Kapitel 33

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Elli

In der darauffolgenden Woche übernachtete ich häufiger bei Mäx. Okay, bis auf den gestrigen Mittwoch, war ich jede Nacht neben ihm eingeschlafen. Mit jedem weiteren Mal schien es normaler zu werden, und ich konnte mich viel besser entspannen.

Heute war mein vorletzter Praktikumstag, und die Zeit war viel zu schnell vergangen. Es hatte mir viel Freude bereitet, in so einem tollen Team arbeiten zu dürfen, und der Tierarzt hatte mir viel beigebracht, und mich immer wieder selbst ausprobieren lassen. Bis auf die drei Male, wo ein Tier eingeschläfert werden musste, war es ganz schön gewesen. Die ein oder andere Träne war mir dann aber doch entkommen, weil es mich manchmal echt mitnahm, wenn die Besitzer litten. Aber das gehörte zum Job. Schließlich wollten wir alle nur das Beste für das Tier.

"Elli." Der Tierarzt kam am Ende des Tages auf mich zu. Ich war gerade dabei mir die Winterjacke überzuziehen, denn draußen herrschte Eiseskälte. Von Schnee war zwar weit und breit keine Spur, doch der Wind pfiff ordentlich um die Häuser. "Hast du noch kurz ein paar Minuten?"

"Natürlich." Ich streifte meine Jacke noch einmal ab und folgte ihm in eines der drei angrenzenden Ordinationszimmer.

"Ich möchte nicht lange darum herum reden, also sage ich es geradeaus." Nickend und mit rasendem Herzen lauschte ich seinen Worten. Beinahe klang es, als wollte er mir gleich eine Standpauke halten. Dabei konnte ich mich nicht daran erinnern, etwas falsch gemacht zu haben. "Du lernst sehr schnell, interessierst dich für alles, und hast ein ausgesprochen gutes Gespür für die Patienten und deren Besitzer. Wenn du dir vorstellen kannst, geringfügig in meiner Praxis zu arbeiten, dann würde ich dich gerne einstellen. Du kannst natürlich darüber nachdenken, immerhin weiß ich, wie zeitaufwendig dieses Studium ist. Es gibt viel zu lernen, dann natürlich auch die verschiedenen Praktia." Er machte eine kurze Pause. "Aber überleg es dir einfach."

Kurz war ich sprachlos. Meine Augen strahlten, während ein unsagbar wunderbares Gefühl des Glücks durch meine Adern strömte. Er wollte mich in seiner Praxis haben!

"Danke. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich muss darüber nachdenken, aber an sich wäre ich schon unglaublich gern Teil des Teams." Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und rief wenige Minuten später Lisa an.

"Oh mein Gott!" Wieder einmal betonte meine Freundin jedes Wort. "Ich fass' es kaum. Du hast ihn umgehauen. Du könntest bei einem Tierarzt arbeiten, der dir auch noch alle Dinge lernt. Wie genial!" Lisa war, nachdem ich ihr von dem Gespräch mit meinen Chef erzählt hatte, ganz aus dem Häuschen. Sie beruhigte sich fast nicht mehr. Doch mir ging es nicht anders.

"Ich weiß nicht, wie ich das mit dem Studium und den anderen Praktia unter einen Hut bringen soll. Aber Lisa, ich will das so sehr!"

"Kann ich verstehen. Aber sieh es mal so, es wäre auf geringfügiger Basis, du könntest also auch nur jede zweite Woche dort arbeiten. Und du sammelst dadurch definitiv jede Menge Erfahrungen."

"Ich weiß." Meine Unterlippe wurde regelrecht von mir malträtiert, doch ich konnte nicht anders. Seitdem ich dieses Jobangebot bekommen hatte, stellte ich mir vor, wie es wäre dort zu arbeiten. Ich wollte es unbedingt.

Wir telefonierten noch eine Weile miteinander, denn auch Lisa schwärmte absolut über ihr Praktikum im Zoo. Sie hatte sich vieles anders vorgestellt, aber sie passte sich zum Glück ziemlich gut an. Es gab beinahe nichts, was sie aus der Fassung bringen konnte. Nicht einmal die Geburt eines Giraffenbabys, dem sie helfen mussten, weil es stecken geblieben war. Mama und Baby ging es mittlerweile ausgezeichnet, doch wäre nicht schnell gehandelt worden, hätte es auch sein können, dass es keiner von den beiden überlebt hätte. Doch heute schien ein guter Tag zu sein.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt