15.) Aufgelegt (Nadia)

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15.) Aufgelegt (Nadia)

"Ich sollte Mom anrufen." Sagte ich, als ich mit Dad weiter am Tisch saß. Wir hatten zu Ende gefrühstückt und hatten darüber gesprochen, mit Mama wegen den ganzen Briefen und anrufen zu sprechen.
Damit sie uns sagen kann, wieso sie das getan hatte. Ich wusste es das es daran legen könnte, das sie mich beschützen wollte. Aber das wollte ich von ihr selber hören, dass sie die Briefe unterschlagen hat.
"Jetzt schon?" Fragte Dad und trank von seinem Kaffee.
"Ja, bevor sie zur Arbeit muss." Sagte ich und zog mein Handy hervor.
"Oh, wo arbeitet Nora denn?" Wollte Dad wissen und schien neugierig.
"In einem Klamottenladen in Oaktown." Sagte ich und wählte die Nummer. "Sie ist doch aus dem Jurastudium geflogen, wegen einer vollen Tüte Haschisch."
Dad und ich lachten gleichzeitig. "Ja, daran erinnere ich mich zu gut." Grinste er.
Es tutete die ganze Zeit aber Mom ging nicht ran. Typisch. Ging ich mal nicht ran und rief zurück, drehte sie den Spieß um und ignorierte mich. Ich konnte mir schon vorstellen, wie sie am Küchentisch saß, mit der Zeitung auf dem Schoß und den Blick auf dem Handy.
"Das ist die Rache dafür das ich gestern nicht mit ihr telefoniert hatte. Geschweige zurück gerufen..."
"Nora ist immer noch so nachtragend wie früher." Seufzte Chibs, als ich Mama wieder anrief. Ich deutete Dad an, dass er leise sein sollte und stellte auf Lautsprecher, damit er mit hören konnte als Mom das Gespräch entgegen nahm.
"Schön das du auch mal zurück rufst." Meinte Mama mit ihrer nachtragender Stimme.
"Dir auch einen guten Morgen." Gab ich fröhlich zurück.
"Hm." Grummelte Mama. "Wie geht's dir?"
"Gut und dir?" Stellte ich die Gegenfrage und fasste an meine Wange mit den Pflaster. Dad blickte komisch, irgendwie tadelnd, dass ich Mom anlog.
"Auch gut. Wieso hast du gestern nicht zurück gerufen?"
"War beschäftigt." Sagte ich knapp.
"Hast du mit ihm gesprochen?" Fragte Mama nicht gerade begeistert. Dad spannte sich daraufhin an und umfasste die Tasse mit dem Kaffee, die er anstarrte.
"Ja." Sagte ich. Irgendwie wurde ich leicht sauer. Wenn Mom mich angelogen hat, wegen den Briefen, würde ich ziemlich pissed off sein. "Fil meinte, dass er niemals Briefe bekommen hat. Und wenn er bei uns versucht hat anzurufen, dass die Nummer nicht mehr gültig, oder anderweitig vergeben war."
"Alles Lügen!" Zischte Mama sauer. "Die Briefe hab ich abgeschickt und Anrufe gab es auch nie."
"Nora, ich habe wirklich versucht..." Warf Dad ein.
"Er hört mit? Was hat er dir gesagt, dass du jetzt auf seiner Seite stehst, huh? Was?"
"Nichts, Mom! Er hat niemals Briefe bekommen. Niemals. Ich glaube ihn und so wie du wieder reagierst, hast du irgendwas zu verbergen."
"Ach!" Machte Mama abfällig und dann war das Gespräch von ihrer Seite beendet.
"Mom!?" Rief ich sauer. Ja, sie hatte aufgelegt. Einfach aufgelegt. Aber das bestätigte sich ja nur, dass sie doch etwas mit den Briefen und deren verschwinden zu tun hat.
Ich machte die Tastensperre rein und lehnte mich sauer zurück.
"Das gibt es nicht. Das gibt es einfach nicht! Das sagt doch gerade schon alles!"
"Beruhig dich. Nora wird sicherlich einen guten Grund haben, wieso sie das getan hatte." Meinte Dad und fuhr sich durch das dunkel und hellgraue kurzen Haare.
"Hm." Murmelte ich und seufzte.
"Sei nicht böse auf deine Mom. Das bringt nichts, sauer auf sie zu sein."
"Aber du musst mich ja auch verstehen. Ich hab Mama die Briefe mitgegeben, auf der Hoffnung, dass sie sie abschickt. Und das hatte sie nie. Wer weiß, was sie mit denen gemacht hat. Wenn Sie nicht wollte das ich etwas mit dir zu tun haben wollte... Wenn sie es nie wollte, dass wir uns sehen, dann hätte sie mir das doch irgendwie sagen sollen. Dann hätte ich das verstanden. Dann hätte ich doch nur Briefe geschrieben. Wenigstens etwas, wo ich Kontakt mit dir gehabt hätte."
Dad rutschte zu mir rüber, als er sah, dass ich wieder mit den Tränen kämpfte. Er legte sein Arm um meine Schulter und drückte mich an sich. Ich unterdrückte es aber in Tränen auszubrechen. Wollte nicht als kleine Heulsuse dastehen. Schließlich war mein Vater Filip "Chibs" Telford, war bei der Army und gehört einen MC an. Ich musste ja eigentlich nur tough sein. Oder?

[1] Lean On Me [SOA] ✔️. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt