19.) Mit Dudelsack und Schottenrock (Chibs)
Ich fuhr auf meiner dröhnenden Harley Richtung Charming voran. Hinter mir fuhr der mattschwarze Höllen-Yenko mit meiner Tochter.
Ich bin ja kein Mann von Angsthase, aber als ich daran dachte, auf Nora zu treffen, hätte ich mir am liebsten fett in die Hose geschissen.
Ich blickte immer wieder in die Seitenspiegel um mich zu vergewissern, das meine große Tochter noch da ist.
So gerne hätte ich sie noch länger in Charming behalten, aber mit den bescheuerten Nazis, wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Wir waren schon zwei Stunden unterwegs und das ohne Pause. Eine Stunde extra, weil es auf dem highway gekracht hatte und wir im Stau standen. Eine Pause brachte eh nichts, da wir eh bald da waren.
Und nach weiteren 20 Minuten kamen wir in Oaktown an. Ich fuhr rechts auf den Standstreifen und winkte Nadia an mir vorbei, damit sie uns zu dem Familienhaus fahren kann. Ich kannte den Weg, war mir aber nicht sicher, ob es der richtige war. Also ließ ich sie einfach vor fahren.
Nach weiteren zehn Minuten Fahrt durch die Stadt, hielt Nadia eben vor den kleinen zitronengelben Haus, was ich wieder erkannt hätte. Ich fuhr die leere Auffahrt zur Garage hoch und ließ den Motor verstummten.
"Hat sich nichts verändert." Bemerkte ich als ich zum Haus schaute. Nadia stand neben mir mit Sack und Pack.
"Ja, immer noch dasselbe Pissgelb."
Ich schnalzte belustigt mit der Zunge und wandte mich zu meiner wunderschönen Tochter.
"Bist ja nicht begeistert, hier zu sein." Meinte ich.
"Ich habe Angst, dass du und Mom aufeinander treffen wird. Und geschweige auf die Reaktion darauf." Sie zeigte auf das Pflaster in ihrem Gesicht. Dahinter hatte sich bereits ein blauer Fleck gebildet.
"Du hast doch gesagt, du sagst ihr, dass es eine Tusse war, mit der es ein wenig eskaliert ist."
"Werd ich auch sagen. Trotzdem wird sie denken, dass es mit dem Club zu tun hat." Nadia seufzte und kramte die Haustürschlüssel aus ihrer Handtasche.
"Gibst du mir noch mal die Autoschlüssel?"
Sie hielt die Wohnungsschlüssel in der Hand und suchte nach den Autoschlüsseln, die sie mir rüber warf. Ich fing sie auf und ging zum Auto. Nadia beobachtete mich, als ich meine gepackte Reisetasche herausholte. Schnell stopfte ich meine Sons-Kutte in die Tasche und zog die am Reißverschluss wieder zu.
"Du willst hier pennen?" Fragte sie erschrocken.
"Nein, in einem Motel. Bevor ich die Tasche vergesse..."
"Achso." Beruhigte Nadia sich. "Den Dritten Weltkrieg hätte ich nicht ertragen."
Ich lachte leise und schloss den Yenko ab. Gemeinsam gingen wir die Stufen der Veranda hoch.
Nadia schloss die Tür auf und der Geruch von Zitrone stieg mir in die Nase.
"Mom, hat wieder geputzt." Bemerkte Nadia und schlüpfte aus ihren Sneakers, die sie zu den anderen etlichen Schuhen aller Art schob. Frauenhaushalt.
"Soll ich meine Schuhe ausziehen?" Fragte ich.
"Darfst die ruhig anbehalten." Antwortete Nadia. "Lass uns die Taschen nach oben bringen."
Ich nickte und folgte meiner Tochter die Stufen der Treppe in den ersten Stock.
Ihr Zimmer war anders. Nicht mehr so mädchenmäßig. Es war erwachsen. Es wirkte dunkel und mit den Postern von AC/DC und Led Zeppelin und sonstigen Rockgrößen hätte ich gedacht, das hier ein Student -männlich- wohnen würde. Aber da war die pinke Harley die ich ihr zum 13ten geschenkt hatte und dann der offene Kleiderschrank, der aussah als würde er Klamotten kotzen. Nadia schob, schoss und warf ihre Klamotten in den Kleiderschrank schob die Türen zu.
"Sorry, für die Unordnung. Aber das bin ich." Entschuldigte sich bei mir. Ich lachte nur, weil es bei mir genauso lief.
"Ich bin genauso chaotisch, wie du."
Nadia blickte zu mir. Verblüfft wohlgemerkt. "Nah?"
"Aye-aye." Grinste ich und zwinkerte ihr zu. Sie schmiss ihre Taschen auf dem Bett und ich meine daneben.
"Hunger? Durst?" Fragte sie.
"Beides." Nickte ich.
"Dann können wir ja was kochen. Aber irgendwas ohne Eier." Sagte Nadia zu Frieden.
"Klar." Nickte ich.
Wir entscheiden uns schnell was für kochen oder beziehungsweise backen wollten. Pizza. Wir hatten Fertigteig und Fertigsoße. Und das Zeug wie Pilze, Salami und Schinken, Mozzarella und Pizzakäse fanden wir im Kühlschrank.
Wir wuschen uns die Hände und Nadia reichte mir, nachdem ich meine Lederjacke ausgezogen hatte eine Kochschürze und das Motiv ließ mich verblüfft auffluchen.
Dudelsack und Schottenrock.
"Ehrlich jetzt?" Fragte ich erst total pissed off.
Aber als ich dann ins Gesicht von Nadia blickte und sie mich unschuldig angrinste, musste ich laut auflachen.
Nadia hatte sich eine Adams-Schürze geschnappt. Also da war ein durchtrainierter Männer-Six-Pack und an der nötigsten Stelle war eben ein Blatt gewesen.
Nora und ihr Fabel für komische Kochschürzen.
"Okay, was muss ich machen?" Fragte ich meine Tochter.
"Hast du das noch nie gemacht?"
"Ich bestelle immer, fahr ins Restaurant oder Gemma kocht."
Nadia nickte nur.
"Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Dazu habe ich nie wirklich Zeit. Dachte das ist dir schon bei den Eiern klar geworden, dass man mich nicht in die Küche stellen sollte."
Nadia lachte. "Ich dachte das wäre nur dieses Eier-Problem... Aber ich kann es dir ja zeigen."
"Gut." Nickte ich zufrieden.
"Damit meine ich, ich kommandiere dich herum und du machst das was ich sage. Wenn ich schnaube, machst du etwas falsch. Hm?" Fragte sie und ich nickte.
"Alles klar." Nickte ich und klatschte bereit in die Hände. Und schon wurde ich von meiner Tochter herum kommandiert die sichtlich ihren Spaß dran hatte. Und so schwer war das eigentlich gar nicht. Das ging auch verdammt schnell, sodass nach zehn Minuten das Backblech mit der reichlich bedeckten Pizza im angeschalteten Ofen backte. Ich saß gespannt am kleinen Küchentisch, blickte in den Ofen, während Nadia mein Tomatensoßen-Albtraum wegwischte. Das eine Glass ist aus meiner Hand gerutscht und auf die Arbeitsplatte geknallt. Ich wollte die Scherben und die Soße wegmachen aber Nadia übernahm das. Da ich nach der harten Zubereitung eine Pause verdient hatte. Und sie wischte es auch ganz schön schnell weg.
Ich wollte nicht sinnlos herumsitzen und versuchte den Tisch einzudecken. Nadia sagte mir, wo ich was finden konnte. Also wo die Teller und so waren und dann deckte ich den Tisch für zwei ein.
Da es eine Männeraufgabe war holte ich die Pizza aus dem Ofen und schnitt die in gerechte Stücke.
"Das ist deins." Sagte ich zu Nadia und hielt ihr dem Teller mit einem kleinen Krümmel hin.
"Der Rest gehört mir." Grinste ich.
Nadia schlug mir leicht auf den Hinterkopf und knurrte, dass ich da mal schön vergessen kann.
Dann setzten wir uns am Tisch und fielen mit einem kühlen Bier über die Pizza her.
Scheiße war der Käse heiß und scheiße schmeckte die Pizza gut.
Ich war stolz auf mich und Nadia auch auf mich, denn sie klopfte mir mit den Worten: "Gut gemacht, Dad." Auf die Schulter.
DU LIEST GERADE
[1] Lean On Me [SOA] ✔️.
FanfictionLean On Me hält sich an die erste Staffel von Sons of Anarchy und dreht sich um Nadia Kramer, die sich eines Tages auf den Weg nach Charming eine kleine Stadt in Nord Kalifornien begibt, um ihren richtigen Vater kennenzulernen. Als sie in Charming a...