Kapitel 15

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Elli

"Devil hat das Jesuskind gestohlen!" Meine Oma rief mich ganz aufgeregt an und beschwerte sich über meinen schwarzen Kater. "Ich kann es einfach nicht mehr finden."

Meine Oma hatte gestern am Samstag die Weihnachtskrippe aufgestellt. Ich hatte sie damals in der Schule selbst gebastelt. Einzig allein die Figuren hatte meine Oma gekauft.

"Es tut mir so leid. Ich hoffe, es taucht bald auf."

"Vor Weihnachten wäre noch gut, ja." Ich vernahm ein Seufzen, und meine Oma setzte sich wohl hin. Wir redeten noch eine Zeit lang miteinander, und ihr schien es auch sehr gut zu gehen. Ihren Blutdruck maß sie auch regelmäßig und mehrfach am Tag. Nicht zuletzt, weil ich sie aufgefordert hatte, einen Handywecker an verschiedenen Uhrzeiten täglich zu stellen. Meine Oma war anfangs dagegen gewesen, doch nun hatte sie sich schon daran gewöhnt und genoss die Privilegien, die ein Handy mit sich nahm, von Mal zu Mal mehr.

An diesem ersten Adventssonntag saß ich Zuhause und starrte meine Lernunterlagen an. Ich musste plötzlich an meinen ersten Tag an der Uni denken, und wie aufgeregt ich da gewesen war. Ich war vor der Veterinärmedizinischen Universität gestanden, und war vor lauter Aufregung in irgendeinen Typen gelaufen. Zum Glück hatte ich keine Ahnung wer er war und schon bald hatte ich ihn vergessen. Mein Leben war nun einmal darauf ausgelegt, mich in peinliche Situationen zu bringen. Aber das war nun einmal ich. Lisa meinte einmal, dass es mit mir niemals langweilig wurde. Damit hatte sie wohl recht.

Mein Handy leuchtete auf, weswegen ich es an mich nahm. Es war erst kurz nach Mittag, und ich hatte mir vorhin einfach nur ein Sandwich gemacht.

Mäx: Hast du Lust später mit uns den Weihnachtsmarkt unsicher zu machen?

Mein Herz klopfte plötzlich schneller. Ein Grinsen schlich sich ungewollt auf mein Gesicht. Eigentlich sollte ich lernen, aber...

Ich: Gerne, wann und wo trefft ihr euch?

Mäx schickte mir den Treffpunkt, und kurz bevor es finster wurde, stand ich vor einer Bushaltestelle und wartete auf die anderen. Leni und Jonathan stießen zuerst zu mir. Beide umarmten sie mich freundlich, ich erwiderte diese Geste kurz, war aber froh, dass die Umarmung nicht lange andauerte. Auch Anna und Anton zogen mich in eine rasche Umarmung, sowie Julian und Mäx, als auch die beiden mit etwas Verspätung ankamen.

Sie alle lachten und unterhielten sich gut miteinander. Ich schielte immer wieder in Mäx Richtung. Heute trug er eine schwarze Winterjacke und hatte eine Mütze auf, auf der Wüda Hund* stand. Als er über irgendetwas was Ju sagte lachte, berührte es mein Herz. Sein Grübchen brannte sich in mein Gedächtnis, ich würde es überall heraus erkennen.

Leni stieß mich mit ihrem Ellbogen an. "Und was sagt du zu der neuen Couch?"

"Wer hat denn eine neue Couch?", fragte ich sie ahnungslos.

Sie riss die Augen auf und starrte mich verdutzt an. Dann wandte sie sich an Mäx. "Du hast sie ihr noch nicht gezeigt?", wollte sie vorwurfsvoll von ihm wissen.

Mäx zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Ju hat mir geholfen ein neues Sofa zu besorgen."

"Was bei dieser Diva echt nicht einfach war", meinte Ju lachend.

Mäx hatte eine neue Couch besorgt? Ich blinzelte verwirrt und gaffte ihn nur fragend an. "Wieso?"

Er zuckte erneut mit den Schultern. "Musste einfach mal was Neues her", meinte er ausweichend, ehe er auf einen Stand mit Glühwein und anderen warmen Getränken deutete: "Gehen wir dorthin?"

Während wir also zum Glühweinstand gingen, auf dem mit großen Buchstaben Lisis Punschbude pragte, unterhielten wir uns nicht. Leni und Jonathan hielten Händchen und warfen sich immer wieder ein paar verliebte Blicke zu. Anna und Anton blödelten herum, doch Ju und Mäx waren ausgesprochen still. Erst als wir bei der Punschbude ankamen, fragte Max was wir trinken wollten. Die erste Runde ging also an ihn.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt