Visible Miracle | ✔

Kapitel 22

Mäx

Die Party war in vollem Gange. Leni hatte mir gemeinsam mit Jonathan gestern noch geholfen genügend Chips und Getränke einzukaufen. Dafür war ich ihr echt dankbar. Sie und Anna halfen mir nun auch die Chips in Schüsseln zu füllen, und Anna belegte sogar einen Teller mit den selbstgemachten Keksen.

Unser Freundeskreis kam bald, und auch Luisa kam, da ich sie eingeladen hatte. Sie hatte zwei Freunde im Schlepptau. Auch die Jungs von Jonathan waren mit dabei, und meine Wohnung füllte sich immer mehr. Bald konnte man sich nicht mehr wirklich hier drinnen bewegen. Eine wichtige Person fehlte allerdings noch.

Ich warf einen Blick auf meine Wanduhr, die schon nach zwanzig Uhr anzeigte. Sie würden bestimmt bald kommen. Ich hoffte es so sehr.

"Du sitzt ja richtig auf Nadeln." Ju lachte und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. "Ich wollte mich übrigens bei dir entschuldigen."

"Entschuldigen? Wofür?" Ich guckte ihn fragend an.

"Na wegen letztens. Du weißt schon, wo ich mit dem Schnaps vor deiner Tür gestanden bin, und dich gefragt habe, ob du verknallt bist."

Mein Herz machte einen dämlichen Hüpfer. "Ähm." Mehr wusste ich nicht zu sagen.

"Ich hätte dich das nicht fragen sollen. Zumindest nicht so wie ich es getan habe. Immerhin kenne ich dich schon fast mein ganzes Leben lang, ich hätte wissen müssen, wie du darauf reagierst."

"Worauf willst du hinaus?" Im Moment gab es nur Ju und mich. Die anderen Leute blendete ich aus, denn irgendwie machte mich dieses Gespräch nervös. Dabei war es nur Julian, der mit mir sprach. Doch aus irgendeinem Grund, den ich sehr wohl kannte, reagierte ich auf dieses Thema immer sehr sensibel.

"Man sieht es dir und Elli sowieso an. Ich weiß, du willst keine Beziehung und blablabla. Ich weiß auch, dass du dein halbes Leben lang schon die Sachen machst, die ich auch mache. Ich liebe es, ständig andere Frauen zu haben. Aber ich glaube, dass du mit einer einzigen Frau an deiner Seite glücklich werden kannst. Das wollte ich dir nur sagen."

"Ähm." Ich räusperte mich.

Doch Ju kam mir wieder zuvor. "Du musst jetzt nichts darauf antworten. Ich weiß, dass du es vor mir sowieso nicht zugeben willst. Aber bitte sei wenigstens ehrlich zu dir selbst." Er drückte meine Schulter. "Und jetzt lass uns deine Party genießen!" Ju tanzte in meine Küche und schnappte sich eine Flasche Bier.

Die Musik war gut. Anton spielte den DJ, und legte nur Weihnachtsmusik auf. Er mixte sie und war gut darin. Sollte das Psychologiestudium doch nichts für ihn sein, dann konnte er eventuell als DJ einen Job finden.

Endlich klingelte es abermals an der Tür, und mein Herz machte einen Satz nach vor. Das musste Elli sein. Und Lisa. Und Johanna. Aber hauptsächlich Elli.

Als ich die Haustür öffnete standen die drei Frauen davor. Ich umarmte sie alle nacheinander, angefangen mit Elli. Viel zu lange schon hatte ich sie nicht mehr im Arm gehalten, wenn auch nur für kurze Zeit.

"Ich bin Johanna", stellte sich die junge Frau mit den brünetten Haaren neben Lisa vor. Sie besaß mehrere Ohrringe im rechten Ohr und einen Tunnel im linken Ohr. Sie hatte ein Nasenpiercing und auf ihrem rechten Unterarm konnte ich ein Tattoo erkennen. Sie war ein Stückchen kleiner als Lisa und sie hielten sich an den Händen. Das Lächeln, welches sie mir schenkte, ließ sie auf Anhieb sympathisch wirken.

"Schön dich kennenzulernen, ich bin Mäx."

Nachdem ich sie durchgelassen hatte, gesellten sie sich sofort zu Leni und Anna. Ich beobachtete sie von der Ferne. Elli trug ihre Haare offen, sodass ihre Naturlocken über die Schultern fielen. Ich konnte meinen Blick fast nicht mehr von ihr nehmen, als Ju wieder neben mir auftauchte und mir eine Flasche Bier entgegenhielt.