Kapitel 31

220 30 9
                                    

Elli

"Du kannst richtig stolz auf dich sein." Zwar hatte mir Mäx schon am Donnerstag mittels WhatsApp Nachrichten mitgeteilt, was er am Mittwoch noch getan hatte. Aber heute am Samstag konnte ich ihm gegenübertreten und genau das sagen, was ich soeben von mir gegeben hatte.

"Ich sitze auf Nadeln. Ehrlich."

"Das glaub ich dir." Ich grinste ihn an, doch dann drehte ich mich wieder zum Herd um, auf dem ich gerade ein Risotto kochte. Ich hatte Mäx eingeteilt, mir Gemüse klein zu schneiden, und er hatte mir folgsam über die Schultern geguckt, als ich ihm erklärte, wie was bei einem Risotto zu machen war.

"Du könntest mich auf andere Gedanken bringen", murmelte er, als er plötzlich hinter mir stand, und ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren konnte.

"Dass wir am Abend gemeinsam ins Molly's gehen, ist nicht Ablenkung genug?"

"Hm." Lächelnd drehte ich mich zu ihm um, und einen Augenblick später lagen unsere Lippen aufeinander. "Ich habe dich die letzten Tage vermisst", gab Mäx zwischen den Küssen zu.

"Ich musste auch während der Arbeit ständig an dich denken." Obwohl mir mein Praktikum großen Spaß machte, ich viel lernte, und manches auch sehr traurig sein konnte, dachte ich in meinen freien Minuten dennoch andauernd an Mäx. Ich konnte einfach nicht anders.

"Hm." Ich konnte sein Lächeln spüren, und zog ihn näher an mich heran.

Mäx hob mich auf die Anrichteplatte, was mir einen kurzen überraschten Laut entlockte. Meine Haut kribbelte überall da, wo er mich anfasste. Und auch dort, wo er mich nicht berührte, vibrierten meine gesamten Nervenenden förmlich. Es war ein schönes Gefühl. Mit ihm zusammen zu sein, war unbeschreiblich. Noch nie hatte ich mich bei jemandem so wohlgefühlt.

Erst als ein unangenehmer Duft nach Verbranntem zu uns wehte, stieß ich Mäx hastig und nach Atem ringend von mir. "Das Essen", keuchte ich erschrocken, sprang von der Küchenplatte, und drehte den Herd ab. Dann rührte ich beim Risotto um, welches zum Glück noch nicht verloren war.

Mäx lachte vergnügt, ehe er zwei Teller aus dem Schrank holte und sie auf die Anrichte stellte. Exakt dorthin, wo wir uns gerade noch geküsst hatten.

"Elli." Ich schaute ihn an. Fragend. Intensiv. Er kaute an der Innenseite seiner Wange herum. "Möchtest du heute bei mir übernachten?"

Ich öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus. Mein Herz pochte wild. Wollte ich bei ihm übernachten? Ja! Doch bis auf das Studentenwohnheim hatte ich seitdem ich bei meiner Oma lebte, nirgends anders mehr geschlafen.

"Du musst mir nicht gleich antworten. Du kannst es ja auch spontan nach dem Molly's entscheiden", meinte Mäx achselzuckend. Doch ich sah ihm an, dass das ihm einiges an Überwindung gekostet hatte, es überhaupt gefragt zu haben. Bestimmt hatte er diese Frage schon öfter mal einer Frau gestellt. Aber nicht mir. Und irgendwie schien das einen großen Unterschied zu machen.

"Ich will", hörte ich mich sagen. Ich sah das Glitzern zuerst in seinen Augen. Sie strahlten glücklicher, als es sein Mund jemals könnte.

In den paar Stunden bis zum Abend spielten Mäx und ich eines dieser Exit Spiele, weil sie Mäx so gefielen, und ich das erste Spiel damals ziemlich lustig gefunden hatte. Nachdem wir fertig waren, brachte mich Mäx zum Studentenwohnheim zurück, weil ich mich noch umziehen und herrichten musste. Vor meinem vollen Kleiderschrank stand ich schon gut fünf Minuten, bis ich ein schwarzes Langarmshirt aus dem Regal zog. Es besaß einen V-Ausschnitt, und glitzerte dezent.

In meine Tasche packte ich aber nicht nur Dinge, die ich zum Fortgehen brauchte, sondern verstaute dort auch meine Zahncreme, Abschminkzeugs und was ich sonst noch alles brauchte. Als ich dann auch noch ein Shirt zum Schlafen hineinstopfte, passte beinahe meine Geldbörse nicht mehr hinein. Aber zum Glück waren alle meine Handtaschen ziemlich groß und besaßen einen enormen Stauraum. In solche Handtaschen passte oft mehr, als man (oder Mann) glaubte.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt