Elli
Nachdem Lisa mich am Arm berührt hatte, war ich aus meiner Erstarrung erwacht. Ich hatte ihr in leisem Tonfall gesagt, dass ich kurz alleine sein wollte und war in das Badezimmer gestürmt. Ich hoffte sehr, dass es nicht zu sehr wie eine Flucht ausgesehen hatte.
Ich wollte nicht, dass die anderen von meiner Narbe auf dem Handgelenk erfuhren. Doch so seltsam wie ich mich nun benommen hatte, konnten sie sich vermutlich denken, dass etwas Faul war.
Schluchzend ließ ich mich auf dem Klodeckel nieder und versuchte meine Atmung zu normalisieren. Alles halb so wild! Durch meinen Pullover erkannte man die Narbe fast nicht. Mechanisch zog ich den Ärmel weiter runter, doch sobald ich mich bewegte, rutschte er wieder ein Stück nach oben. Es was aussichtslos. Wenn ich länger auf dieser Feier blieb, dann würde meine Narbe nicht unentdeckt bleiben. Doch gehen wollte ich eigentlich nicht.
Plötzlich klopfte es an der verschlossenen Tür, wodurch ich zusammenzuckte.
"Elli, kannst du mich reinlassen?" Das war eindeutig die Stimme von Mäx. Es war sein Badezimmer, seine Party. Ich sollte ihm wirklich die Tür öffnen, doch ich traute mich nicht. Zwar stand ich vom Klodeckel auf, blieb aber reglos im Raum stehen.
Mäx klopfte ein weiteres Mal sacht an die Tür. Danach hörte ich, wie er beim Schlüsselloch hantierte, und wenig später die Tür aufschwang.
"Du stehst ja im Dunkeln." Mäx betätigte den Lichtschalter und erhellte das Badezimmer. Ich musste wegen des plötzlichen Lichts blinzeln.
Mäx schloss die Tür hinter sich und kam auf mich zu. Meine Finger schlossen sich fester um mein vernarbtes Handgelenk, doch ich blieb wie angewurzelt stehen.
"Ich habe etwas für dich." Zuerst wusste ich nicht, was Mäx hinter seinem Rücken hervorholte, doch dann konnte ich ein violettes Armband erkennen. Es glich meinem kaputten Armband, nur die Farbe und Musterung waren etwas anders. "Eigentlich wollte ich es dir zu Weihnachten schenken. Vielleicht aber auch nie. Keine Ahnung. Jedenfalls gehört es dir, wenn du es möchtest."
Zuerst war ich sprachlos, und starrte das Armband nur an. Doch dann riss ich meinen Blick davon los und schaute Mäx ins Gesicht. "Es ist wunderschön, danke", hauchte ich überwältigt von diesem Geschenk. Meine Oma war die einzige Person gewesen, die mich die letzten Jahre beschenkt hatte.
Ohne, dass ich schnell genug reagieren konnte, nahm Mäx meine linke Hand, und drehte sie so, dass die Handfläche nach oben schaute. Mit rasendem Herzen beobachtete ich Mäx dabei, wie er mir das neue Armband hinaufschob und die Narbe bedeckte, und sah mir danach in die Augen.
"Letztens, an jenem Abend, da hast du sie schon gesehen. Oder?" Meine Stimme war kaum ein Flüstern.
Langsam nickte Mäx. "Ja."
"Wieso hast du es nicht angesprochen?"
"Weil ich befürchtet habe, dass du dann nichts mehr mit mir reden wirst."
"Hab ich doch so auch nicht." Ich lachte unsicher auf. Vermutlich gewann ich irgendwann den ersten Preis dafür, dass ich wusste, wie man sich gute Freunde am besten auf Abstand hielt.
"Stimmt. Aber ich habe immer noch die Hoffnung, dass du mir irgendwann deine Geschichte erzählst." Er hob die Schultern. "Von dir aus. Ohne Zwang."
"Meine Geschichte?" Ich biss mir auf die Unterlippe. Mäx folgte dieser Bewegung mit seinen Augen und blieb an meinem Mund hängen.
"Ja, deine Lebensgeschichte." Er flüsterte. Ich sah wie er schwer schluckte, doch dann bedächtig seinen Blick wieder in meine braunen Augen richtete. "Willst du wieder zu den anderen raus?"
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Visible Miracle | ✔
RomanceIhr Kuss war zuerst zögerlich, doch dann presste sie ihren schlanken Körper gegen meinen. Diese Frau machte mich jetzt schon wahnsinnig, dabei hatte ich ihren Namen schon wieder vergessen. Im Moment ließ sie mich sowieso alles vergessen. Meine Hände...