Kapitel 9

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Elli

Mäx kam zu mir in die Küche und ging in die Hocke. Er streckte seine Hand nach Angel, meiner getigerten fünfjährigen Katze, aus. Devil beäugte ihn misstrauisch von der anderen Seite der Küche aus. Erst als Angel sich von Mäx streicheln ließ, setzte mein zwölfjähriger schwarze Kater sich hin und leckte an seinem Hinterfuß.

"Hast du irgendwelche Leckerchen? Damit ich mich mit ihnen anfreunden kann?" Max schaute mich an und setzte sich dann ganz auf den Küchenboden, der mit einem nachgemachten Orientteppich ausgelegt war.

"Ja, ich hole welche." Devil folgte mir, als ich die Küche verließ, um ins Wohnzimmer zu gehen. Unter dem kleinen Fernseher war eine Schublade in der Kommode, wo sich einiges an Spielzeug für die Katzen befand, und selbstverständlich auch die Leckerchen. Als Angel das Rascheln der Verpackung hörte, schoss auch sie sofort um die Ecke. Lachend ging ich zu Mäx zurück, der noch immer auf dem Teppich saß.

"Ich sehe schon, deine Katze lässt sich mit Futter leichter bestechen, als mit Streicheleinheiten."

"Sie sind so verfressen." Grinsend reichte ich Max die Leckerlis.

Angel war auf der Stelle neben Max und schmiegte sich an ihn. "Sie weiß es einen Mann zu verführen", lachte Mäx als er ihren Schweif im Gesicht hatte. Auch ich lachte mit und setzte mich ebenfalls auf den Teppich.

"Wenn es ums Fressen geht, dann ist sie wirklich lieb. Aber glaub nicht, dass sie immer so ist. Sie hat es faustdick hinter den Ohren."

"Und dann hast du ihr den Namen Angel gegeben?"

Ich schmunzelte. "Meine Oma meinte, der Name würde doch perfekt zu ihrem Aussehen passen. Und nachdem wir schon einen Devil Zuhause hatten, musste eben auch eine Angel her. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass die Namen umgekehrt wohl besser gepasst hätten. Zumindest charakterlich gesehen."

Wir unterhielten uns noch ein bisschen über meine Katzen. Irgendwann mitten im Gespräch gähnte ich, und ich wusste es war langsam an der Zeit ins Bett zu gehen. Ich zeigte Mäx wo das Badezimmer im Erdgeschoss war, denn er würde hier unten im Wohnzimmer übernachten. Die Couch war zum Glück ziemlich gemütlich, auch ich war dort schon einige Male eingeschlafen.

Nachdem ich Max eine gute Nacht gewünscht hatte, ging ich die knarrende Holztreppe hinauf in den ersten Stock. Zuerst öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer, wo ich mir meine Schlafsachen holte. Dann ging ich ins Badezimmer, wo ich mich warm duschte. Erst als ich in meinem eigenen Bett lag, entspannte ich mich etwas. Der Tag war absolut ereignisreich gewesen und die letzten Stunden mit Max hatte ich mir wenige Sorgen um meine Oma gemacht. Einfach weil er mich abgelenkt hatte. Aber nun hier im Bett dachte ich an meine Oma. Ich war noch nie ohne sie in diesem Haus gewesen. Dieser Gedanke trieb Tränen in meine Augen. Ich dachte noch lange an sie und wie es ihr wohl momentan ging, bis ich endlich einschlief.

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"Sie hassen es!" Ich versuchte nun schon seit einer halben Stunde meinen Kater Devil dazu zu bringen, in die Katzentransportbox zu steigen. Angel ließ sich leichter überreden, das wusste ich. Aber bei Devil musste ich immer schlau vorgehen, und ich hatte es dieses Mal total verhauen.

Seufzend ließ ich mich auf den kalten Fliesenboden im Flur fallen. Ich warf verärgert die Arme in die Luft, während Mäx mir belustigt zusah.

"Willst du deine Oma besuchen? Danach können wir es ja noch einmal versuchen und dann klappt es bestimmt."

Nachdenklich schaute ich zu Max hoch. Ich hätte nie gedacht, dass er mich fragen würde, ob ich meine Oma sehen wollte. "Hast du denn Zeit dafür?"

"Ich habe den ganzen Tag Zeit. Muss nur spätestens morgen Abend zurück sein, da sollte ich in der Arbeit erscheinen." Er lächelte mich an, und zwinkerte dabei.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt