[1] Lean On Me [SOA] ✔️.

9.) Schwach (Chibs)

9.) Schwach (Chibs)

"Ich kann Nadias Handy orten, wenn Gemma mir die Nummer gibt." Meinte Juice nachdenklich, als wir wieder im Clubhaus waren. Wir saßen in der Kapelle am Tisch und dachten darüber nach, was wir machen sollten.
Ich hatte meinen Kopf regungslos auf den Tisch knallen lassen, als ich kaum saß, kämpfte die ganze Zeit mit den Tränen und das sollten die anderen nicht sehen.
"Ich hol die schnell." Meinte Gemma und war aus der Kapelle wieder verschwunden.
"Okay, ich hol den Computer." Meinte Juice.
"Chibs, geb dir deswegen nicht die Schuld, Mann." Hörte ich Tig sagen. Wenige Sekunden später fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter. War Tig. Clay würde mir die Schulter mit seinen Pranken brechen.
Ich schluckte hart und sprang auf. Juice der gerade wieder in die Kapelle kam, erschrak sich deswegen, blickte mich mitleidig mit den Laptop in der Hand an.
"Es ist meine Schuld. Meine Schuld. Meine Tochter ist wegen mir in Charming hier. Und jetzt haben diese Nazis mein Kind. Weiß Gott, was sie mit ihr anstellen. Ich werde aber jeden von denen ihre weißblütigen Ärsche aufreißen."
"Ich werde dir dabei helfen." Sagte Juice. Er hatte sich an dem Tisch gesetzt und zog das Breitbandkabel lang. Dann setzte er sich hin und wartete nur noch auf Gemma.
"Wir können deine Wut verstehen." Sagte Clay und blickte zu mir. "Aber dir die Schuld dafür zu geben, ist nicht der richtige Weg, Chibs. Hasse diese Nazis. Nicht dich."
Ich schluckte wieder und nickte.
"Ich checks nicht. Wieso ausgerechnet deine Tochter. Keiner wusste davon, das sie überhaupt dein Fleisch und Blut ist."
Ich setzte mich wieder hin. "Ich glaube, dass... Die Idioten dachten, dass es... Da war ein Foto. Von Juice und ihr."
"Juice!" Grummelte Clay und drehte seinen Kopf zu ihm. "Eine Erklärung, bitte?"
"Alter!" Fluchte Tig und blickte verblüfft zu Juice. "Die Kleine ist die Tochter von Chibs, du mieser Perversling."
Juice schaute unschuldig auf. "Nein." Sagte er und schüttelte seinen Kopf. "Da ist nichts zwischen uns."
"Ja. NEIN." Sagte ich und reichte Clay das Foto. Der nahm es in seine riesen Pranken und schaute es sich an. Tig schaute über seine Schulter.
"Die beiden sitzen da nur auf einer Bank und unterhalten sich. Nur weil ihr lacht." Meinte Tig. "Was haben die Nazis sich dabei gedacht, dass sie ihm jeden Augenblick den Schwanz lutscht?"
Sauer blickte ich Tig an und wäre dem Penner fast an die Gurgel gesprungen.
    "Hey." Sagte Half-Sack, der in die Kapelle gestürmt kam.
"Gemma meinte ich soll hier 'nem Zettel..."
Juice war aufgesprungen und hatte dem Prospekt den kleinen gelben Zettel aus der Hand gerissen.
"Kannst wieder gehen." Meinte Clay zu Half-Sack.
"Das ist die Nummer der scharfen Braut von gestern, oder? Die mit den echt tollen Titten. Oder Juice." Fragte er grinsend und blickte zu Juice.
Juices' Augen wanderten zum Prospekt. Gereizt wohlgemerkt.
Warnend schaute ich ihn an, ballte die Fäuste. Wie redete er über mein kleines Mädchen?
"Ich würde aufpassen wie du über die scharfe Braut mit den echt tollen Titten redest." Sagte Tig und blickte zu ihm.
"Wieso? Juice kann die doch nicht für sich beanspruchen. So nach dem Motto, ich hab sie zuerst gesehen, also darf ich sie behalten und wird automatisch meine Old Lady!"
Juice tippte aggressiv auf der Tastatur des Laptops herum und atmete genervt tief durch.
Und ich konnte mich nicht mehr halten. Es war klar das es irgendwann aus mir herausplatzen würde.
"Verpiss dich!" Schrie ich ihn an und sprang regelrecht auf ihn zu. Jedoch waren Clay und Tig dazwischen und drückten mich zurück.
"Hey, was ist denn hier los?" Hörte ich Jax fragen. Jax war Clays Stiefsohn und Vize des Clubs.
"Das ist immer noch meine Tochter über die du so redest!" Schrie ich Half-Sack weiter an.
"Chibs!" Schrie Clay und drückte mich auf einen der Stühle nieder. Tig hatte den dummen Prospekt herausgeschubst und die Tür zugemacht.
"Klärt mich mal jemand hier auf?" Sagte Jax. Nachdem ich mich langsam wieder beruhigte.
Ich blickte zu Clay, sollte er das doch machen mit dem erklären. Ich war nicht in der Verfassung dazu.
Müde und erschöpft ließ ich meinen Kopf zurück auf den Tisch sinken und kämpfte schon wieder mit den Tränen.
Clay klärte den Vize in der Sache auf.
"Fuck. Tut mir leid, Chibs." Hatte Jackie gesagt. Ich stand wieder vom Stuhl auf und wollte einfach nur nach draußen. Drinnen war mir es einfach zu stickig. Ich brauchte frische Luft um einen halbwegs klären Kopf zu bekommen.
   Automatisch steuerte ich aber den mattschwarzem Yenko an, der vor der Werkstatt stand. Die Motorhaube stand offen. Ein schmutziger Lappen mit schmiere hang über der offenen Tür.
Ich verband dieses Auto mit so vielen Erinnerungen. Guten und auch schlechten. Und jetzt gehörte er meiner Tochter. Und ich hatte keine Ahnung wie es ihr geht. Was sie gerade durchmacht. Ich konnte es mir vorstellen. Aber ich wollte es nicht. Nora wird mich umbringen, wenn sie davon erfährt.
    Mir schossen wieder Tränen in die Augen, als ich auf das Foto von Nadia und mir schaute. Ich saß auf den Fahrersitz, wollte nur alleine sein. Diese Tränen konnte ich aber nicht zurückhalten. Sollte doch jeder wissen, das sie meine Tochter ist. Die Tochter eines Sons. Sollten die Leute in der Hölle verrotten die ihr auch nur ein Haar krümmten.
"Chibs!" Hörte ich Juice über den Hof rufen. Er stand vor dem Clubhaus, blickte zum Yenko. Clay, Tig und Jax stürmten bereits zu ihren Harleys. Hatten sie sie gefunden? Hatte das orten des Handys meiner Großen gefunden? Ich konnte nicht aussteigen. Keiner sollte sehen, dass ich schwach bin.
Juice lief über den Hof, direkt auf mich zu.
"Chibs." Sagte er leise und blieb an der Fahrerseite stehen. Er blickte zu mir runter und schluckte. Keiner hatte mich bisher weinen gesehen. Keiner. Was dachte Juice, dass ich schwach bin?
"Ich bin schwach, ich weiß." Murmelte ich und starrte auf den Lenkrad.
"Nein, du zeigst keine Schwäche. Du zeigst nur, das du ein Vater bist, der seine Tochter liebt und sich Sorgen macht..." er machte eine Pause. "Ich habe ihr Handy geortet. Eine Lagerhalle außerhalbs. Schießen wir den Nazis weitere Löcher in den Arsch."
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, steckte das Foto zurück in die Tasche und nickte zustimmend.