47.) Erwischt (Nadia)

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47.) Erwischt (Nadia)

Müde saß ich vor der Werkstatt und beobachtete die Jungs beim Arbeiten zu während ich zwischendurch ein Spiel auf meinem Handy zockte.
Mein Handy klingelte auf und ich ging ran.
"Ja?"
"Wir haben die Wohnung!" Rief Lee am andren Ende.
"Cool." Meinte ich.
"Was!?" Fragte sie gereizt.
"Bin nur gelangweilt." Sagte ich und sah wie Clay mit Gemma im Schlepptau zur Werkstatt ging. Gemma machte nur einen Bogen und kam zu mir.
"Ich ruf dich zurück. Okay. Bye."
Ich legte auf und Gemma setzte sich zu mir.
"Ich saß bis jetzt im Knast." Verkündete Gemma.
"Eigentlich hätte ich..."
"Du weißt. Nur noch eine Straftat und du kommst in den Knast. Du bist zwanzig das will ich dir nicht antun. Und schon ganz und gar nicht deiner frischen Beziehung."
Ich nickte nur. "Danke, Gemma." Murmelte ich und brach fast in Tränen aus.
"Was ist los mit dir?" Fragt sie mich.
"Nur das mit Mom. Ich zweifle daran ob das richtig war nach Charming zu kommen. Sie hat mich all die Jahre durchgefüttert und jetzt lass ich sie alleine wegen Dad. Ich bin eine Scheißtochter."
"Nein. Bist du nicht!" Sagte Gemma. "Du bist alt genug selber dein Leben zu leben. Du hast die Entscheidung getroffen weil die richtig ist. Deine Mom hat sich zwar um dich gekümmert, aber sie hat dich auch all die Jahre hintergangen und belogen, was deinem Vater betrifft und auch ihre Vergangenheit. Deine Mom mag zwar für uns da, aber sie hat es Faust dick hinter den Ohren."
"Was meinst du?" Fragte ich verwirrt.
"Das spielt keine Rolle." Sagte Gemma. "Jetzt hast du uns. Deinen Vater. Und Juice."
Ich nickte. "Du hast eine ganz große Familie gewonnen."
"Ich weiß. Lee und ich haben eine Wohnung."
"Hier?" Fragte Gemma.
"Ja." Nickte ich. "Ist gleich in der Gegend."
"So habt ihr eure Ruhe vor uns. Du und Juice."
Ich lachte leise. "Wie kam's das du ausgerechnet Juice... Wieso nicht mein Sohn zum Beispiel?"
"Juice ist es einfach. Ich weiß nicht wieso. Aber er ist es einfach. Auch wenn Jackson scharf ist, guter Job, Gem. Aber es ist einfach Juice." Meinte ich lächelnd.
"Wann hast du es vor Chibs zu sagen?"
"Ich warte noch. Und solange hier alle dicht haltet. Und Juice und ich unauffällig... Ich warte bis sich alles abgekühlt hat und Zeit vergangen ist."
"Wie oft habt ihr es schon gesagt?"
"Was?"
"Das: ich liebe dich?"
"Er hat's einmal gesagt..."
"Du hast es nicht erwidert, Schätzchen?" Fragte Gemma schockiert.
"Ich hab ihn geküsst... Ich brauche meine Zeit bis ich das sage, aber ich bin mir deswegen sicher, dass ich genauso fühle wie Juice für mich."
"Wehe du brichst ihm das Herz. Der Junge hat keinen. Er kennt sein Vater nicht und seine Kindheit war nicht die beste. Er ist im schlimmsten Stadtteil von New York aufgewachsen. Seine Mutter hat Drogen genommen,  hat ihn geschlagen und vernachlässigt, herumgehurt. Mit 16 ist er aus New York und nach Kalifornien geflüchtet. Mit 17 war er aufeinmal in Charming und wir haben ihn aufgenommen. Er war auch nur ein kleiner Prospect, hat sich hochgekämpft... Seit du hier bist ist er anders. Er hat aufgehört zu rauchen... Okay er ist zwar noch ein wenig durchgeknallt, aber so ist er eben. Er ist jung und macht Fehler... Er hat sich verändert seit du da bist. Positiv. Ich sehe ihn an, dass er dich wirklich liebt. Er ist sofort zu mir gelaufen, als Lee angerufen hat, damit er nach Oaktown kommen kann... Er wird für dich durchs Feuer gehen."
"Ich für ihn auch." Nickte ich und blickte zu Juice, der an einem Volvo herumschraubte.
"Das kleine Miststück war vorhin vor dem Polizeirevier." Meinte Gemma und rollte die Augen.
"Was wollte die."
"Sich bei mir entschuldigen. Sie meinte sie ist wegen Sack nach Charming gekommen."
"Das hat sie mir schon gesagt, als ich die vom Hof geschmissen habe."
"Du weißt, ich hab was gut bei dir."
"Das hast du." Nickte ich.
"Ich komme darauf zurück!"
Gemma drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich alleine auf der Bank sitzen.
"Lowell komm mal her!" Rief Tig in Richtung Garage. Mein Dad stand neben Tig und die hatten Sack in Schlepptau. Dieser trug nur ein Tanktop und ne Sportshorts, dazu Sportschuhe. Seine Hände waren Bandagiert- so Boxmäßig.
Einer der Mitarbeiter kam aus der Werkstatt- ging zu den Männern.  
Ich sprang von der Bank auf und schlich mich in Richtung Werkstattgaragen. Juice schraubte gerade an einer Yamaha herum.
"Hey du." Sagte ich und setzte mich auf einen der Werkbänke.
Juice drehte sich zu mir. "Na." Grinste er. "Schon mit Lee wegen dem Apartment geredet?"
"Sie wollte heute noch hier auftauchen." Antwortete ich. "Wann hast du Pause?"
"Ich hab gerade erst angefangen. "Aber wenn du mich fragst, dann mach ich jetzt Pause."
"Nicht das du Ärger mit Clay kriegst. Ich geh vor. Dein Zimmer?"
Juice nickte. "Gib mir fünf Minuten."
Als ich von der Werkbank sprang und nach draußen ging, berührte ich Juice an der Schulter und dann setzte ich meinen Weg zurück ins Clubhaus fort.
"Hast du Kampferfahrungen?" Fragte Bobby mich als ich im Clubhaus stand.
"Normale Schlägereien wieso?" Stellte ich die Gegenfrage.
"Es ist bald wieder Fight-Club Saison. Alle Geschlechter. Der Club steckt richtig in den Miesen. Und da setzt man ja Wetten drauf. Uhm. Sack hat ja schon sein okay gegeben. Und wenn du auch noch mit machen würdest, würde sogar noch extra was für die Clubkasse..."
"Ich kämpfe dann nur gegen anderen Frauen?" Hakte ich vorsichtig nach.
Bobby nickte. "Ja."
"Klar. Aber wer trainiert mich?"
"Damit Filip und du noch mehr zueinander findet... Ich frage ihn gleich mal."
"Klar." Sagte ich.
Damit ließ mich Bobby zurück und ich wartete auf Juice, der keine Sekunden später bei mir stand.
"Ich dachte... Zimmer?" Fragte er verwirrt.
"Ich weiß da was besseres." Sagte ich und blickte zur Kapelle.
"Du bist verrückt!" Sagte Juice schockiert.
"Ich weiß." Sagte ich, schnappte mir Juices Hand und zog ihn in die Kapelle.
Ich schloss die Türen und machte die Jalousien am Fenster herunter, damit uns keiner sehen konnte.
Juice schnappte nach mir und hob mich hoch. Sofort schlang ich meine Beine um seinen Rücken und küsste ihn leidenschaftlich. Juice erwiderte den Kuss und setzte mich vorsichtig auf dem großen Tisch ab.
Ich merkte ihn an, wie panisch er war. Er hatte Angst, dass jemand reinplatzen könnte, wenn wir hier am rummachen waren. Wenn ich daran dachte, das Dad uns hier erwischen könnte- da bekam ich auch Angst.
Juice zog mir das schwarze Top über den Kopf und küsste meinem Hals. Ich stöhnte genüsslich.
    Als die Tür aufplatze, schubste ich Juice von mir weg.
"Sack!" Fluchte Juice. 
Sack schaute mit offenen Mund zu mir, entschuldige sich und schloss die Tür.
Ich musste nur lachen, während Juice herumfluchte.
"Nadia, Bobby sucht dich!" Hörte ich Sack rufen, der vermutlich an der Tür stand und in Erdboden versank.
"Jetzt sofort!" Rief ich zurück, während Juice wieder anfing meinen Hals zu küssen.
"Ja!" Entgegnete Sack.
Ich drückte Juice von mir weg und hob mein Shirt vom Boden auf.
"Sorry, Babe." Meinte ich und zog mir das Shirt rüber.
"Was will Bobby von dir?" Fragte Juice.
"Wegen den Fight-Club. Er meinte das der Club Probleme hat. Geld und das. Und mit Sack und mir, dann könnten die die Schulden mit den Wetten begleichen."
"Du willst dich prügeln? Für den Club?"
"Ich kann auch nichts dafür, dass ich so hilfsbereit bin."
"Verlier bloß keine Zähne." Grinste er dann. Ich grinste ebenfalls. "Idiot."
Ich packte ihn an seinem Shirt und drückte ihm ein Kuss auf den Mund.
"Idiotin." Gab Juice zurück.
Ich drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund und trat aus der Kapelle raus. Sack wartete immer noch vor der Tür und entschuldigte sich wieder bei mir.
"Schon in Ordnung!" Beruhigte ich ihm.
"Kannst du ja nicht wissen." Fügte Juice hinzu und verschwand nach draußen aus dem Clubhaus.
"Bobby ist beim Boxring." Sagte Sack und ging vor.
"Wie heißt deine Kleine überhaupt?" Fragte ich ihn.
"Cherry." Lächelte er.
"Und magst du sie?"
Sack nickte. "Kaum zu glauben, dass Gemma ihr mit dem Skateboard eine runtergehauen hat."
"Ja!" Lachte ich nervös. "Gemma."
Ich kratzte mir am Hinterkopf, aber Sack war wohl nicht so schlau, darauf zu kommen.
"Sie war eine Nacht im Krankenhaus. Aber jetzt geht es wieder."
"Sie hat sich bei Gemma entschuldigt. Das ist doch schon mal was."
"Glaubst du du musst auch mit den anderen Sons schlafen, weil die es wollen?"
"Nein. Denke nicht. Ich bin doch Chibs Tochter und momentan noch heimlich Juice' Old Lady."
"Noch. Willst du es deinen Dad sagen?"
"Weiß nicht. Momentan noch nicht. Das ist noch ziemlich frisch mit Juice und mir. Ich warte noch ab." Nickte ich.
"Sag es deinem Vater. Wenn er es so herausfindet, wird's kritisch."
"Sehe ich genauso. Aber solange wir uns unauffällig Verhalten..."
"Das, das da in der Kapelle war nicht unauffällig!?" Fragte Sack ironisch.
"Das wird nicht mehr vorkommen." Stellte ich klar.
"Nadia!" Rief Dad. "Du willst das wirklich versuchen?"
"Ein Versuch hat noch niemandem geschadet, Pop." Sagte ich und stellte mich zu den anderen an den Ring. "Gegen wen darf ich üben?"
"Während Sack gegen Lowell kämpft, schlüpf in deine Sportsachen und wärm dich auf." Meinte Tig. "Kein Alkohol, keine Joints und keine Kerle."
Ich hob unschuldig die Hände. "Kerle?!" Schnaubte Dad. "Keiner nähert sich meiner Tochter nur auf einen Meter, damit das klar ist."
"Aber natürlich." Meinte Sack ironisch und ich blickte ihn warnend an.
Das der seine Kippe ausdrückte bekam davon nichts mit.
Während Tig mich zum Umziehen aufforderte verschwand ich nach hinten in mein Zimmer. Ich hatte lange nicht mehr Sport gemacht, aber naja. Ich suchte aus meinen Schrank die passenden Klamotten. Top und Sportshorts, dann Turnschuhe. Meine Haare Band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Dad kam zwischendurch rein und reichte mir Bandagen für die Hand.
"Deine Übungspartnerin verspätet sich einen Augenblick." Sagte Dad.
"Dann knöpf ich mir Sack als Aufwärmung vor." Meinte ich selbstbewusst.
"Der kleine hat es ganz schön drauf." Bemerkte Dad und lachte mich tatsächlich aus.
"Ein bisschen mehr glaube an deine Tochter, vielleicht?" Fragte ich ihn und schlug ihn leicht auf den Hinterkopf. Fast flog ihn seine Sonnenbrille von Kopf aber er fing sie noch auf.
"Spar dir das für deine Gegnerin auf." Sagte Dad.
"Also kämpfe ich nicht gegen Sack?"
"Nein." Sagte Dad und war aus meinem Zimmer verschwunden. Sauer fluchte ich auf und trat gegen mein Bett. Nur wenigstens der Versuch gegen einen Mann zu kämpfen, würde eine Genugtuung sein. Aber wenn sich mein Vater so dagegen weigert. Dann eben nicht.

[1] Lean On Me [SOA] ✔️. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt