51.) Im Arsch (Juice)

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51.) Im Arsch (Juice)

"Ihr habt'n Krankenwagen geklaut?" Fragte Tig fassungslos, als ich die Tore der Werkstatt herunter gezogen hatte.
"Ich hab damit nichts zu tun!" Rechtfertigte ich mich und zeigte auf Sack.
"Ja." Meinte Sack. "Die Dinger sind locker 100 Riesen Wert."
"Stimmt. Deshalb sind die Käufer meist Behörden." Sagte Clay.
"Okay." Nickte Sack. Während ich ihn nur mitleidig und belustigt angrinste.
"Soll ich der Regierung ein geklautes Auto verkaufen?" Fragte Clay.
Wir anderen mussten lachen.
"Nein, aber du kannst es doch einem kleinen Krankenhaus verkaufen." Schlug Sack vor.
Ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht los zu lachen.
"Wem denn? Onkel Freddys Tagespflege?"
"Warum klaust du nicht 'nen Feuerwehrauto? Dann machen wir eine wache auf?" Fragte Tig. "So richtig mit Uniform und hüten."
"Okay. Ich habe kapiert. Ich wollte nur Initiative ergreifen."
Lachend klopfte ich Sack mitleidig auf die Schulter.
"Chibs, soll uns das Ding vom Hals schaffen, sobald es dunkel ist." Lachte Clay.
Und dann kam die größte Überraschung des Tages.
Jax betrat die Werkstatt und hielt nach einer langen Erklärung ein Bündel bares hoch. 20 Riesen. Wir waren wieder flüssig.
    Während Clay und Tig sich auf den Weg zu den Iren machten, kam zwischenzeitlich Chibs wieder, gerade dann als ich mich auf meiner Harley schwingen wollte.
"Der Krankenwagen in der Werkstatt soll von dir entsorgt werden. Clays Anweisung." Sagte ich zu ihm.
Er blickte zu mir. "Krankenwagen?"
"Sack hat den geklaut. Lange Geschichte."
Chibs schüttelte seinen Kopf. "Du und Sack kommt mit. Ich mach euer Mist nicht alleine."
"Ich hab damit nichts zu tun." Grummelte ich und stieg von Bike ab- folgte Chibs in die Werkstatt.
   "Was gibt es Neues von deiner Tochter?" Fragte Sack, als Chibs mit offenen Mund den Krankenwagen anblickte.
"Was ist das?" Stellte Chibs die Gegenfrage.
"Ein Krankenwagen." Antwortete Sack verwirrt.
"Wie kommt ein Idiot wie du überhaupt zu den Sons?" Sagte Chibs kopfschüttelnd und stieg in den Wagen. Sack pflanzte sich hinten herein und als ich zur Beifahrerseite gehen wollte, lief ich fast in Nadia rein, die genauso wie ihr Vater 30 Sekunden vorher den Krankenwagen anblickte.
"Seit wann habt ihr einen... Uhm... Krankenwagen?"
"Frag Sack. Fährst du uns mit dem Yenko hinter her, damit wir wieder zur Werkstatt zurück kommen?"
Nadia nickte.
"Was machst du denn hier?" Fragte Chibs und lehnte sich locker aus dem geöffneten Fenster.
"Hast dein Handy vergessen." Sagte Nadia und hob es hoch.
Und da klingelt es auch schon.
Nadia ging ran. "Telfords persönliche Assistentin." Meldete sich Nadia zu Wort. Chibs Schnitt eine belustigte Grimasse, ich grinste und Sack lachte.
"Klar, Tig. Wir sind gleich da. Ja und. Du hättest auch ins Krankenhaus fahren können. Musst du das jetzt diskutieren. Dann hat dir eben ein Dobermann... Das ist auch schon... Sei doch froh das es wieder heilt. Ich bin mir nicht sicher, ob es schneller geheilt wäre, wenn ich drüber geschaut hätte... Bis gleich. Ciao."
Entnervt legte Nadia auf und gab ihrem Vater das Handy.
"Was wollte Tig?" Fragte Chibs. "Und jetzt fang nicht wegen der Dobermannsache an."
"Die Mayans sind aufgetaucht. Haben um sich geschossen. Clay und Tig geht es gut. Wir sollen zu den Iren hin."
"Du?" Fragte Chibs.
"Jemand wurde angeschossen und braucht Hilfe."
"Ich war fünf Jahre lang Sanitäter. Ich kenne mich besser mit Schusswunden aus. Du... Bleibst hier."
Nadia schnaubte nur, ging zum Ende des Wagens und stieg ein. Chibs bekam das nicht mit und startete den Motor. Ich knallte die hinteren Türen zu, während Sack zu Nadia blickte, die neben ihm saß.
"Du riechst gut." Bemerkte er.
"Danke." Antwortete Nadia.
Ich blickte Sack warnend an, der sofort an die Decke starrte und setzte mich auf den Beifahrersitz.
    Natürlich war Chibs am poltern das seine Tochter doch mitgekommen war, aber er beruhigte sich auch schnell wieder und beförderte Nadia zu seiner Assistentin.
Auch Jax und Op waren gekommen. Aber Jax Erleichterung wegen seinem Sohn schlug sich sofort in Sorgen um, als er voran die irische Bar betrat.
"Alles okay?" Fragte Jax Clay der an der Bar saß und bedrückt aussah.
"Ja." Nickte dieser.
Hier war das reinste Chaos. Zwei Tote Mayans auf den Boden, Scherben, Kugeln und Holzsplitter bishin das Auge reicht.
Auf dem Boden kauerte ein Typ im Holzfällerhemd und war am wimmern. Ein dicker mir unbekannter Typ kniete neben ihm, während das Bein des verletzten auf einem Hocker lagerte. Tig drückte die Wunde am Hintern ungefähr mit einer Mullbinde zu.
"Ich erreiche Gemma nicht." Sagte Clay.
"Sie ist im Krankenhaus bei Abel." Sagte Jax.
Nadia und Chibs knieten sich neben den verletzen Mann.
"Wo ist McKeavey?" Fragte Chibs und blickte zu Clay.
"Tot. Der Hafenchef hat ihn totprügeln lassen." Murrte Clay.
"Wir erledigen die Mexikaner." Sagte der Unbekannte Typ mit irischem Akzent und stellte sich gerade hin.
"Wir übernehmen Cameron." Nickte Clay. "Wir müssen ihn irgendwie ins Clubhaus bringen."
Chibs, Tig und ich zogen den Kerl auf die Beine.
"Ich denke das ist kein Problem." Bemerkte Nadia und ging mit Sack voran nach draußen.
Die beiden rissen die Türen des Krankenwagen auf.
"Onkel Freddys Tagespflege!" Sagte Sack.
Nadia sprang rein und half Chibs und mir den angeschossenen Kerl auf der Liege zu bugsieren. Dieser schrie auf als er auf dem Rücken lag.
Sack knallte die Türen zu und schmiss sich auf den Fahrersitz, während Chibs sich die Wunde anblickte.
"Die Kugeln sitzen tief." Bemerkte er und der Wagen fuhr los.
"Weißt du was du tust, Schotte?" Frage der Verletzte und brach in Tränen aus.
"Ja. Ich war fünf Monate Sanitäter bei den britischen Streitkräften."
Fünf Monate? Ich dachte es wären fünf Jahre.
"Fünf?" Wimmerte der Typ panisch, während Chibs Verbände und Mullbinden Aufriss.
"Dann kam das Kriegsgericht." Grinste Chibs.
    "Die Kugel da drinnen verhindert wahrscheinlich, dass er verblutet." Sagte Chibs zu Clay der am Krankenwagen stand und zu uns blickte. "Wenn wir ihn retten wollen, brauchen wir OP-Besteck."
"Und was?" Fragte Tig.
"Skalpell, Klemmen, Nadel, Faden, all den Kram eben." Antwortete Nadia für ihren Vater. Während der Fahrt haben wir den Typen namens Cameron auf den Bauch gedreht damit Chibs besser an die Verletzung kam.
"Shit. Woher haben wir einen Krankenwagen?" Fragte Gemma und blickte in den Wagen.
Chibs und ich zeigten gleichzeitig auf Sack der neben Gemma stand.
"Die hohle Nuss hat ihn geklaut." Meinte Chibs, während Sack nur trottelig schmunzelte.
"Chibs schreib die Scheiße auf die wir brauchen. Ich ruf Tara an, vielleicht kann sie uns helfen."
"Okay, Jackie-Boy." Sagte Chibs, als wir zu viert versuchten den Iren von der Liege zu heben.
   Irgendwie schafften wir es doch den Typen ins Clubhaus zu bringen und ihm in der Kapelle abzulegen.
Während Chibs irgendwie versuchte mit dem Zeug von dieser Tara die Kugeln aus dem Hintern des Typen zu bekommen, stand ich daneben und schaute zu, wartete zwischendurch auf meine Anweisungen, wenn Chibs Hilfe brauchte.
"Kann ich noch irgendwas tun?" Fragte Nadia und kam zu uns in die Kapelle.
"Momentan nichts, Kleine." Sagte Chibs. "Wenn wir nicht bald die Kugeln rauskriegen wird's böse."
"Böse inwiefern?" Fragte ich.
"Es entzündet sich. Dann kommt es zu einer Blutvergiftung und wenn er Pech hat, geht er deswegen drauf." Antwortete Nadia. Chibs nickte nur.
"Das ist wirklich schlecht für unseren Kumpel." Murmelte ich.
   Stunden vergingen und Chibs war immer noch am suchen. Er bohrte mit Skalpell und sonstigem Werkzeug in der Schusswunde herum. Seine Hände waren schon völlig Blut verschmiert. Ich hielt Camerons Beine auseinander und blickte angewidert in die Schusswunde. Nadia hatte den Kerl ein Küchentuch gegeben wo er reinbeißen sollte, wegen den Schmerzen.
"Ich finde die verdammte Kugel nicht." Fluchte Chibs auf.
"Er soll ruhig sein!" Sagte Tig zu uns.
"Okay." Nickte ich und dann wurde von Tig die Tür geschlossen.
"Hey, Kumpel. Ich weiß das sind Schmerzen, aber du musst mal eben kurz die Klappe halten, ja?" Fragte Nadia gereizt.
"Wenn du müde bist, dann fahr gefälligst nach Hause und leg dich hin. Du hast uns schon genug geholfen." Meinte Chibs zu ihr. "Danke dafür."
"Nein." Grummelte Nadia und schnappte sich den Whiskey mit den Piraten. Dann trank sie einen Schluck davon. "Ich bleibe."
"Okay. Juice könnte eine Pause gebrauchen. Er hat schon Schweißperlen auf der Stirn."
Nadia nickte und stellte sich neben mich. Ich machte Platz für sie. Dann drückte sie die Beine von Cameron auseinander.
   Cameron schrie wie am Spieß, was von Chibs Gebrüll übertönt wurde.
"Ich hab sie! Ich hab sie!" Schrie er und zog die Pinzette mit einer Kugel raus.
Gleichzeitig kam ein Blutstrahl aus der Wunde geschossen.
Nadia sprang zurück. "Shit!" Schrie sie. Ich ebenfalls.
Chibs griff an seiner Tochter vorbei direkt zu meinem Handgelenk, dann zog er mich zu sich und kam hatte ich mich versehen, steckte mein Finger in der Schusswunde.
"Was ist hier los?" Fragte Tig und kam mit Gemma in die Kapelle.
"Ich hab die. Eine Kugel ist raus." Chibs freute sich wie ein Honigkuchenpferd, während ich am würgen war und die Augen zusammenkniff.
"Das ist Irrsinn!" Rief Gemma.
"Was machen wir jetzt?" Fragte ich panisch.
"Lass deinen Finger in seinem Arsch!" Schrie Chibs mich an.
Ich würgte wieder und blickte zu Nadia, deren graues Shirt und Arme Blut verschmiert waren.
"Ich komm damit nicht klar. Das ist zu kompliziert." Sagte Chibs.
Gemma Biss die Lippen aufeinander. Dann stürmte sie heraus. Tig sofort hinter her.
"Ich brauch 'nen klären Kopf." Sagte Chibs.
"Geh ruhig." Sagte Nadia. Chibs legte den Kram beiseite und verließ die Kapelle. Nadia schob mir einen Stuhl hin.
"Glaubst du lebt er noch."
Nadia fühlte seinen Puls an den blutigen Handgelenken.
"Schwach. Aber er ist noch da." Bemerkte die nach einer Minute.
Wir beide blickten zu dem bewusstlosen Mann der mittlerweile im Alkohol, Blut und Spucke lag.
"Wenigstens etwas." Seufzte ich und blickte zu meinen Fingern in der Schusswunde, wo ich mit den Fingern die getroffene Arterie zudrückte. "Was glaubst du wie lange ich so bleiben muss?"
Ich blickte wieder zu meiner Freundin und hoffte auf eine konkrete Antwort. Doch sie zuckte nur müde mit den Schultern.
"Willst du was essen?" Fragte sie dann.
"Nein. Das wäre einfach nur ekelhaft. Mein Finger steckt in den Arsch von dem Kerl... Nein." Sagte ich kopfschüttelnd.
"Ich geh, bevor ich noch mehr Alkohol trinke um meinem Hunger zu stillen. Ich bring dir trotzdem was mit."
Nadia drückte mir einen Kuss auf den Mund und dann noch einen und ließ mich mit dem bewusstlosen Iren alleine.

[1] Lean On Me [SOA] ✔️. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt