handy erreichen konnte, hatte es doch das Herz dieser Dame erwärmt. Von Außen wirkte sie vielleicht schroff und unnahbar, doch sie war ganz okay. Sie hatte sogar lachend den Kopf geschüttelt, als ich ein Psychologiebuch vor ihrer Nase geschwenkt hatte. So kam es nun, dass ich in Ellis Zimmer stand und sie fragend musterte.
"Ich gehe dir nicht aus dem Weg. Immerhin kreuzen sich unsere Wege nicht", meinte Elli, nachdem sie ihre Zimmertür geschlossen hatte.
"Meine Anrufe? Nachrichten? Haben sie dich etwa nicht erreicht?"
Elli seufzte laut auf. "Doch, haben sie. Aber ich kann dir einfach nicht mehr in die Augen schauen!", gab sie frustriert zu. Sie sah tatsächlich überall sonst hin, nur nicht in mein Gesicht. "Es ist mir unfassbar peinlich, dass ich am Samstag vor deiner Tür aufgetaucht war."
Ich ging auf sie zu, blieb aber mit etwas Abstand zu ihr stehen. Nun da ich wusste, dass sie Berührungen hasste, wollte ich sie nicht ohne Erlaubnis anfassen.
"Elli, schau mich an." Meine Stimme klang ruhig. Sanft. Und ich war unendlich froh, als Elli ihren Kopf in meine Richtung drehte, und mir in die Augen blickte. "Siehst du, du kannst mir noch in die Augen schauen."
"Innerlich versinke ich im Boden."
Ich grinste schief. "Musst du aber nicht. Es ist alles wie vorher. Wir sind Freunde, und am dem Tag ging es dir nicht gut. Wenn du reden willst, bin ich da. Wenn du nicht reden willst, bin ich auch da."
"Danke." Sie seufzte theatralisch auf. "Aber es tut mir unglaublich leid! So betrunken war ich schon lange nicht mehr. Aber wie du erst letztens mal gesagt hast, ist das natürlich auch keine Entschuldigung."
"Elli." Ich kam noch einen Schritt näher. Am liebsten wollte ich sie an mich drücken und nicht mehr loslassen. Doch das ging bei ihr nicht so einfach. "Darf ich dich umarmen?"
Sie schaute intensiv in meine blauen Augen, als suchte sie dort nach irgendetwas. Langsam nickte sie. "Deine Umarmungen mag ich mittlerweile sogar." Ihre Stimme war leise, aber ich verstand jedes Wort. Ihr ausgesprochener Satz ließ mein Herz schneller klopfen. Sie hasste Berührungen, mochte aber meine Umarmungen? Meine Mundwinkel zogen sich nach oben.
Ich überbrückte den kleinen Abstand, der uns noch voneinander trennte, und schloss sie in meine Arme. Vorsichtig zog ich sie noch etwas näher an mich heran. Meine Wange streifte ihre Locken, die sie heute wieder in einen strengen Pferdeschwanz verbannt hatte. Sie roch unglaublich gut, nach Elli eben. Es gab nichts was so duftete, wie sie. Ich schloss meine Augen, und genoss den Moment. Ein ehrliches Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als Elli auch ihre Arme um mich legte und sich immer mehr zu entspannen schien. Ihr Kopf ruhte an meinem Brustkorb, wo mein Herz noch immer unaufhaltsam schnell pochte. Ob sie es bemerkte?
Das hier war so viel mehr als nur eine normale Umarmung. Sie dauerte auch viel länger an, und am liebsten hätte ich Elli nie mehr loslassen wollen. Ihr Duft benebelte meine Sinne. In ihrer Gegenwart konnte ich nicht mehr klar denken. Denn im Augenblick gab es nichts Schöneres für mich, als diese Umarmung.
Irgendwann löste sich Elli von mir und schaute mich fragend an. Sie lächelte sogar leicht, was ich erwiderte. Dann nahm auch ich meine Hände von ihr und fühlte mich plötzlich so leer. Um dieses Gefühl rasch loszuwerden, blickte ich mich noch einmal in ihrem Zimmer um.
"Ich finde es schön, dass hier Fotos hängen", meinte ich an Elli gewandt, als ich ihre kleine Fotowand neben der Tür betrachtete. Meistens waren ihre Oma und sie darauf zu sehen, oder ihre beiden Katzen. Auf einigen wenigen war auch Lisa mit drauf.
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Visible Miracle | ✔
RomanceIhr Kuss war zuerst zögerlich, doch dann presste sie ihren schlanken Körper gegen meinen. Diese Frau machte mich jetzt schon wahnsinnig, dabei hatte ich ihren Namen schon wieder vergessen. Im Moment ließ sie mich sowieso alles vergessen. Meine Hände...