Kapitel 13

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Elli

Mäx und ich hatten eine Menge Spaß beim Kochen und Backen. Es fühlte sich so an, als wäre nie etwas zwischen uns gestanden. Doch wenn ich dann wieder eine kurze Pause zum Nachdenken bekam, dann schlich sich immer diese Frau mit dem kurzen glitzernden Kleid in meine Gedanken. Ich konnte einfach nicht anders.

"Willst du noch einen Film anschauen?" Max hatte kurz nach den Keksen geschaut, doch nun blickte er fragend in meine Richtung.

"Ich muss eigentlich noch lernen."

"Sehr fleißig." Er drehte sich wieder zum Backofen um, und warf einen erneuten Blick hinein.

"Mit wie vielen Frauen hast du denn schon auf dem Sofa geschlafen?", kam es mir plötzlich in den Sinn. Erst als ich in Mäx verdutztes Gesicht sah, merkte ich, dass ich ihm diese Frage tatsächlich gestellt hatte. Sofort schlich sich eine Röte meine Wangen hinauf. "Also ich meinte nur ... vergiss es", versuchte ich mich aus der Situation hinauszuwinden.

"Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ein paar waren es schon."

"Urgh. Okay, keine Details. Mit diesem Wissen setze ich mich vermutlich nie mehr darauf." Nun hatte ich es wahnsinnig eilig nach den Vanillekipferl zu schauen. "Die brauchen noch ein paar Minuten."

"Mhm."

"Ich bereite schon einmal die nächste Fuhr vor", meinte ich, und fing an neue Kipferl zu rollen.

"Du hättest auch mit mir geschlafen. Auf dem Bett, oder dem Sofa."

"Okay ja, nein. Lass uns nicht mehr darüber sprechen." Ein Vanillekipferl nach dem anderen ...

"Du wirst aber auch keine Spur von Sex auf der Couch finden. Ich verwende immer Kondome."

"Darum geht es nicht." Ich schaute auf und schenkte ihm ein schnelles Lächeln, das gestellter nicht hätte sein können.

"Worum dann?"

Meine Gefühle! Meine Gedanken, die an alle Frauen dachten, die sich hier schon einmal mit dir vergnügt hatten! Mein Herz, dass sich schmerzhaft dabei zusammenzog!

Dabei verstand ich das alles selbst kaum. Richtig verliebt war ich noch nie gewesen, und dann schien es mich bei einem Playboy eiskalt zu erwischen? Echt jetzt?

"Egal." Ich schaute auf die Uhr. "Ich sollte langsam los. Wie du die Kekse fertig machst und aus dem Ofen schiebst, bekommst du bestimmt hin."

"Elli." Seine Stimme war sanft. Doch ich war schon bei meinen Schuhen angekommen und zog sie mir an. Mäx seufzte, als er sich neben mich stellte. "Du musst nicht gehen."

"Lernen. Du weißt schon." Ich nahm meine Jacke.

"Ich habe mit dieser Frau nicht geschlafen. Als Leni mir sagte, dass du da warst, war ich sowieso ganz durch den Wind. Ich habe mich schrecklich benommen, das tut mir leid. Es lag vermutlich an dem vielen Alkohol. Ich weiß, das ist keine Ausrede, aber ... es stimmt." Wir schauten uns in die Augen und schwiegen uns eine Zeit lang an.

Seine blauen Augen waren ein Traum. Ich hatte sie noch nie so genau betrachtet, doch um die Pupillen herum sah man sogar ein paar graue Sprenkel. Ich kannte niemanden mit solchen Augen. Es war faszinierend. Wenn mich meine Gefühle nicht zu übermannen drohten, dann konnte ich in seinen Augen tatsächlich ertrinken. Nie hatte ich an diese Redewendung geglaubt, doch ich versuchte wirklich stark zu sein, und an der Wasseroberfläche zu bleiben. Ich merkte, wie meine Augen verdächtig feucht wurden, weswegen ich unseren Moment zerstörte und mich umdrehte.

"Bis bald! Und bitte schau auf die Vanillekipferl, damit sie nicht verbrennen."

Draußen war es sehr kalt. Erste kleine Schneeflocken flogen vom Himmel. Normalerweise freute ich mich immer über den ersten Schnee, doch dieses Mal ignorierte ich ihn. Tränen stiegen mir in die Augen, dabei wusste ich nicht einmal genau wieso. Vielleicht, weil ich mich zum ersten Mal wirklich verliebte. Und ich genau wusste, dass diese Verliebtheit niemals erwidert werden würde? Sollte ich mich von ihm fernhalten? Um meine Gefühle zu verschonen? Verärgert über mich selbst, wischte ich grob die erste Träne weg, die sich einen Weg über meine Wange gebahnt hatte.

Visible Miracle | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt