6.) Das Foto im Yenko (Juice)
Kaum war ich am nächsten Morgen in die Werkstatt gekommen, hatte ich mir die Schlüssel von Nadias Yenko geschnappt. Ich hatte ihr versprochen das Auto zuerst zu reparieren. Das lag nicht daran, dass ich sie richtig hübsch und heiß fand... Okay lag es doch, sie war auch cool und irgendwie witzig.
Ich erinnerte mich nur zu gern an gestern zurück, als ich aus dem Wagen gestiegen bin und ihr erleichtertes hübsches Gesicht gesehen hatte. Ihre braungrünen Augen mit diesen goldenen Stich hatten irgendwas an sich, was ich nicht vergessen konnte. Dann war da noch ihr Lächeln und ihre ansteckende Lache.
Dann auch noch wie sie roch, nach diesen guten vermutlich teuren Parfüm.
Und seit dem wir beide gestern auf der Bank gesessen hatten, hatte ich keine Kippe geraucht. Noch nicht mal daran gedacht, weil ich ehrlich gesagt nur an Nadia gedacht habe. Wie sie ihren Name gesagt hatte. Na-dia, hatte sie es ausgesprochen. Also nicht Nadia.
Kurz gesagt Nadia war nicht von schlechten Eltern. Ich musste mich Gestern die ganze Zeit zusammenreißen, ihr in die Augen zu schauen. Sie trug ein Top und diese Oberteile haben eben Ausschnitt und Nadia hatte eben eine echt füllige Oberweite. Dann waren da noch ihre rosafarbenen vollen Lippen, die einfach zum Anbeißen waren. Ich erwischte mich dabei, wie ich einfach nur auf den Motor des Wagen starrte und mir auf die Unterlippe biss, als ich daran dachte, Nadias Lippen zu küssen.
Mein Unterleib zog sich zusammen und ich musste mich wirklich zusammenreißen, dass meine Hand nicht gleich in meiner Hose landete.
"Hatte Clay nicht gesagt, dass du erst den roten Volvo machen sollst?" Fragte Gemma und riss mich aus meinen Tagtraum. Ich knallte mit den Hinterkopf gegen die geöffnete Motorhaube und fluchte auf.
"Hä, was?" Fragte ich und rieb mir meine Birne, als ich zu Gemma blickte, die mich allwissend anblickte. Das sie auch immer sofort alles wissen konnte. Sie war wie eine Gedankenleserin und gleichzeitig ein Mutterersatz.
"Nadia, huh?" Fragte sie.
"Wie kommst du darauf?" Stellte ich die Gegenfrage und stellte mich extra dumm.
"Erzähl mir nichts. Du hast dir gerade auf die Unterlippe gebissen und den Motor angestarrt. Entweder entwickelst du gerade eine sexuelle Bindung zu Automotoren oder du denkst an Nadia." Stellte Gemma klar. Und ich konnte es mir nicht verkneifen, leicht rot im Gesicht anzulaufen.
"Nadia." Gab ich murmelnd zu.
"Wusste ich es doch." Gab Gemma zufrieden zurück und schmunzelte. Dann blickte sie wieder ernst. "Willst du nur eine kleine Nummer mit ihr schieben, oder denkst du das sie dein Typ von Frau ist."
"Sie ist genau der Typ Frau für mich, Gemma." Gab ich zu und konnte mir kein Lächeln verkneifen.
"Keine kleine Nummer?" Hakte sie nach.
"Keine kleine Nummer." Wiederholte ich.
"Okay." Nickte Gemma zufrieden. "Was, Juice?"
"Wenn ich sie nach einem Date oder so fragen würde, würde sie sicherlich Nein sagen." Murmelte ich.
"Was macht dich da so sicher?" Fragte Gemma.
"Alle Mädchen die mir gefallen, waren immer so nett zu mir, weil sie es wussten, da man es mir ja immer so gut aus dem Gesicht lesen kann. Ich glaube ich riskiere es gar nicht erst, Nadia zu fragen..."
Gemma seufzte. "Mit dieser Einstellung, wird es auch nicht klappen. Ich hab euch beobachtet. Sie scheint dich zu mögen und das nicht nur aus Mitleid, wie du denkst." Sagte sie und ließ mich damit alleine. Verwirrt blickte ich auf den Motor. Aus manchen Unterhaltungen mit Gemma wurde ich nie wirklich schlau. Ich blieb immer ratlos zurück.
Ich fand ziemlich schnell den Fehler. Der Kühlerschlauch der schon ziemlich veraltet war, war gerissen und hat den ganzen Wagen plattgemacht. Ich tauschte den Schlauch schnell aus und setzte mich dann auf den Fahrersitz um den Motor zu starten. Doch der wollte wieder nicht anspringen.
"Ach, komm schon." Grummelte ich und ließ immer wieder den Motor aufheulen. Doch nichts. Entnervt ließ ich meine Hände vom Lenker sinken und fasste ausversehen zwischen Sitz und dem Kasten wo Handbremse und Schaltung angebracht waren. Huch, was war das denn?
Ich zog ein rechteckiges Stück Papier hervor.
Auf der weißen Seite stand:Dad & ich am meinem 13
Schmunzelnd drehte ich das das Foto -das kann ich ja nur vermuten- in meinen Fingern um. Ich blickte direkt zu einem kleinen braunhaarigen Mädchen mit einem hohen Zopf und Pony, in einem pinken Sommerkleid mit weißen Blumen, das glücklich grinsend ihren Dad, der sie auf den Arm hielt- bewunderte. Als ich auf den Vater guckte, riss ich die Augen auf. Chibs!? Das war Chibs!? Das Gesicht war eins zu eins. Die Narbe auf seinem Gesicht, namens Glasgow Smile. Ich schluckte. Chibs hatte gar nicht erwähnt das er eine Tochter hatte. Nur eine Frau und einen Tochter in Alter von 15 Jahren. Und ich habe keinen von den beiden jemals gesehen. Aber es handelte sich hundertprozentig um Nadia auf dem Bild. Das Gesicht. Das Lächeln. Also war Nadia wegen Chibs hier. Als ich mich genauer an Nadia erinnerte, fiel mir die Ähnlichkeit zu Filip auf. Die Nase, das Gesicht.
Wusste sie das er bei den Sons ist? Hatte sie ihr Auto sogar manipuliert, damit sie einen Grund hatte hier auf dem Hof zu sein und nach Chibs zu schauen? Oder war das alles nur ein blöder Zufall?
Ich musste mit Chibs reden und das sofort. Ich steckte das Foto in die Brusttasche meines grauen Arbeitshemds, stieg aus dem Auto und steuerte direkt das Clubhaus an, wo Chibs sich aufhalten muss.
Seine Harley stand wie immer neben meiner. Gesehen hatte ich ihn heute Morgen auch nicht. Aber vermutlich habe ich das wieder nicht mitbekommen, weil ich die ganze Zeit an Nadia denken musste. Heute Nacht war das besonders schlimm. Ich kriegte einfach Ihre Wärme und ihren Duft nicht mehr aus meinem Schädel. Was mich total verrückt machte und teilweise auch echt sexuell geil. Darauf musste ich nicht weiter herumhacken.
Außer das ich gestern in meinem Zimmer erwischt wurde, als ich 'dabei' war. Und das auch noch von Half-Sack. Ich hatte ihn angeschrien, dass er sich verpissen soll. Und seitdem geht er mir aus dem Weg. Und ich ihm. Weil das dann doch ziemlich peinlich war.
Was hatte mir diese Frau angetan? Kriegte ich sie jemals aus den Kopf? Ich musste es. Sie war Chibs Tochter. Ich darf ihr nicht näher kommen. Eine der Regeln der Sons heißt, dass man mit der Tochter eines Bruders nichts anfangen darf. Also musste ich die Gefühle unterdrücken und Nadia so gut es geht einfach ignorieren.
Aber vielleicht ist das auch nur ein Missverständnis und Nadia ist doch nicht Chibs Tochter.
"Chibs?" Rief ich.
"Juice!" Rief er lachend zurück als er mich sah. Vermutlich weil ich wie von der Tarantel gestochen in das Clubhaus lief. Chibs hatte sich mit Tig an den Billiardtisch gestellt und spielte eine Runde. Chibs stützte sich mit den gefalteten Händen auf den Stock ab und blickte zu mir. Auch Tig wandte sich zu mir. "Musst du nicht arbeiten?" Fragte Tig leicht genervt.
Ich würdigte ihn keines Blickes und ignorierte ihn.
"Ich habe hier was gefunden, was dich interessieren wird."
Chibs schaute verblüfft. "Was meinst du?"
"Können wir das unter vier Augen besprechen?" Sagte ich und blickte zu Tig.
"Dann gehen wir in die Kapelle." Sagte Chibs und machte eine Kopfbewegung in Richtung der Holztür, wo der Tisch stand, an dem wir Sons alles wichtige miteinander besprachen.
"Klar habt Geheimnisse vor mir." Grummelte Tig gekränkt als ich Chibs in die Kapelle folgte. Er setzte sich auf einen der Lederdrehstühle und drehte sich zu mir, als ich die Tür zu machte. Mit einem Ellbogen stützte er sich auf den massiven Eichenholztisch ab, wo das Sons of Anarchy Wappen eingeschnitzt wurde und wartete auf mich, das ich anfing zu reden.
"Schieß los, Juicy-Boy." Meinte er ungeduldig.
"Gestern ist ein Autoschaden hier reingekommen. Junges wirklich hübsches Mädchen..."
"Wenn du die Kundin vögeln willst, dann vögel sie, Junge. Da brauchst du mich doch nicht um Erlaubnis fragen." Lachte er belustigt und schlug mir in den Magen. Er wollte aufstehen doch ich drückte ihn auf den Stuhl zurück. Komisch blickte er zu mir auf.
"Nein, das hat nichts damit zu tun." Stellte ich klar und verdrehte leicht die Augen. "Ich hab in ihrem Auto was gefunden. Ist ein mattschwarzer Camaro Yenko und das Bild war zwischen Sitz und Handbremse."
Ich zog das Foto aus der Brusttasche hervor, was ich Chibs hinhielt. Komisch blickte er mich an und schnappte sich zögerlich das Foto.
Das Gesicht was er aufzog, als er auf das Foto schaute, sagte schon alles. Er verlor sämtliche Gesichtszüge und schluckte schwer.
"Wo sagtest du, hast du das her?" Flüsterte er und blickte nicht mal auf.
"Einen Yenko."
Chibs nickte und starrte immer noch auf das Bild.
"Sie ist deine Tochter, oder?" Fragte ich.
"Ja, das war das letzte Mal das ich sie überhaupt gesehen habe. Seitdem kam nichts von ihr. Und als ich sie immer zum Geburtstag gratulieren wollte, ging niemand dran. Und einfach so aus Charming verschwinden konnte ich auch nicht. Das hätte meine Frau mitbekommen. Der Club."
"Nadia ist ein Resultat aus einer Affäre?" Fragte ich schockiert.
"Resultat!" Schnaubte er. "Sie ist trotz allem meine Tochter. Ich hatte die 20, 21 Jahre darüber kein Wort verloren, dass es sie gibt. Aber ich hab immer an sie gedacht. Und ich liebe sie. Nora, war damals mit ihrer besten Freundin von Oaktown hier rüber gekommen."
"Nora?"
"Nadias Mom." Sagte Chibs und blickte immer noch auf das Foto.
"Also, ich weiß im welchen Motel sie untergestiegen ist..." Fing ich vorsichtig an. "Ich meine, jetzt da deine Frau und deine andere Tochter in Frisco leben. Kannst du deine älteste endlich kennen lernen."
Chibs blickte auf. "Wieso weißt du in welchen Motel sie ist?" War das einzige was er mich fragte.
"Ich hab ihr gestern ein Taxi bestellt und da hab ich das mitbekommen. Nadia ist wirklich eine ganz nette Person."
"Welches Hotel?" Fragte Chibs und steckte das Foto in seine Kuttentasche.
"Mansons." Antwortete ich.
Chibs sprang auf. "Bring ihr Auto in Ordnung. Guck nach der Zündkerze, die spinnt schon immer, wenn das Auto nicht anspringen sollte."
"Ja, das Ding geht nicht mehr an. Dachte es würde nur an dem Kühlerschlauch liegen."
"Ach, der Kühlerschlauch. Tig hat daran rumgeschraubt und seit dem geht nichts mehr."
"Soll ich den anderen..."
"Sag ihnen ich hab was wichtiges zu erledigen. Familie. Danke."
"Kein Ding. Grüß Nadia von mir."
Chibs drehte sich an der Tür wieder zu mir um. "Ihr habt gestern schon Bekanntschaft gemacht?"
"Half-Sack und ich haben Sie abgeschleppt. Also das Auto..."
"Ja, das ihr das Auto meint ist mir klar." Nickte Chibs, öffnete die Tür und war aus der Kapelle verschwunden. Ich atmete noch mal tief durch und ging wieder zurück zur Werkstatt, wo Clay bereits am Poltern war. Chibs verließ gerade auf seiner Harley den Hof.
"Juice!" Schrie er sauer. Ich schluckte als ich zu ihm ging. Er stand am roten Volvo und schaute mich biestig an. "Hab ich dir nicht gesagt, dass du das Auto zu erst reparieren sollst?"
"Ja, sorry. Aber der Yenko..." Sagte ich und zeigte auf das Ding.
"Zur Hölle, das Ding kennen wir doch oder nicht!" Hörte ich Tig schockiert rufen.
"Ja..." Meinte Clay und schubste mich bei Seite. Auch Gemma trat zu uns. Vermutlich hatte sie Clays kleinen Anfall mitbekommen.
"Nora Kramers, Yenko." Sagte Tig schmunzelnd.
"Der gehört jetzt Noras Tochter Nadia." Meinte Gemma.
"No-Nora hat eine Tochter?" Stammelte Tig.
Gemma nickte.
"Wie alt ist sie und was macht sie hier in Charming?" Wollte Clay wissen.
"Es gibt für alles eine Erklärung." Sagte Gem geheimnisvoll. "Ich habe Nadias Ausweis gesehen. November 1987. Sie ist 20. Wird im November volljährig... und Nora und Chibs haben immer ein zu gutes Verhältnis gehabt."
"Ich Checks nicht." Meinte Tig verwirrt.
"Gemma will damit sagen, dass Nadia die Tochter von Nora und Fil ist." Grummelte Clay. "Deshalb ist Nora abgehauen. Sie wusste das sie schwanger war."
"Und nur 20 Jahre später steht das Affären-Resultat vor Charmings Pforten." Sagte Tig. Dann drehte er sich zu mir. "Was auch immer das war, was du mit Chibs besprochen hast... Es ging darüber oder?"
"Ich hab ein Foto im Yenko gefunden. Chibs war drauf und Nadia an ihrem 13ten. Er fährt zu ihr ins Hotel."
"Er hat sie lange nicht gesehen." Meinte Clay.
"Nora verhindert mit aller Kraft den Kontakt zwischen den beiden, um die Kleine vor dem MC zu schützen. Anders macht das keinen Sinn..."
"Und falls Nadia eine Bindung zu Chibs aufgebaut hätte, das sie seinen möglichen tot nicht verkraften könnte." Sagte Tig.
"So war Nora schon immer. Alle gingen vor ihr. Sie kümmerte sich immer zu letzt um sich. Sie will Nadia einfach nur von den Bösen Zeug schützen, was hier passiert. Sie soll halt nicht dieselben Fehler wie ihre Mutter begehen. Eine Affäre mit einem Son anfangen und zwischen Hass, Gewalt und wilden Partys herumschwirren."
"Ja. Hoffen wir für Chibs- das ihm seine Tochter nicht die Tür vor der Nase zu schlägt, was auch immer Nora ihr erzählt hat." Grummelte Tig.
"Ja, aber Nora ist auch eine sehr hinterhältige Bitch." Grummelte Clay.
"Nadia ist hier um ihren Vater wiederzusehen. Sie gibt ihn eine Chance." Meinte Gemma und blickte ihren Ehemann eindringlich an, der nicht gerade begeistert aussah.
Dann drehte sie sich um und verschwand wieder im Büro.
"Mach den Yenko fertig und liefer ihn bei Chibs Tochter ab. Sag ihr das geht aufs Haus." Sagte Clay zu mir wo ich ihn verblüfft an schaute. Hier gab es noch nie was aufs Haus. Für keinen. Außer uns Jungs.
Clay und Tig verschwanden beide in Richtung Clubhaus und ich wandte mich wieder dem Yenko zu. Leise seufzte ich und hoffte nur, das das erste Treffen seit Jahren gut zwischen den beiden laufen wird.
Und Tatsache. Die Zündkerze war im Arsch. Chibs hatte Recht, was das betrifft. Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf und machte mich an die Arbeit die Zündkerze auszutauschen.
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[1] Lean On Me [SOA] ✔️.
FanfictionLean On Me hält sich an die erste Staffel von Sons of Anarchy und dreht sich um Nadia Kramer, die sich eines Tages auf den Weg nach Charming eine kleine Stadt in Nord Kalifornien begibt, um ihren richtigen Vater kennenzulernen. Als sie in Charming a...